Trauer um Schwester Pia Berchtold.
Schweiz

Wieder verlieren die Walliser Ursulinen eine Mitschwester

Am Montag starb im Kloster St. Ursula Schwester Pia Berchtold im Alter von 85 Jahren. Sie war Diätköchin, Präfektin im angeschlossenen Institut und leidenschaftliche Chorsängerin. «Schwester Pia war eine sehr offene Person und hat die Menschen so angenommen, wie sie sind», erinnert sich Bruno Gmür, Vikar der Pfarreien Naters und Mund.

Sarah Stutte

Schwester Pia Berchtold wurde in Agarn im Bezirk Leuk geboren und wuchs auch dort auf. Ihre Urheimat war jedoch Greich, ein Dorf im Bezirk Östlich Raron. Die Walliserin legte 1959 mit 21 Jahren ihr Gelübde im Kloster St. Ursula in Brig ab und feierte damit Erstprofess.

Ihre erste Arbeitsstätte als Schwester war die Spitalküche in Visp, dort legte sie auch ihr Kochexamen ab. Später liess sie sich im Claraspital in Basel sogar zur Diätköchin ausbilden.

Kochen als Leidenschaft

Nach 15 Jahren Tätigkeit in der Spitalküche Visp kehrte sie nach Brig zurück. Dann wurde sie im Kollegium Spiritus Sanctus erste Präfektin bei den internen Schülerinnen im Hausdienst während dreier Jahre. 1978 übernahm Schwester Pia dann die Leitung der Küche im heutigen Gästehaus St. Ursula, das damals noch Marienheim hiess.

Pfarrer Bruno Gmür
Pfarrer Bruno Gmür

Zusammen mit den Lehrtöchtern und Hilfskräften kochte sie dort mit viel Engagement für die Schülerinnen, die Pensionärinnen und die Gäste. Dies tat sie für die nächsten sechs Jahre. Ab 1985 war dann wieder die Klosterküche für die nächsten elf Jahre ihr Wirkungsfeld. Danach war ihr Einsatz in den Grossküchen beendet.

Neuen Herausforderungen gestellt

Doch die Reise von Schwester Pia endete noch lange nicht. Erstmal übernahm sie erneut den Dienst als Präfektin im Institut St. Ursula. Mit Freude betreute sie dort während dreier Jahre junge Mädchen aus dem Unterwallis. Nahe dem Pensionsalter übernahm Schwester Pia dann nochmals eine neue Aufgabe. Für sechs Jahre war sie die gute Seele des Pfarrhaushalts in Salgesch.

Dann wurde dieselbe Stelle in Betten frei und so verschlug es Schwester Pia in ihren Heimatbezirk Östlich Raron. Dort arbeitete sie eng mit Pfarrer Bruno Gmür zusammen, der damals – ab 2006 – in Betten tätig war. Heute ist er Vikar von Naters und Mund.

Ältere Gemeindemitglieder besucht

«Schwester Pia war ganze zwölf Jahre lang in Betten, von 2008 bis 2020. Sie war eine sehr offene Person, mit einem tiefen Glauben. Aus ihrer Beziehung zu Christus hat sie ihre Kraft gezogen und dadurch gewirkt», erzählt Bruno Gmür.

Ordensfrauen des Klosters St. Ursula, Brig, 2020
Ordensfrauen des Klosters St. Ursula, Brig, 2020

In Betten habe die Ursuline nicht nur den Pfarreihaushalt geführt, sondern auch seelsorgerliche Aufgaben wahrgenommen, weiss Gmür. Besonders die Beziehung zu den älteren Gemeindemitgliedern habe sie gepflegt und diese oft besucht.

Ignatianische Spiritualität

Auf die Frage, was Schwester Pia besonders ausgezeichnet hätte, meint Bruno Gmür: «In der Küche hat sie nie etwas verderben lassen, sondern aus Wenigem ganz Grosses gezaubert. Grundlage hierfür war ihre ignatianische Spiritualität, das zu retten und aufzurunden, was bedeutungslos und scheinbar verloren ist. Zudem hat sie die Menschen angenommen, wie sie sind».

Als kirchlicher Mensch hätte Schwester Pia das Gemeinschaftliche immer gepflegt, sagt der Vikar. «Regelmässig ist sie für mehrere Tage zurück ins Kloster gegangen, um gemeinsame Exerzitien mit ihren Mitschwestern zu erleben. Die dort gesammelte Energie hat sie wieder in das gemeinschaftliche Leben in der Pfarrei investiert», so Bruno Gmür.

In Betten zu Hause gefühlt

Mit den Menschen von Betten sei die Ursuline sehr gut ausgekommen, so der Vikar. Er fügt hinzu: «Ihre Familie stammte aus Greich, was in der Nähe liegt und zu ihrer Zeit in Betten hat sie immer gesagt, hier kehre sie zu ihren Ursprüngen zurück». Ihre Verabschiedung aus der Gemeinde 2020 sei deshalb ein sehr schöner Anlass gewesen.

Die Bibliothek des Klosters St. Ursula in Brig
Die Bibliothek des Klosters St. Ursula in Brig

Ihre lieb gewonnene Arbeit wollte die Schwester nicht freiwillig aufgeben. Doch leider machte sich eine fortschreitende, unheilbare Krankheit bei Schwester Pia bemerkbar. Deshalb musste sie 2021 ins Kloster St. Ursula zurückkehren. Ein Jahr darauf erfolgte der Übertritt in die interne Pflegeabteilung.

«Ein Vorbild mit Weisheit»

Bruno Gmür erinnert sich noch an etwas Wichtiges: «Schwester Pia war in Betten Mitglied des Kirchenchors und hat immer mit viel Herzenslust und Lebensfreude gesungen». Nun ist sie am 6. März im Alter von 85 Jahren gestorben. Für den Vikar war sie «eine besondere Frau, eine Persönlichkeit mit Weisheit und liebender Hingabe, ein Vorbild».

Die Aufbahrung findet am 9. März von 10-12 Uhr in der Klosterkirche Brig statt. Die Beerdigung gleichentags und ebenda um 14.30 Uhr.


Trauer um Schwester Pia Berchtold. | © kath.ch
8. März 2023 | 12:35
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