Reinhard Marx (links) und Heinrich Bedford-Strohm
Vatikan

Zum Reformationsgedenken in der Ökumene voranschreiten

Rom, 7.2.17 (kath.ch) Papst Franziskus hat den Vorsitzenden des Rats der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Heinrich Bedford-Strohm, zu einer Audienz im Vatikan empfangen. Begleitet wurde Bedford-Strohm am 6. Februar vom Vorsitzenden der Deutschen Bischofskonferenz, Kardinal Reinhard Marx, sowie einer ranghohen EKD-Delegation. Das gemeinsame Reformationsgedenken biete die Gelegenheit, «einen weiteren Schritt vorwärts zu tun», sagte der Papst in seiner Ansprache.

Papst Franziskus forderte eine «Intensivierung des theologischen Dialogs», um die weiter bestehenden Differenzen in Glaubenslehre und Ethik zu überwinden. Er würdigte Bedford-Strohm in seiner sonst auf Italienisch vorgetragenen Rede auf Deutsch als «Mann mit Feuer im Herzen».

Rückenwind für die Ökumene

Der EKD-Ratsvorsitzende sprach anschliessend von einer «sehr herzlichen Begegnung», die «weit über den formellen Austausch von Reden hinaus» gegangen sei. Marx erklärte vor Journalisten in Rom, von dem Treffen gehe ein «starker Rückenwind» für das ökumenische Gespräch in Deutschland aus. Der EKD-Ratsvorsitzende sprach in der Audienz nach eigenen Angaben auch ein gemeinsames Abendmahl für katholisch-evangelische Paare an. Er und Marx betonten, dass der theologische Dialog über diese Frage verstärkt werden müsse (siehe Text rechts).

Bedford-Strohm zeigte sich besonders erfreut darüber, dass der Papst in seiner Rede von einer «versöhnten Verschiedenheit» von Katholiken und Protestanten gesprochen habe. Damit habe er deutlich gemacht, dass niemand Angst vor einer Grosskirche haben müsse, «in der die einen verschluckt werden» und ihre kostbaren Traditionen verlören.

Franziskus sagte weiter, er sei dankbar, dass Protestanten und Katholiken in Deutschland anlässlich des Reformationsgedenkens einen bedeutenden gemeinsamen Akt der Busse und Versöhnung am 11. März in Hildesheim vollzögen. Er äusserte die Hoffnung, der ökumenische Gottesdienst sowie die weiteren Initiativen von EKD und Deutscher Bischofskonferenz könnten Impulse sein, um noch rascher auf dem Weg voranzukommen.

Einladung nach Deutschland

Bedford-Strohm und Marx luden den Papst nach Deutschland ein. Eine Antwort habe Franziskus nicht gegeben, «aber er hat uns wohlwollend angeschaut», so der Vorsitzende der Bischofskonferenz. Man habe Franziskus eingeladen, auch die evangelischen Christen in Deutschland zu besuchen, erklärte der EKD-Ratsvorsitzende.

In seiner Rede würdigte der Papst den ökumenischen Dialog zwischen Protestanten und Katholiken in Deutschland als «segensreichen Weg des geschwisterlichen Miteinanders». Es gelte nun mit Besonnenheit und inständigem Gebet, «die noch bestehenden Hindernisse zu überwinden», so Franziskus. Zugleich forderte Franziskus eine Stärkung der praktischen Zusammenarbeit zwischen EKD und Deutscher Bischofskonferenz für Notleidende und Umwelt.

Die EKD-Delegation und Kardinal Marx sprachen insgesamt 45 Minuten mit dem Papst. Die EKD hatte Marx zur Teilnahme an der Audienz eingeladen. Als Gastgeschenk überreichte Bedford-Strohm dem Papst eine Luther-Bibel in der revidierten Fassung.

Der Besuch fand statt im «Luther-Gedenkjahr», das an den Auftakt der Reformation vor 500 Jahren erinnert. Mit der Veröffentlichung der 95 Thesen Martin Luthers am 31. Oktober 1517 begann die Reformation. (cic)

Reinhard Marx (links) und Heinrich Bedford-Strohm | © KNA
7. Februar 2017 | 10:07
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Wunsch nach gemeinsamem Abendmahl

Der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Heinrich Bedford-Strohm, hat in einer Rede vor Papst Franziskus den Wunsch nach einem gemeinsamen Abendmahl von Katholiken und Protestanten bekräftigt. Es sei eine «mitunter schmerzhafte Realität», wenn christliche Familien mit Angehörigen unterschiedlicher Konfession nicht gemeinsam zum Abendmahl gehen dürfen, sagte Bedford-Strohm bei einer Audienz im Vatikan.

Bedford-Strohm regte auch einen vertieften Dialog über die Bedeutung der Taufe an, um in der Ökumene voranzukommen. «Die Teilhabe am Taufsakrament bildet für alle Christen ein unlösbares Band», sagte der oberste Repräsentant der deutschen Protestanten vor dem katholischen Kirchenoberhaupt. (ref.ch/epd)