International
Zu soft in der Ukraine-Frage? Kyrill setzt Metropolit Hilarion ab
Die russisch-orthodoxe Kirche hat überraschend den Leiter ihres Aussenamtes, Metropolit Hilarion (55), abberufen. Anders als Kyrill trat Hilarion in der Ukraine-Frage nicht als Scharfmacher auf.
Das Leitungsgremium, der vom Moskauer Patriarchen Kyrill I. geleitete Heilige Synod, ernannte am Dienstag den Metropoliten von Korsun und Westeuropa, Antonij (37), zum Nachfolger von Hilarion. Er steht vorerst weiter dem westeuropäischen Exarchat mit Sitz in Paris vor.
Hilarion hatte im März 2009 die Leitung des wichtigen Aussenamtes von Kyrill übernommen, nachdem dieser zwei Monate zuvor zum Patriarchen gewählt worden war. Er galt als die Nummer zwei der russisch-orthodoxen Kirche und prägte ihre Beziehungen zu den anderen orthodoxen Kirchen und den ökumenischen Dialog mit der katholischen Kirche und anderen Konfessionen.
Vertrauen des Patriarchen verloren
Barbara Hallensleben ist Direktorin des Zentrums für das Studium der Ostkirchen an der Universität Freiburg. «Die Entscheidung der Synode zeigt, dass Metropolit Hilarion offenbar das Vertrauen des Patriarchen verloren hat», sagte sie am Dienstag zu kath.ch. Das schliesse ein, dass es keine gemeinsame Position zum gegenwärtigen Krieg gebe.
Während Patriarch Kyrill seit Kriegsbeginn als Scharfmacher auftrat und Putins Feldzug metaphysisch legitimierte, gab sich Metropolit Hilarion diplomatischer.
Hilarion hatte sich an der Theologischen Fakultät der Uni Freiburg habilitiert und war später hier Titularprofessor. Im März hatte sich der Dekan der Theologischen Fakultät, Mariano Delgado, wegen der Haltung der russisch-orthodoxen Kirche zum Ukraine-Krieg von Hilarion distanziert.
Hilarion wird neu Metropolit in Ungarn
Der Heilige Synod ernannte Hilarion zum Administrator der Diözese (Eparchie) Budapest und Ungarn. Mit seiner Versetzung verliert er auch seine Aufgabe als Rektor der Aspirantura und Doktorantura, einer theologischen Ausbildungseinrichtung am Moskauer Patriarchat.
Der neue Aussenamtschef Antonij war einst persönlicher Sekretär von Patriarch Kyrill. Er gilt seit 2004 als einer seiner engsten Vertrauten. (kna/rr/bal)
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