Statue der Heiligen Barbara beim Tunnelportal des Gotthard
Schweiz

Gotthard-Mineure: Heilige Barbara soll weiterhin über den Tunnel wachen

Zürich, 31.5.16 (kath.ch) Während 17 Jahren wachte die Heilige Barbara über die Mineure, die den Gotthard-Basistunnel bauten. Zwei Statuen der Schutzpatronin der Bergleute bleiben für immer im Tunnel, sagte Ambros Zgraggen, Leiter Medienstellen bei der Alptransit Gotthard AG, gegenüber kath.ch. Die interreligiöse Feier zur Einweihung des Bauwerks am Mittwoch, 1. Juni, werde in der Nähe der Barbara-Statue im Zugangsstollen Amsteg stattfinden.

Barbara Ludwig

Die Heilige Barbara ist Schutzpatronin der Bergleute und spielte auch für die Mineure am Gotthard eine wichtige Rolle. Eine Statue der Heiligen werde in der Regel zu Beginn einer neuen Untertag-Baustelle eingesetzt, sagte Christian Krauer, ehemaliger Baustellen-Chef in Sedrun, auf Anfrage gegenüber kath.ch. «Ein Mineur setzt sie, begleitet von zwei Kameraden, in eine vorbereitete Nische, wo sie im Rahmen einer kleinen Messe gesegnet wird.» Die Einsetzung der Heiligen Barbara werde anschliessend bei einem gemeinsamen Mahl und gemütlichem Zusammensein gefeiert.

Die Schutzpatronin habe auch heute noch eine grosse Bedeutung für die Mineure und Ingenieure, unabhängig von deren Alter, so Krauer. Jeder bedanke sich nach Schichtende auf seine eigene Art und Weise bei der Heiligen, wenn er wieder gesund und heil aus dem Tunnel komme.

Tunnelarbeiter kauften neue Statuen

Nach Abschluss der Rohbauarbeiten nehme der Bauunternehmer in der Regel «seine» Heilige Barbara mit auf die nächste Baustelle, erklärte Krauer. Das war auch bei den verschiedenen Statuen der Fall, die während des Baus des Gotthard-Basistunnels an den künftigen Portalen und weiteren Stellen aufgestellt worden waren. Zwei Statuen der Schutzpatronin jedoch bleiben für immer im Tunnel, sagte Ambros Zgraggen, Leiter Medienstellen bei der Alptransit Gotthard AG, gegenüber kath.ch.

Die Arbeiter hätten dies so entschieden. «Sie haben dafür speziell neue Statuen gekauft. Für sie ist es wichtig, dass die Heilige Barbara auch im Tunnel ist, wenn sie nicht mehr hier sind.» Laut Zgraggen befindet sich eine der neuen Statuen im Zugangsstollen Amsteg, die andere bei der sogenannten Multifunktionstelle Sedrun. Die Statuen könnten bei der Durchfahrt durch den Tunnel von den Bahnpassagieren aber nicht gesehen werden.

Die interreligiöse Feier zur Einweihung des längsten Tunnels der Welt vom Mittwoch, 1. Juni, wird laut dem Medienverantwortlichen in der Nähe der Barbara-Statue im Zugangsstollen Amsteg stattfinden. Etwas später geht der offizielle Staatsakt zur Eröffnung des Jahrhundertbauwerks über die Bühne, nach Angaben von Zgraggen etwa einen Kilometer vom Nordportal Erstfeld entfernt. Der Anlass könne angesichts der hohen Zahl Gäste und aus Sicherheitsgründen nicht am gleichen Ort stattfinden, so der Medienverantwortliche. Die Einsegnungsfeier werde jedoch in einer Aufnahme von Schweizer Radio und Fernsehen während des Staatsakts eingeblendet.

Heilige Barbara als Fürsprecherin

Beim Bau des Gotthard-Basistunnels kamen laut dem Tages-Anzeiger (18. Mai) neun Arbeiter ums Leben. Für sie und ihre Hinterbliebenen werde bei der interreligiösen Feier besonders gebetet, sagte Martin Werlen, der frühere Abt von Einsiedeln, gegenüber kath.ch. Der Benediktiner vertritt bei dieser Zeremonie zusammen mit einer reformierten Pfarrerin die Christen. Das Gebet der Christinnen und Christen ist laut Werlen in italienischer Sprache vorgesehen, weil die Angehörigen der Unfallopfer italienischer Muttersprache seien. In dem Gebet kommt der Schutzpatronin die Rolle der Fürsprecherin zu: «Auf die Fürsprache der heiligen Barbara lass sie deine heilende Nähe erfahren.» (bal)

 

 

 

 

Statue der Heiligen Barbara beim Tunnelportal des Gotthard | ©Screenshot / Merlovideo/uptextpic
31. Mai 2016 | 15:26
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Heilige Barbara

Die Heilige Barbara gilt als Schutzpatronin der Bergleute. Der Legende nach wurde sie als Tochter eines reichen römischen Kaufmanns Ende des dritten Jahrhunderts in Nikomedia geboren, dem heutigen Izmit in der Türkei. Während einer Reise ihres Vaters Dioskorus soll sich Barbara zum Christentum bekehrt haben. Weder ihrem Vater noch dem römischen Statthalter Marcianus gelang es, sie von ihrem neuen Glauben abzubringen. Der Statthalter liess die Heilige foltern und vor ein Gericht stellen. Zunächst wurde sie dazu verurteilt, sich nackt auf dem Markt zu zeigen. Auf ihr Gebet hin wurde sie aber mit Wolken und Nebel bedeckt. Daraufhin sollte sie enthauptet werden. Der Vater vollzog das Urteil selbst. Der Gedenktag der Heiligen Barbara ist der 4. Dezember.

Der Barbara-Tag war nach der Kalenderreform ab 1969 wie andere Gedenktage von rein legendarischen Gestalten nicht mehr im Festkalender der katholischen Kirche aufgeführt, heisst es im Ökumenischen Heiligen-Lexikon. 1972 sei sie aber wegen ihrer verbreiteten Verehrung in den Regionalkalender für das deutsche Sprachgebiet und 2001/2004 wieder ins Verzeichnis aller Heiligen und Seligen der römisch-katholischen Kirche aufgenommen worden. (bal)