Zürcher Jugendliche wünschen tolerantere Kirche

Zürich, 6.2.18 (kath.ch) Ihre ideale Kirche sollte toleranter, lebendiger, fröhlicher und bunter sein. Das wünschen die 300 kirchennahen Zürcher Jugendlichen mehrheitlich, die auf die Umfrage «Sag’s dem Papst» geantwortet haben. Die Initiantin, die Jugendseelsorge der Katholischen Kirche im Kanton Zürich, will dies dem Vatikan weiterleiten, wie Projektleiter Adrian Marbacher gegenüber kath.ch sagt.

Regula Pfeifer

Der Vatikan solle dank «Sag’s dem Papst» zur Kenntnis nehmen, wie die Mehrheit der kirchlich engagierten Jugendlichen denke und glaube, erklärt Marbacher auf Anfrage. Die Umfrage zeige: Es gibt nicht nur zwei Arten von  Jugendlichen: die Strenggläubigen einerseits und die Kirchenfernen andererseits.

Die Mehrheit bildeten die anderen, ist Marbacher überzeugt. Also jene Jugendlichen, die in der kirchlichen Jugendarbeit tätig sind, etwa als Ministranten, Firmbegleiterin oder Leiter von Jubla- und Pfadi-Gruppen. «Sie stellen ihren Glauben nicht in den Vordergrund», so Marbacher. Das heisse aber nicht, dass sie weniger gläubig wären.

        

Anbetung nicht im Vordergrund

Die Befragten gehen grösstenteils von der Existenz eines Gottes oder des Göttlichen aus, wie es in der Auswertung von «Sag’s dem Papst» heisst. Nur rund fünf Prozent würden dies verneinen oder ablehnen. Laut Marbacher stehen bei diesen gläubigen Jugendlichen nicht die Anbetung und Eucharistie im Zentrum. Viele von ihnen fühlten sich beispielsweise in der Taizé-Spiritualität zuhause.

Die Mehrheit der antwortenden Jugendlichen hat die Jugendseelsorge über ihren VW-Bus «Sag’s dem Papst» erreicht, wie es in der Auswertung der Umfrage heisst. Der Bus machte vom 8. September bis 29.  Oktober an zehn Standorten Halt, und zwar bei den Freien katholischen Schulen Zürich sowie in verschiedenen Pfarreien im Kanton. Dementsprechend sind zwei Drittel der Antwortenden unter 16 Jahre alt. Dreiviertel von ihnen sind katholisch.

Kirche wegen rigiden Regeln kritisiert

Im Rahmen der Umfrage äusserten die Jugendlichen ihren Wunsch nach einer toleranten und lebendigen Kirche. Dies hat direkt mit ihrer Kritik an der Kirche zu tun. Sie zeige sich zu intolerant gegenüber Andersdenkenden und Andersgläubigen, urteilen sie laut der Auswertung. Auch die rigiden Regeln, als langweilig empfundene Gottesdienste und als «scheinheilig» empfundenes Verhalten kommen bei den Jugendlichen mehrheitlich nicht gut an.

Viele von ihnen möchten sich für andere einsetzen.

Die meisten Befragten schätzen aber die Gemeinschaft, die in der Kirche erfahrbar sei. Auch das soziale Engagement der Kirche werten sie positiv, wie die Auswertung zeigt. Viele von ihnen möchten sich selbst für andere einsetzen – etwa in den Bereichen Armutsbekämpfung, Umweltschutz, Frieden und Gerechtigkeit. Deutlich komme der Wunsch und Wille zum Ausdruck, etwas zu bewegen.

Der Papst als «Robin Hood»

Der jetzige Papst wird bei den Jugendlichen grossenteils  geschätzt. Er wird als Art «Robin Hood» gesehen, dem man zutraut, die Welt positiv zu verändern. Den Vatikan hingegen sehen die Jugendlichen weniger positiv, wie die Auswertung der Umfrage zeigt.

«Die Resultate bestätigen einen Grossteil unserer Arbeit», sagt der Verantwortliche für die Jugendseelsorge im Kanton Zürich. Sie sollen – abgesehen vom Input für die Jugendsynode im Vatikan – nun auch in die Jugendarbeit vor Ort einfliessen. «Die Resultate werden bei der Planung der Weiterbildung und bei Projektarbeiten berücksichtigt», so Marbacher. Eine neue Standortbestimmung hält er aufgrund der Resultate für nicht nötig.

Schülerinnen und Schüler der Freien Katholischen Schulen Zürich, 2016 | © zVg
6. Februar 2018 | 11:07
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