Jugendbischof Alain de Raemy
Schweiz

Wahrheit allein genügt nicht

Freiburg, 5.5.18 (kath.ch) In der Kommunikation muss man auf den Ton achten, auch in der Kirche. Medienbischof Alain de Raemy macht sich in seinem Gastkommentar zum Mediensonntag Gedanken zum Umgang mit der Wahrheit.

Dies ist vielleicht die subtilste Passage aus der Botschaft von Papst Franziskus zum 52. Welttag der sozialen Kommunikationsmittel. Gewidmet ist sie den «Fake News», also der vor allem in sozialen Netzwerken verbreiteten Desinformation. Diese Netzwerke ähneln dabei oftmals einem Ghetto: «Zudem muss die Wahrheit immer wieder neu aufgespürt werden, weil sich überall etwas Falsches einschleichen kann, auch wenn man Dinge sagt, die wahr sind.

So mag eine schlüssige Argumentation zwar auf unleugbare Fakten gestützt sein – wird sie aber dazu genutzt, den anderen zu verletzen, ihn in den Augen Dritter abzuwerten, dann wohnt ihr nicht die Wahrheit inne, wie richtig diese Argumentation auch erscheinen mag. Die Wahrheit der Aussagen erkennt man an ihren Früchten: daran also, ob sie Polemik, Spaltung und Resignation auslösen – oder eine gewissenhafte und reife Diskussion, einen konstruktiven Dialog und ein fruchtbares Schaffen.»

Anders ausgedrückt: Ich kann auch ohne zu lügen unehrlich sein. Ohne «fake» kann ich «hate»! Ich kann hassen und dabei die Wahrheit sagen… Ja, es kann sein, dass ich Dinge behaupte, die wahr sind, es mir aber gar nicht um die Suche nach Wahrheit, sondern um Verunglimpfung, Anklage, Konflikt und Verurteilung geht. Wir müssen deshalb wachsam sein und auf das Wann, das Wie und den Ton in unserer Kommunikation achten! Auch in der Kirche.

Möge der diesjährige Welttag der sozialen Kommunikationsmittel unsere Aufmerksamkeit nicht nur auf die Wahrheit, sondern auch auf den Umgang mit Wahrheiten lenken, um wahrhaftig zu kommunizieren!

 

 

 

Jugendbischof Alain de Raemy | © Regula Pfeier
5. Mai 2018 | 16:28
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