«Wir müssen lernen, über uns hinauszuwachsen»

Rom, 28.10.16 (kath.ch) Papst Franziskus erhofft sich vom ökumenischen Reformationsgedenken in Schweden eine weitere Annäherung zwischen Katholiken und Protestanten. «Wir müssen lernen, über uns hinauszuwachsen, um den anderen zu begegnen», sagte gegenüber der Zeitschrift «Civilta Cattolica” (28. Oktober).

«Meine Hoffnung und Erwartung ist, dass ich mich meinen Brüdern und Schwestern weiter annähere», so Franziskus weiter. Er antwortete damit auf die Frage, was er vom ökumenischen Reformationsgedenken erwarte. Katholiken könnten von der lutherischen Tradition lernen, dass eine fortwährende innerkirchliche Reform und Orientierung an der Heiligen Schrift unerlässlich sei.

Zugleich würdigte er die Verdienste des Reformators Martin Luther um die Verbreitung der Bibel in der Volkssprache. «Luther hat einen grossen Schritt getan, um das Wort Gottes in die Hände des Volks zu geben».

Annäherung zu Lutheranern ist schwieriger

Anders sehe der Papst die Annäherunge zwischen Katholiken und Lutheranern. Die 1999 von Lutheranern und Katholiken unterzeichnete «Gemeinsame Erklärung zur Rechtfertigungslehre» sei ein «grosser Schritt nach vorne» gewesen, sagte er in einem Interview der italienischen Zeitschrift «Civilta Cattolica» (Freitag). Nach diesem Erfolg, so der Papst weiter, gehe er davon aus, dass es «nicht leicht sein wird, weiterzukommen, aufgrund der unterschiedlichen Fähigkeiten, einige theologische Fragestellungen zu verstehen». Dennoch dürfe man nicht aufgegeben.

Gläubige nicht Abwerben

Zugleich forderte Franziskus, die Ökumene auch ausserhalb des fachtheologischen Gesprächs voranzutreiben. «Miteinander reden, beten und Zusammenarbeiten, das ist der Weg, den wir gehen müssen», sagte Franziskus. Er wandte sich zudem gegen eine gezielte gegenseitige Abwerbung von Gläubigen. «Es ist eine Sünde, im kirchlichen Bereich Proselytismus zu betreiben.»

Reise nach Schweden

Am Montag reist Papst Franziskus nach Schweden. Anlass ist der 500. Jahrestag der Reformation. Gemeinsam mit Spitzenvertretern des Lutherischen Weltbundes (LWB) nimmt das katholische Kirchenoberhaupt am Reformationstag in Lund an einer ökumenischen Gedenkveranstaltung teil. Es ist zudem eine Gemeinsame Erklärung geplant.

Es ist das erste Mal, dass ein Papst gemeinsam mit ranghohen Vertretern des Protestantismus an die Reformation erinnert. Der Lutherische Weltbund wurde 1947 in Lund gegründet. Er repräsentiert rund 74 Millionen Christen aus 145 Kirchen in 98 Ländern. Am Dienstag (1. November) feiert Franziskus zu Allerheiligen mit Katholiken eine Messe in Malmö, bevor er nach Rom zurückfliegt. (cic)

Interview von Papst Franziskus zur Reformation auf Radio Vatikan

28. Oktober 2016 | 16:19
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