Bischof Charles Morerod
Schweiz

Bischof Morerod zum Reformationsjubiläum: Miteinander reden und denken

Freiburg i.Ü., 9.6.16 (kath.ch) Gleich an zwei Anlässen zur Reformation beteiligen sich die Schweizer Bischöfe im kommenden Jahr. Gefeiert werden die Jubiläen «500 Jahre Reformation» und «600 Jahre Niklaus von Flüe». Die Jubiläen verbinden Trennendes aber auch Einendes, sagt der Präsident der Schweizer Bischofskonferenz (SBK), Charles Morerod, im Gespräch mit kath.ch. Er nimmt auch zum Ausscheiden von Samuel Behloul als Direktor von Migratio Stellung.

Georges Scherrer

Die Schweizer Bischofskonferenz (SBK) hat vom 6. bis 8. Juni in Einsiedeln getagt. Dabei wurde über die Beteiligung am Reformationsjubiläum der evangelischen Kirchen gesprochen. Warum beteiligt sich die katholische Kirche gemeinsam mit dem Schweizerischen Evangelischen Kirchenbund (SEK) an der Weltausstellung in Wittenberg zum Gedenkjahr der Reformation?

Charles Morerod: Wir wurden von den Organisatoren eingeladen. Das entsprach auch einem Wunsch des SEK. Wir haben uns gefunden und mit SEK-Ratspräsident Gottfried Locher bereits über den gemeinsamen Auftritt gesprochen. Ich erinnere mich diesbezüglich auch an die Worte von Papst Johannes Paul II., als er 1984 die Schweiz besuchte. Damals sagte er: Ihr solltet die Geschichte der Reformation gemeinsam schreiben. Natürlich war die Reformation auch eine Trennung. Es gibt diesbezüglich verschiedene Interpretationen. Es ist aber besser, dass wir gemeinsam darüber denken und sprechen.

Welche Rolle nimmt die katholische Kirche der Schweiz in Wittenberg wahr?

Morerod: Was beim Auftritt in Wittenberg geschehen wird, ist noch offen. Es wird einen Schweizer Pavillon geben. Die Katholiken werden sich auch etwas an den Kosten beteiligen. Wir sind eingeladen worden, auch Ideen in das Projekt einzubringen.

Bringen Sie sich als Präsident der SBK persönlich ein?

Morerod: Ich werde gemeinsam mit dem Bischof von St. Gallen, Markus Büchel, vor Ort sein.

Ein ökumenischer Gedenk- und Feiertag mit dem Titel «Gemeinsam zur Mitte – 500 Jahre Reformation/600 Jahre Niklaus von Flüe» ist für den 1. April 2017 in Zug geplant. Ist es sinnvoll, diese doch sehr verschiedenen Jubiläen in einem gemeinsamen Festakt zusammenzuführen?

Morerod: Wir werden zeigen müssen, dass es seine Bedeutung hat, diese Jubiläen mit einem gemeinsamen Festakt zu feiern. Niklaus von Flüe ist nicht nur ein Heiliger der katholischen Kirche. Die Reformierten weisen darauf hin, dass er vor der Reformation lebte und damit auch für sie etwas bedeutet. Er öffnet darum auch für die Reformierten Spielraum. Wie im Fall des gemeinsamen Auftritts in Wittenberg ist es darum wichtig, dass wir Katholiken und die Reformierten gemeinsam diese Anlässe angehen.

Wo sehen Sie Berührungspunkte zwischen den Schweizer Reformatoren und Niklaus von Flüe?

Morerod: Sicher gibt es Berührungspunkte. Die mittelalterliche Spiritualität vereint sie. Auch der deutsche Theologe Johannes Tauler (1300-1361), der wie ich Dominikaner ist, hat diese Spiritualität gelebt. Sie war eine Inspiration für diese Leute. Niklaus von Flüe hat sich zudem nur über die Einnahme der Eucharistie ernährt. Zwingli hätte es vielleicht auf andere Weise durchlebt.

Gemeinsam dürfte den Reformatoren und Niklaus von Flüe gewesen sein, dass sie weltlichen Freuden wie üppigen Speisen abschworen…

Morerod: Die Askese hat im Leben der Reformatoren wie bei Niklaus von Flüe durchaus eine Rolle gespielt, wobei der Heilige eine strengere Askese führte.

Samuel Behloul scheidet auf den 31. August als Direktor der bischöflichen Kommission Migratio aus und wird Fachleiter Christentum beim Zürcher Institut für den interreligiösen Dialog (ZIID), ehemals «Zürcher Lehrhaus». Wie bewerten Sie es, dass er dieses Amt verlässt?

Morerod: Innerhalb der Bischofskonferenz müssen wir klären, was die Identität von Migratio ist. Danach werden wir gezielt nach einem Nachfolger suchen können. (gs)

Bischof Charles Morerod | © Maurice Page
9. Juni 2016 | 18:27
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