Stefan Zahner: Sich auf den Weg machen

9.12. Stefan Zahner, Vatikan

Anfänglich fehlte mir in Rom die für die alpenländischen Regionen so typische, herzerwärmende Atmosphäre der Adventszeit sehr. Auch wenn das Gardequartier jeweils stimmungsvoll geschmückt wird, ist der Gegensatz doch sehr gross, wenn man durch die breiten Strassen und die engen Gassen Roms spaziert. Alles ist bunter und alles ist lauter als in der schweizerischen Heimat.

Aber auch in Rom gibt es äusserliche Zeichen und Traditionen der Vorbereitung auf die Geburt Christi, welche ich sehr zu schätzen gelernt habe. Als ungewohnt empfand ich anfänglich, dass bereits am 8. Dezember, also zum Fest der Unbefleckten Empfängnis, die Weihnachtskrippen aufgebaut werden. Heute, nach bald 20 Jahren in der Ewigen Stadt, mag ich es sehr, an den Abenden im Advent über den oftmals menschenleeren Petersplatz zu spazieren und vor der bereits aufgebauten Krippe innezuhalten. Das Betrachten wird Teil des spirituellen «sich auf den Weg machen» und ich überlege mir dabei, welche unnötigen Lasten ich mit mir mittrage, was ich dem Jesuskind in die Krippe legen möchte, oder auch wem ich an der Krippe begegnen und wen ich dort gerne wiedersehen möchte.

«Advent heisst, versöhnt sein mit mir und meinem Umfeld»

Stefan Zahner

Ganz bewusst suche ich jeweils am 4. Adventssonntag einen Ort der Ruhe und der Einkehr auf. Vor vielen Jahren habe ich Assisi dafür entdeckt. Die Stadt des Heiligen Franziskus, welche über das ganze Jahr hinweg von tausenden Pilgern und Touristen besucht wird, wirkt kurz vor Weihnachten wie ausgestorben. Wegen der Vorbereitungen auf die Feiertage sind selbst Einheimische kaum auf den Strassen anzutreffen. Die Wirkungsstätten Franziskus’ helfen mir Frieden zu finden und laden zum persönlichen Beichtgespräch ein. Versöhnt mit mir und mit meinem Umfeld ist danach auch mein Herz für Weihnachten bereit.

Stefan Zahner ist Wachtmeister bei der Päpstlichen Schweizergarde