Banderole der Schweizer Bischofskonferenz
Schweiz

Entlassung von Bischofssprecher: Ein «Affront» für engagierte Laien

Zürich, 5.2.15 (kath.ch) Erschreckt und mit Unverständnis reagieren angefragte Mitglieder der Medienkommission der Schweizer Bischöfe auf die Absetzung von SBK-Sprecher Simon Spengler. Es wird gemutmasst, dass Spengler mit seiner offenen Kommunikationsart das Opfer eines Rechtsrutsch innerhalb der Bischofskonferenz geworden ist. Der Entscheid sei ein «Affront für alle, die sich in den vergangenen Jahren um den Aufbau einer glaubwürdigen kirchlichen Medienarbeit bemüht haben», hiesst es einem Protestbrief der Medienkommission und des katholischen Medienzentrums in Zürich.

In dem an den Präsidenten der Schweizer Bischofskonferenz (SBK), Bischof Markus Büchel, adressierten Brief heisst es: «Die beschlossene Restrukturierung stellt uns vor ein fait accompli.» Über Sinn und Zweck der beschlossenen Änderungen unter dem Stichwort «mehr Marketing statt Kommunikation und Information» seien «unsere Organe vorgängig nie konsultiert worden». Der Brief wurde von Werner de Schepper und Marc Savary, Mitglieder des Präsidiums der SBK-Medienkommission, und Odilo Noti, Präsident des Vereins Katholisches Medienzentrums unterschrieben.

RKZ äussert grosses Bedauern

Der Schritt der Bischöfe wurde auch von der römisch-katholischen Zentralkonferenz (RKZ), dem Zusammenschluss der kantonalkirchlichen Organisationen, zur Kenntnis genommen. Daniel Kosch, Generalsekretär der RKZ, weist darauf hin, dass die Bischofskonferenz 2008 eine Erklärung verabschiedet hat, die der Medienarbeit sehr hohe Wichtigkeit zusprach. Auf dieser Grundlage habe die RKZ den Bischöfen zusätzliche finanzielle Mittel zugestanden, mit dem Zweck, zwei Stellen für Kommunikation im Generalsekretariat zu finanzieren. Über die Reorganisation des Generalsekretariates ist die RKZ mit der SBK im Gespräch. «Die Zusammenarbeit der Vertreter der RKZ mit Simon Spengler war stets gut und professionell. Wir bedauern, dass sie nicht weitergeführt werden kann», sagt Daniel Kosch gegenüber kath.ch.

Einen Familienvater auf die Strasse gesetzt

«Ich kenne Simon Spengler persönlich und muss sagen: Er ist eine sehr integere Person.» Spengler habe sich immer für den Glauben und die Kirche eingesetzt, erklärte der Kommunikationsspezialist Othmar Baeriswyl auf Anfrage. Er gehört der Medienkommission der Bischöfe an und ist hauptamtlicher Dozent an der Hochschule Luzern. «Als Fachmann der Kommunikation kann ich nicht verstehen, dass man ihn, Vater von drei Kindern, ins Abseits stellt.» Er habe die Medienkommission immer sehr gut begleitet und die Sitzungen kompetent geführt.

«Wir sind erschreckt über diesen Entscheid», sagte der Westschweizer Journalist Marc Savary, interimistischer Vizepräsident der Medienkommission der Bischöfe. Die Kommission, in der zahlreiche katholische Laien mitarbeiten, wurde bei diesem wichtigen Entscheid in der Informationsabteilung der Schweizer Bischofskonferenz nicht konsultiert.

Die Neuorganisation des Sekretariats der SBK sei aufgrund der «finanziellen Nöte» zwar notwendig. «Wir haben aber nicht erahnt, dass es zur Entlassung des Sprechers der Bischöfe kommen werde. Das hat uns überrascht», so Savary. Simon Spengler habe die Medienkommission sehr gut unterstützt und vor allem bei der Gründung der drei sprachregionalen katholischen Medienzentren in der Schweiz grosse Arbeit geleistet. Er wurde zudem in den Vorstand des neuen katholischen Medienzentrums in Zürich ernannt. «In der Medienkommission gingen wir davon aus, dass Spengler das Vertrauen der Bischöfe hatte und diese seine Arbeit schätzten.»

Eine Verschiebung der Kräfte

Die Schweizer Bischöfe bewerteten die Kommunikationsarbeit unterschiedlich. Einige Bischöfe möchten eigentlich gar nicht kommunizieren, erklärte Savary. In ihrer aktuellen Zusammensetzung sei die Bischofskonferenz nach «rechts» gerutscht. Es könnte also sein, dass der entlassene Bischofssprecher das Opfer eines gewachsenen Konservatismus in der Bischofskonferenz sei. Möglicherweise sei unter einigen Bischöfen die offene, offensive Kommunikation, für die Spengler aufgrund seiner Arbeit in Schweizer Medien einstand, nicht goutiert worden.

Drei Sprecher in drei Jahren

Simon Spengler ist der dritte Sprecher der Bischöfe, der in den vergangenen drei Jahren das Sekretariat der SBK verlässt. Im September 2012 verliess Laure-Christine Grandjean ihren Posten. Anfang 2014 kündigte Nicolas Betticher als Informationsbeauftragter der Bischöfe. Beide Sprecher vertraten die Westschweiz. Gemäss Savary verfügten diese drei Bischofssprecher nie über ein klares Pflichtenheft. Mit Walter Müller hat die SBK einen ersten Sprecher. «Die Medienkommission wünschte, dass beide Sprecher-Stellen gleichwertig sind, was aber aufgrund der unklaren Aufgabenteilung nicht der Fall war und zu Spannungen führte.»

Die Aufgabenbereiche innerhalb des Sekretariats sollen gemäss dem Communiqués des SBK von Donnerstag neu geregt werden. Diesbezüglich seien viele Fragen offen, unter anderem jene, ob die Medienkommission abgeschafft wird, so Savary. «Wir warten auf die Antworten.» (ms/gs) Weiterlesen

 

 

 

 

Banderole der Schweizer Bischofskonferenz | © Georges Scherrer
5. Februar 2015 | 16:24
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