Sexueller Missbrauch
Schweiz

Westschweizer Missbrauchskommission begleitet rund ein Dutzend Opfer

Romanel VD, 18.2.17 (kath.ch) Die Westschweizer Kommission für Missbrauchsopfer «Cecar» behandelt derzeit rund ein Dutzend Gesuche, die in den vergangenen Wochen eingereicht wurden. Die im Juni vergangenen Jahres gegründete Kommission befasst sich mit verjährten Missbrauchsfällen im kirchlichen Umfeld. Demnächst wird sie eine Informationskampagne lancieren.

Derzeit träfen Tag bei der Kommission «Cecar» jeden Tag neue Dossiers ein, sagte Sylvie Perrinjaquet gegenüber dem Internetportal cath.ch (17. Februar). Die ehemalige Neuenburger Nationalrätin ist Präsidentin der von der Kirche unabhängigen «Commission d’écoute, de conciliation, d’arbitrage et de réparation» (Anhörung, Schlichtung, Urteil, Wiedergutmachung).

Die Kommission wurde im Juni vergangenen Jahres gegründet. Opfer von sexuellem Missbrauch durch Vertreter der katholischen Kirche können sich an sie wenden. Gemäss ihrem Namen soll die Kommission anhören, schlichten, urteilen und wiedergutmachen. Die Wiedergutmachung kann finanzieller Art sein. Die Kommission konzentriert sich auf verjährte Fälle.

Flyer für Arztpraxen und Pfarreien

Seit einigen Wochen steht das Verfahren zur Behandlung von Gesuchen. Seither wurde rund ein Dutzend Dossiers eingereicht und von der Kommission analysiert. Nun will die «Cecar» eine gezielte Informationskampagne lancieren. Zu diesem Zweck sollen Informationsflyer an Arztpraxen, Kinderärzte und an Pfarreien geschickt werden.

Drei Komitees arbeiten im Auftrag der Kommission. Ihnen gehören Juristen, Ärzte, Mediatoren und Sexologen an. Sie sollen ein Ort sein, wo Opfer ihre Geschichte jemandem anvertrauen können, sagte Pascal Corminboeuf, Vizepräsident der Kommission, gegenüber cath.ch. «Die Komitees treffen Personen in Pflegeheimen, die während 40, 50 oder 60 Jahren geschwiegen haben», so der frühere Freiburger Ständerat. Die menschlichen Qualitäten der Personen, die mit den Opfern sprächen, seien wesentlich. Früher hätte es in diesem Bereich Defizite gegeben.

Opferorganisation forderte unabhängige Kommission

Die «Cecar» verdankt ihre Gründung dem Druck der Westschweizer Vereinigung «Groupe Sapec», die Missbrauchsopfer von Kirchenvertretern unterstützt. Die Vereinigung war unzufrieden damit, wie die Kirche in der Westschweiz mit Opfern von Missbrauch umging. Sie schlug deshalb 2010 vor, eine neutrale und unabhängige Kommission zu schaffen. 2012 nahm Charles Morerod, der Bischof von Lausanne-Genf-Freiburg, den Vorschlag auf und setzte sich für dessen Realisierung ein. (cath.ch/bal)

Sexueller Missbrauch | © Andrea Krogmann
18. Februar 2017 | 17:06
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