Unschuldige Kinder

Detail der Fresken mit Darstellung der Unschuldigen Kinder
Detail der Fresken mit Darstellung der Unschuldigen Kinder

Wenige Tage nach dem Weihnachtsfest feiert die Kirche das Fest der unschuldigen Kinder. Es ist im Grunde eine grausame Tat, an die am 28. Dezember erinnert wird. König Herodes, der zur Zeit der Geburt Jesu wirkte, lässt aus Konkurrenzangst alle Knaben bis zum Alter von zwei Jahren in Bethlehem töten. Schliesslich wird das neugeborene Kind als der «neugeborene König der Juden» bezeichnet. Dass König Herodes grausam war, geht aus mehreren Quellen hervor. Zur Erhaltung seiner Macht hat er seine ganze Familie umbringen lassen. Ob der Kindermord von Bethlehem wirklich stattgefunden hat, ist umstritten. In vielen Kulturen der Menschheit gibt es mythologische Erzählungen vom verfolgten und geretteten göttlichen Kind oder Herrscherkind. In diesen Erzählungen spiegelt sich menschlicher Umgang mit der Erfahrung von Schuld und vom Ausgeliefertsein an den Kreislauf von Werden und Vergehen. Im Alten Testament ist es Gott selber, der in eingreift in diesen Kreislauf und es ist Mose, der den Plan des Pharao, alle hebräischen Knaben töten zulassen, überlebt und später sein Volk aus dem Land der Knechtschaft herausführt. Vor diesem Hintergrund hört man plötzlich die subversiven Töne des Matthäusevangeliums und der Christen im römischen Reich: Wer ist der wirkliche König? Wer bringt den eigentlichen Frieden? Der Tod der Unschuldigen Kinder wird nicht heroisiert, sondern betrauert. Mehr tut auch das Matthäusevangelium nicht. Es erklärt nicht, stellt auch nicht die Frage nach der Rechtfertigung Gottes, sondern es erhebt mit der Stammmutter Rahel die Klage, die sich nicht trösten lassen will. Vielleicht ist das die Spur, die dieser Text uns heute weisen will: Klage um die Kinder, die in Kriegen sterben, auf der Flucht ertrinken, denen Bildung und medizinische Hilfe verwehrt werden; Kinder, die ohne Familie aufwachsen, die verwahrlost sind, die missbraucht werden.

Als einziger der Evangelisten berichtet Matthäus über den Kindermord von Bethlehem. Die Stelle ist nachzulesen bei Matthäus 2,1-16.

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