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Schweiz

Zunahme registrierter antisemitischer Vorfälle im Jahr 2017

Zürich, 21.3.18 (kath.ch) 39 antisemitische Vorfälle wurden im Jahr 2017 in der Deutschschweiz registriert. Das sind 14 Fälle mehr als im Vorjahr. In diesen Zahlen seien Einträge im Internet nicht enthalten, heisst es in der Medienmitteilung der Stiftung gegen Rassismus und Antisemitismus und des Schweizerischen Israelitischen Gemeindebunds (SIG) vom 21. März. Diese geben gemeinsam den Antisemitismusbericht heraus.

Die meisten der 39 registrierten Vorfälle seien dem SIG gemeldet oder in den Medien thematisiert worden, heisst es in der Mitteilung weiter. «Die Fälle im Bericht sollen helfen, sich eine Vorstellung davon zu machen, was unter antisemitischen Vorfällen und Übergriffen konkret zu verstehen ist», sagte Jonathan Kreutner, Generalsekretär des SIG, auf Anfrage.

In Zürich ist laut Mitteilung beispielsweise ein Rabbiner «aus dem Nichts» von einer Frau antisemitisch beschimpft und tätlich angegriffen worden. In Baden sei ein Mann mit Kippa von einer Gruppe Jugendlicher angespuckt und als «Judensau» beschimpft worden.

Antisemitische Transparente an Autobahnbrücke

In Basel habe eine Familie antisemitische Bücher per Post erhalten, die sie nie bestellt habe. An Autobahnbrücken im Kanton Schwyz hingen antisemitische Transparente, auf einem davon sei zum Mord an Juden aufgerufen worden, heisst es in der Mitteilung weiter.

«Aus der diesjährigen höheren Anzahl registrierter Vorfälle lässt sich nicht auf eine entsprechende Zunahme antisemitischer Vorfälle schliessen», so Kreutner. Die Schwankungen könnten auch auf ein anderes Meldeverhalten zurückgeführt werden. Laut einer Studie der «Agency for Fundamental Rights» der EU aus dem Jahre 2013 würden bis zu 70 Prozent der antisemitischen Vorfälle nicht gemeldet.

Zunahmne antisemitischer Kommentare im Internet

Eine Zunahme antisemitischer Einträge im Internet sei dagegen durchaus feststellbar, sagt Kreutner. «Antisemitische Hetze im Internet werde oft durch innen- und aussenpolitische Ereignisse beeinflusst, insbesondere durch Vorkommnisse, welche mit dem Konflikt zwischen Israel und den Palästinensern in Zusammenhang stehen.» Im Jahr 2017 fungierten die Debatte um ein mögliches Importverbot von Koscherfleisch sowie der «Jerusalem-Entscheid» von US-Präsident Trump als Auslöser antisemitischer Hasskommentare. Trump hatte im Dezember 2017 Jerusalem als Hauptstadt Israels anerkannt.

2017 hetzten Internetuser vermehrt unter richtigem Namen gegen Juden und Jüdinnen. Das deutet laut Mitteilung darauf hin, dass die Täter ihre Hassbotschaften zunehmend als salonfähig erachteten. Ein grosser Teil der Hasskommentare auf Facebook stammten von Männern zwischen 15 und 30 Jahren. (sys)

 

 

 

Kippas | © pixabay.com CC0
21. März 2018 | 15:58
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