Philipp Schlatter und Père Elie, der die Schreinerei im Engelberger Tochterkloster Mont Febe leitet.
Schweiz

Von Engelberg nach Mont Febe: «Kein Verständnis, dass Breel Embolo für die Schweiz spielt»

Der Schreiner Philipp Schlatter (30) ist zurzeit in Kamerun. Er ist im Beirat der Schreinerei des Klosters Engelberg. Im Schwesterkloster Mont Febe hat er das WM-Spiel Schweiz-Kamerun angeschaut.

Jacqueline Straub

Sie sind gerade in Kamerun. Was machen Sie dort?

Philipp Schlatter*: Ich gebe Schreinern eine dreiwöchige Weiterbildung. Der Kurs findet in der Schreinerei des Ableger-Klosters von Engelberg statt, in Mont Febe. Vor fünf Jahren habe ich ein Jahr lang in Kamerun gelebt und dort ein Praktikum in einer Schreinerei gemacht.

Philipp Schlatter beim WM-Spiel in Kamerun.
Philipp Schlatter beim WM-Spiel in Kamerun.

Kamerun hat gegen die Schweiz bei der WM verloren. Haben Sie das Fussballmatch geschaut?

Schlatter: Logo! Ich habe den Kurs sogar deswegen unterbrochen. Denn für die Menschen in Kamerun ist Fussball sehr wichtig.

Waren die Menschen in Kamerun nach der Niederlage gegen die Schweiz sehr traurig?

Schlatter: Manche waren traurig, ja. Aber die wenigsten denken, dass Kamerun gewinnen wird. Sie wissen, dass es bessere Mannschaften gibt.

«Es war sehr emotional.»

Wie war es für die Menschen vor Ort, als just ein ehemaliger Landsmann das Tor für die Schweizer Nati geschossen hat?

Schlatter: Sehr emotional. Einige freuten sich darüber. Doch es gab auch ein paar, die kein Verständnis dafür haben, dass Breel Embolo in der Schweiz spielt. Manche sagten aus Spass, dass er niemals mehr Kamerun betreten darf.

Schreinerei im Engelberger Tochterkloster Mont Febe in Kamerun.
Schreinerei im Engelberger Tochterkloster Mont Febe in Kamerun.

Was haben Sie in Kamerun gelernt?

Schlatter: Vor allem interkulturelle Kompetenz. Wie geht man mit Menschen um, wie kommuniziert man mit ihnen? Die Menschen in Kamerun kommen immer zu spät. Herzlichkeit ist wichtiger als Pünktlichkeit. Die Menschen nehmen sich viel mehr Zeit als in der Schweiz.

«Sie bekommen auch eine andere Weltsicht mit.»

Was haben Sie den anderen beigebracht?

Schlatter: Vor allem das handwerkliche Wissen. Aber ich spreche auch viel mit den Menschen vor Ort – so bekommen sie auch eine andere Weltsicht mit. Anfangs konnten sie nicht verstehen, warum ich von der Schweiz einfach für ein Jahr nach Kamerun gehen kann, umgekehrt es aber aus Visa-Gründen ein Problem darstellt.

* Philipp Schlatter (30) ist selbstständiger Schreiner aus Kloten. Er ist im Beirat der Klosterschreinerei Engelberg. Das Kloster Engelberg hat ein Tochterkloster in Kamerun: Mont Febe.


Philipp Schlatter und Père Elie, der die Schreinerei im Engelberger Tochterkloster Mont Febe leitet. | © zVg
2. Dezember 2022 | 15:00
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