Französische Bischöfe: Meinung zu Front National unverändert

Paris, 28.8.15 (kath.ch) Die Haltung der französischen Bischöfe zur rechtsextremen Partei Front National (FN) bleibt nach Aussage von deren Sprecher unverändert. «Die Zurückweisung des Fremden, die Ablehnung, den Nächsten aufzunehmen, und das Bild einer Gesellschaft, die sich in Angst einschliesst, sind problematisch», sagte der Sprecher der französischen Bischofskonferenz, Olivier Ribadeau-Dumas, im Interview der Tageszeitung «La Croix» (28. August). Die Erklärung des Lyoner Kardinals Albert Decourtray von 1985 bleibe ebenso gültig wie die entsprechenden Verlautbarungen späterer Jahre.

Anlass der Klarstellung ist eine Einladung der FN-Spitzenpolitikerin Marion Maréchal Le Pen zu einer kirchlichen Diskussionsveranstaltung an diesem Samstag, 29. August. Deren Bekanntwerden hat in Frankreich eine breite mediale Debatte ausgelöst. Es ist das erste Mal, dass ein Vertreter der FN-Parteispitze ein kirchliches Forum erhält.

«Wir können FN-Verantwortliche zu einem Dialog einladen – aber um ihnen unsere Meinungsverschiedenheiten in mehreren Punkten darzulegen», so der Sprecher der Bischöfe. Aus rechtlicher Sicht sei die FN zwar eine Partei wie andere auch. Allerdings stünden viele ihrer Positionen klar gegen die Lehre und das Gesellschaftsbild der Kirche. Die Tatsache, dass sich dennoch Katholiken der Partei zuwandten, lege nahe, in einen Dialog einzutreten.

FN-nahe Katholiken sollen an offener Gesellschaft mitarbeiten

FN-nahe Katholiken rief Ribadeau-Dumas auf, konstruktiv in einer offenen Gesellschaft mitzuarbeiten. Diese Gesellschaft sei, «ob man es bedauert oder nicht», von der Globalisierung geprägt. Sie sei multikulturell, aber auch von Ungerechtigkeiten gezeichnet. Christen seien darin aufgefordert, mit «Güte und Barmherzigkeit» zu handeln und entgegenzusteuern.

Zum neuen Selbstverständnis des Front National und ihrer Vorsitzenden Marine Le Pen sagte der Sprecher: »Wenn die Partei sagt, sie habe sich gewandelt, dann ist es an ihr, das zu beweisen.» Er selbst könne in vielen Positionen des Parteiprogramms keine grossen Unterschiede zu den 90er Jahren erkennen.

Die 25-jährige Marion Marechal, Nichte der FN-Vorsitzenden Marine Le Pen und Enkelin von Parteigründer Jean-Marie Le Pen, ist Abgeordnete des Departements Var und Kandidatin für die Regionalpräsidentschaft Provence-Alpen-Côte d’Azur im Dezember. Sie soll an diesem Samstag bei der fünften Sommeruniversität von Sainte Beaume mitdiskutieren. Das jährliche viertägige Kolloquium wird verantwortet vom Bischof von Fréjus-Toulon, Dominique Rey, dessen Institut für Sozialpolitik und der Dominikanerprovinz Toulouse. (kna)

 

 

 

28. August 2015 | 14:28
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