Schweiz
«White-Friday» in Luzern: Klima-Grosseltern werben für «Weniger ist mehr»
Diverse Geschäfte werden am heutigen Freitag beim «Black Friday» mit grosszügigen Rabatten um Kunden buhlen. Mitten im Einkaufsgetümmel in Luzern werden sich auch die «Klima-Grosseltern» bewegen – um einen Gegenpol zum Konsumrausch zu setzen. «Wir wollen aufzeigen, dass man mit weniger Konsum ein zufriedeneres Leben führen kann», sagt Max Keller.
Barbara Ludwig
Die reformierte Matthäuskirche liegt an der Hertensteinstrasse in Luzern. Das ist die Shoppingmeile der Luzerner Altstadt, an der Ende November wie anderswo auch die Preise purzeln: Es ist «Black Friday». Vor der Kirche treffen sich am Freitagvormittag Mitglieder des Vereins «Klima-Grosseltern Zentralschweiz». Max Keller (71) aus Altdorf UR engagiert sich seit anderthalb Jahren im Verein und hat die Aktion «White Friday – glücklich mit weniger Konsum» mitorganisiert.
An Demos der Klima-Jugend
«Auf diesem Platz vor der Kirche bekommen wir die Aufmerksamkeit der Passantinnen und Passanten, die auf ihrer Einkaufstour sind», sagt Keller zu kath.ch. Die Aktivistinnen und Aktivisten werden selbstgeschneiderte weisse Gewänder tragen, auf die sie verschiedene Slogans gemalt haben. Zum Beispiel «Weniger ist mehr», «Zeit für Freunde», «Weniger Konsum», «Mehr Lebensqualität» und «Klimaschutz».
Max Keller sagt, er habe sich schon immer für Umweltschutz interessiert. Wegen des Klimawandels mache er sich grosse Sorgen – vor allem mit Blick auf seine beiden Töchter und vier Enkelkinder. «Ich habe deshalb auch an den Klima-Demos, die die Jungen organisieren, teilgenommen.»
Selbstgebackene Guetzli für Schnäppchenjäger
Nach dem Start der Aktion mit Fotoshooting werde man sich zu zweit auf den Weg machen und den Menschen auf der Strasse selbstgebackene Guetzli anbieten, sagt Keller. Das Ziel sei aber nicht, die Leute auf Schnäppchenjagd zu kritisieren. Man wolle im Gegenteil auf «positive Werte» aufmerksam machen, die man eher leben könne, wenn man sich dem Konsumrausch verweigere. «Die Menschen sollen sich überlegen: Macht mich der Konsum langfristig wirklich glücklich?»
Die «Klima-Grosseltern» haben da eine klare Meinung, nämlich dass dem nicht so ist. «Man wird nicht glücklich, weil man immer mehr hat», sagt Max Keller. «Wir wollen aufzeigen, dass man mit weniger Konsum ein zufriedeneres Leben führen kann.»
Mehr Lebensqualität
Zufriedenheit entsteht aus Sicht der «Klima-Grosseltern», wenn man sich zum Beispiel Zeit nimmt für Freunde, eine Mahlzeit für sie kocht oder durch gemeinsame Aktivitäten. «Mit der Aktion White Friday wollen wir vor allem den Zuwachs an Lebensqualität hervorheben, der durch ein genügsameres Leben möglich wird, und nicht den Verzicht», erklärt Keller.
Ob die Aktion «White Friday» bei jungen Menschen Erfolg hat? Max Keller erhofft sich das. Vielleicht mache es bei dem einen oder anderen «Klick», meint er: «Sie sehen unsere Slogans und uns. Wir sehen doch ganz zufrieden aus.» Und wenn es zahlreiche solche Aktionen gebe, könne das doch bei manchen Menschen ein Umdenken bewirken, ist Keller überzeugt.
Singender Eisbär
Die «Klima-Grosseltern» werden am Freitagvormittag vom Berner Songwriter Dr. Chopf alias Michael Schoch begleitet. Der Musiker wird dazu in ein Eisbärkostüm schlüpfen und seinen Song «Weniger» singen.
Den Verein «Klima-Grosseltern Zentralschweiz» gibt es seit drei Jahren. Er gehört zu einer gesamtschweizerischen Bewegung, die in der Westschweiz entstand und unterdessen in verschiedenen Regionen präsent ist. Die Aktion «White Friday – glücklich mit weniger Konsum» findet zum ersten Mal statt.
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