Eröffnung Gotthard Basistunnel
Schweiz

«Segen für die Reisenden» zur Gottharderöffnung – aber von wem?

Bern/Thun, 26.5.16 (kath.ch) Die religiöse Zeremonie zur Eröffnung des Gotthard Basistunnels hat Kreise gezogen, die von den Beteiligten so wohl nicht erwartet wurden. Nachdem von christlicher Seite nun zwei Personen teilnehmen werden, moniert sich eine Partei darüber, dass Muslime überhaupt beteiligt sind. Am Programm der Feier wird dies nichts mehr ändern.

Die ersten Kapitel der Debatte sind abgeschlossen: Neben Martin Werlen, dem früheren Abt von Einsiedeln, wird von christlicher Seite die reformierte Pfarrerin Simona Rauch an der konfessionsübergreifenden Segensfeier am 1. Juni teilnehmen. Die Arbeitsgemeinschaft christlicher Kirchen Schweiz (AGCK.CH) hatte als Zeichen der Verbundenheit eine Vertretung für alle Konfessionen schicken wollen, bedauerte dann, dass dies nicht so vermittelt werden konnte.

Dank für und Begründung der Segensfeier

Während dieser Debatte wurde ebenfalls grundsätzliche Kritik an einer Segensfeier laut, an der nebst den Christen auch Muslime, Juden und eine Vertretung für alle konfessionslosen Einwohnerinnen und Einwohner des Landes vertreten sind. Dem hält die AGCK.CK in einer am 26. Mai verschickten Mitteilung entgegen, dass in den Religionen «neue Häuser sowie öffentliche Gebäude unter den Schutz Gottes gestellt» würden. Und in der Schweiz sei eine Mehrheit der Bevölkerung religiös verankert.

In diesem Sinn richtet die AGCK.CH erneut dem Bundesrat ihren Dank aus, dass diesem Umstand Rechnung getragen wurde und an der Eröffnung des neuen Eisenbahntunnels eine religiöse Zeremonie stattfinden könne. Dort könne somit um «den Segen für alle Reisenden und die im Tunnel Arbeitenden» gebetet werden.

«Konfessionsneutral und biblisch»

Nun schaltet sich auch die Politik in die Diskussion ein: Die Eidgenössisch Demokratische Union EDU, verlangt in einem offenen Brief an die Organisatoren des Eröffnungsanlasses, die religiöse Feier «auf eine konfessionsneutrale Segnung zu beschränken und sich auf biblische Inhalte zu besinnen». Die EDU erwartet nun, dass die Feier sich an biblischen Inhalten orientiere und somit «alle Christen gleichermassen vertreten» würden.

Die Partei, die sich gemäss ihren Statuten für «eine staatliche Ordnung nach biblischen Wertmassstäben» einsetzt und den evangelischen Freikirchen nahe steht, kritisiert sodann auch die Teilnahme eines muslimischen Imams an der Segensfeier. Der Islam gehöre «nicht in unsere abendländische Kultur». Weniger diplomatisch drückt dies die EDU-Kantonalsektion Zürich aus: «Schnapsidee: Allah am Gotthard», überschreibt sie eine Medienmitteilung. Es bestehe kein Anlass, «unseren Gotthard» im Namen Allahs zu segnen. Die EDU Schweiz verlangt in ihrem offenen Brief denn auch, dass ” islamische Praktiken nicht in die Eröffnungsfeier mit einbezogen werden».

Keine Änderungen mehr

Beim Bundesamt für Verkehr ist der offene Brief der EDU noch nicht eingetroffen. Wie Gregor Saladin, Co-Projektleiter von «Gottardo 2016” auf Anfrage von kath.ch erklärte, würde der Brief nach eintreffen beantwortet. Es sei allerdings ein Grundsatzentscheid gefällt worden, dass am Programm der Feierlichkeiten keine Änderungen mehr vorgenommen werden. (ms)

Eröffnung Gotthard Basistunnel | Screenshot Gottardo 2016
26. Mai 2016 | 14:46
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