Niqabträgerin
Schweiz

Burka-Verbot im Tessin: Islamischer Verein kassierte erste Busse

Locarno, 1.7.16 (kath.ch) Seit dem 1. Juli ist im Tessin ein Gesetz in Kraft, das das Verhüllen des Gesichts in der Öffentlichkeit verbietet. Die erste Busse ging an eine Frau, die dem Verein «Islamischer Zentralrat» (IZRS) angehört. Der Verein will die Busse anfechten, teilt er in einem Communiqué von Freitag, 1. Juli, mit. Weil Tessiner Polizisten kaum Englisch reden, behelfen sich die Behörden mit einem Flugblatt, um das Verbot betroffenen Frauen zu erklären.

Der Verein IZRS, der zum Teil salafistische Positionen vertritt, ist der Auffassung, dass das Verbot die Rechte der betroffenen Frauen verletze und dem öffentlichen Interesse in keiner Weise dienlich sei. Gemäss IZRS erhielt Nora Illi, die Frau eines Vorstandsmitglieds des Vereins, diese erste Busse für das Tragen eines Niqabs. Der IZRS hatte für den 1. Juli zu einer Pressekonferenz auf die Piazza Grande im Locarno eingeladen. An dieser trat die Konvertitin, welche den Niqab schon seit langem trägt, verhüllt auf.

Ferner sei auch Rachid Nekkaz gebüsst worden. Gemäss IZRS hätten die Polizeibeamten erklärt, dieser zwinge Illi zum Niqab-Tragen. Der in Frankreich lebende Unternehmer Nekkaz hat schon im Vorfeld des Verbots erklärt, er werde alle wegen Burka-Tragens anfallenden Bussen selber bezahlen. Der Verein will gemäss Mitteilung das neue Gesetz und die damit verbundene Busse auf dem Rechtsweg durch alle dafür vorgesehenen Instanzen anfechten.

Flugblatt statt Worte

Der Tessiner Justizdirektor Norman Gobbi von der Rechtspartei «Lega dei ticinesi» hat angekündigt, das Verbot rigoros durchzusetzen. Gemäss der «Aargauer Zeitung» wurden die Gemeindepolizisten angewiesen, Augenmass zu wahren. Bevor die Beamten ihren Bussenblock zücken, sollen sie die Frauen auffordern, den Schleier abzulegen. Was aber ein Problem ist.

Die SRF-Sendung «Heute Morgen» von Freitag berichtete, dass allein in Lugano 98 von 100 Polizisten kein Englisch, geschweige denn Arabisch können. Die Behörden behelfen sich mit einem Flugblatt, das die Beamten verschleierten Frauen in die Hand drücken können. Der Flyer erklärt auf Arabisch, warum das Burka-Verbot existiert und was die Konsequenzen bei Verstössen sind. (gs)

Luganeser Imam: «Das Burka-Verbot bedroht den sozialen Frieden»

Niqabträgerin | © Georges Scherrer
1. Juli 2016 | 16:53
Lesezeit: ca. 1 Min.
Teilen Sie diesen Artikel!