Koran
Schweiz

Studientagung der Bischofskonferenz zu Koran und Christen

Quarten SG, 22.4.16 (kath.ch) In welchem Licht stellt der Koran die Christen dar und welche Sicht hat die katholische Kirche im Verlauf der Zeit auf den Koran entwickelt? Diese und ähnliche Fragen kamen an der diesjährigen Studientagung der Schweizer Bischofskonferenz vom 19. und 20. April in Quarten (SG) zur Sprache. Sie stand unter dem Titel «Koran, seine Auslegung und seine Herausforderungen».

Vorbereitet hatte die Studientagung die Arbeitsgruppe Islam der Schweizerischen Bischofskonferenz unter der Leitung ihres Präsidenten, Weihbischof Alain de Raemy, und ihres Sekretärs, Erwin Tanner-Tiziani. Sie fand im Bildungszentrum Neu-Schönstatt in Quarten (SG) statt. 35 Personen nahmen daran teil.

Je zwei muslimische und katholische Referenten

An der Weiterbildung haben gemäss Tanner je zwei ausgewiesene muslimische und katholische Korankenner das Thema beleuchtet. Diese haben sich bereits mehrfach in einschlägigen Veröffentlichungen mit dem Thema befasst und sind im muslimisch-christlichen Dialog aktiv. Die unterschiedlichen Zugänge der muslimischen Referenten zum Koran hätten die grosse Spannweite seiner Auslegung unter muslimischen Gelehrten und die weit auseinanderliegenden Möglichkeiten für eine interreligiöse Auseinandersetzung vor Augen geführt, sagte Tanner gegenüber kath.ch.

Bei den muslimischen Referenten handelte es sich um Youssef Ibram, Imam der islamischen Gemeinschaft Volketswil, und Tareq Oubrou, Grossimam der Grossen Moschee von Bordeaux. Die katholischen Referenten waren Michel Younes, Professor für Dogmatik, Islamwissenschaft und Theologie der Religionen an der katholischen Universität Lyon, sowie Timo Güzelmansur, Geschäftsführer der Christlich-Islamischen Begegnungs- und Dokumentationsstelle der Deutschen Bischofskonferenz.

An der Tagung sei debattiert worden, in welchem Licht der Koran die Christen darstellt und welche Beziehung der Muslime zu den Christen daraus hervorgeht. Zur Sprache kam laut Tanner auch, welche Sicht die christliche Tradition im Allgemeinen und die römisch-katholische Kirche im Besonderen im Laufe ihrer Geschichte bis zur heutigen Zeit vom Koran entwickelte.

Unterschiedliche Auslegung fordert heraus

Aus Sicht der SBK-Arbeitsgruppe Islam fordert nicht der Koran als Buch die Gesellschaft und Kirche heraus, sondern dessen unterschiedliche Auslegung. Problematisch seien Auslegungen und Anwendungen, die sich dem historisch-kritischen Zugang verschlössen oder die Aussagen des Korans politisch instrumentalisierten, so Tanner gegenüber kath.ch. Die Arbeitsgruppe ruft die im muslimisch-christlichen Dialog tätigen Menschen dazu auf, trotz einer gewissen Nähe des Korans zur Bibel die Distanz zwischen den beiden heiligen Büchern in wesentlichen Glaubenssachen und die damit verbundenen Folgen nicht zu übersehen.

Die eben stattgefundene Studientagung zum Islam, der zweiten nach 2012, ist laut Tanner ein Zeichen dafür, dass «sich die Bischöfe der Herausforderungen durch den Islam sehr bewusst sind». Sie wollten sich ernsthaft und sachlich damit befassen, «jenseits einer blinden Apologetik und scharfen Polemik.»

Die Studientagung war eine interne Weiterbildungsveranstaltung, wie sie die Schweizer Bischofskonferenz alle zwei Jahre für ihre amtierenden Bischöfe, Weihbischöfe, Territorialäbte, Generalvikare und Bischofsvikare durchführt. Eingeladen dazu sind jeweils auch eine Delegation der Konferenz der Vereinigungen der Orden und Säkulärinstitute der Schweiz und die Nationalkoordinatoren für die anderssprachigen Missionen. (sys/rp)

Koran | © Suzanne Chapman
22. April 2016 | 15:14
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