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Weltfamilientreffen beginnt unter Eindruck der neusten Skandalmeldungen

Dublin, 21.8.18 (kath.ch) In Irland wird am Dienstagabend das neunte katholische Weltfamilientreffen eröffnet. In den 26 Diözesen des Landes sollen aus diesem Anlass die Kirchenglocken der Bischofskirchen läuten. Zu der sechstägigen Veranstaltung in Dublin wird am Wochenende auch Papst Franziskus erwartet. Aktivisten haben die Namen angeblicher Missbrauchstäter veröffentlicht.

Rund 37’000 Teilnehmer aus aller Welt haben sich registriert, mehr als je zuvor bei einem Familientreffen. Angeboten werden Workshops, Seminare und Vorlesungen zu unterschiedlichsten Themen. Zum Open-Air-Familienfest mit dem Papst am Samstagabend im Dubliner Croke Park werden rund 85’000, zur Abschlussmesse am Sonntag bis zu 500’000 Teilnehmer erwartet.

Vor der Messe am Sonntagnachmittag fliegt Franziskus vormittags für eine Stunde in Irlands grössten Marienwallfahrtsort Knock im Westen des Landes.

Papst trifft Opfer von Missbrauch

Das Treffen wird von Skandalen in der US-Kirche überschattet. Im Zuge neuer Enthüllungen hatten die Kardinäle von Boston und Washington, Sean O’Malley und Donald Wuerl, ihren Besuch in Dublin abgesagt. Beide stehen nach der Veröffentlichung des Berichts in der Kritik.

Auch in Irland haben Missbrauchsskandale früherer Jahre die Glaubwürdigkeit der Kirche tief erschüttert. Franziskus wird mit einer Gruppe von Opfern sexuellen Missbrauchs zusammentreffen, wie Vatikansprecher Greg Burke am Dienstag bestätigte. Zudem werde er in der St.-Mary’s-Kathedrale für die Opfer von Missbrauch beten, neben einer Kerze, die dort beständig für diese brennt.

Dublins Erzbischof Diarmuid Martin sagte in seiner Predigt am Sonntag noch einmal, der Papst müsse in Irland «offen über unsere Vergangenheit, aber auch über unsere Zukunft sprechen». Es reiche nicht, sich nur zu entschuldigen. Ob Franziskus in Irland konkretere Massnahmen nennt als in seinem Brief vom Montag, ist indes unsicher.

Namen angeblicher Missbrauchstäter veröffentlicht

Die Aktivistengruppe «Bishop Accountability» (Verantwortlichkeit der Bischöfe) hat die Namen von rund 70 angeblichen Missbrauchstätern aus den Reihen der katholischen Kirche in Irland und Nordirland veröffentlicht. Die Genannten seien entweder wegen Kindesmissbrauchs verurteilt, oder ihre Taten seien in einschlägigen Untersuchungsberichten hinreichend dokumentiert, heisst es auf der Internetseite der Gruppe. Die Veröffentlichung solle dazu beitragen, Kinder zu schützen.

Die Aktivisten riefen Papst Franziskus zu Beginn des Weltfamilientreffens in Irland auf, die Namen aller Priester publik zu machen, die in einem kirchlichen Strafverfahren wegen sexueller Vergehen an Minderjährigen Disziplinarstrafen erhielten. «Bishop Accountability» hatte bei ähnlichen Aktionen bereits die Namen von Missbrauchstätern in den USA und Lateinamerika veröffentlicht.

Blick auf den Familienalltag heute

Das eigentliche Thema des Dubliner Treffens droht derweil ins Hintertreffen zu geraten. Unter dem etwas blumigen Titel «Das Evangelium der Familie. Freude für die Welt» soll es um einen realistischen Blick auf die Lage von Familien weltweit und ihren Alltag gehen; geliefert vor allem von Ehepaaren und Familien selbst, wie Kurienkardinal Kevin Farrell erläuterte. Grundlage solle das 2016 veröffentlichte Papstschreiben «Amoris laetitia» über Ehe und Familie sein.

Der Papstbesuch zum Weltfamilientreffen ist nach Aussage von Dublins Polizeichef «das grösste Ereignis, das Irland in den vergangenen 40 Jahren organisiert hat».  Das erste Weltfamilientreffen wurde 1994 auf Initiative von Papst Johannes Paul II. in Rom veranstaltet. Seither findet es alle drei Jahre statt. 2015 war Philadelphia (USA) der Veranstaltungsort. (cic/kna)

Justitia | © pixabay.com CCO
21. August 2018 | 16:29
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