Papst Franziskus
Vatikan

Verwirrung um Papst-Worte zum Synodalen Weg: Franziskus hält deutsche Reform-Bemühungen für korrekturfähig

Hat Papst Franziskus den deutschen Synodalen Weg als «weder hilfreich noch seriös» abgekanzelt, wie es in Medienberichten hiess? Ein Blick auf Wortlaut und Kontext der Äusserung ergibt ein anderes Bild.

Ludwig Ring-Eifel

Es war eines der umfangreichsten Interviews in den knapp zehn Jahren des Pontifikats von Franziskus, geführt von der Rom-Korrespondentin der Nachrichtenagentur AP, Nicole Winfield, am Dienstagnachmittag. Länger als eine Stunde sprach sie mit dem Papst auf Spanisch über rund ein Dutzend unterschiedliche Themen. Ein zentraler Punkt – er machte etwa ein Viertel des Interviews aus – war die Frage, wie es mit den Plänen des Papstes zu einer weltweiten Synode der Kirche weitergeht. Und ob synodale Mitbestimmung nicht auch Risiken mit sich bringe.

Übersetzungen und Verkürzungen

Zur Illustration verwies die Journalistin auf Deutschland. Die Kritiker der Synodenpläne des Papstes verwiesen auf die dortige Entwicklung, «man sehe ja, das es dort jetzt sogar den kirchlichen Segen für gleichgeschlechtliche Paare und so weiter gibt». Und dann fragt sie: «Also, wie kann man die Notwendigkeit des Weiterentwickelns, des Zuhörens und des Begleitens versöhnen mit einem Vatikan, der genau das eher bremsen will?»

Die unmittelbare Antwort des Papstes: «Die deutsche Erfahrung hilft nicht, denn das ist keine Synode, kein echter synodaler Weg, es ist ein sogenannter synodaler Weg, aber keiner des Volkes Gottes in seiner Gesamtheit, sondern er wird von Eliten durchgeführt.» Durch Übersetzungen und Verkürzungen wurde aus dieser Antwort des Papstes die Behauptung, der Papst habe gesagt: «Der deutsche Synodale Weg ist weder hilfreich noch seriös.»

Im Fokus der Medien: Der Synodale Weg in Deutschland - und in Rom unter Beschuss.
Im Fokus der Medien: Der Synodale Weg in Deutschland - und in Rom unter Beschuss.

Anders als die meisten Politiker und Bischöfe liest der Papst Transkriptionen und Wiedergaben seiner Interviewaussagen nicht gegen, er autorisiert sie auch nicht. Er spricht in der Regel völlig frei, die vatikanische Kommunikationsabteilung ist damit nicht befasst. Und so konnte dieses Pauschalurteil sich ohne Korrektur weltweit verbreiten.

Ideologie besiegt den Heiligen Geist

Was der Papst wirklich über die synodalen Bemühungen der deutschen Katholiken denkt, sagte er in dem Interview einige Minuten später. Da führte er aus: «Der deutsche synodale Weg hat in den deutschen Bistümern begonnen, wie alle, und mit dem Volk Gottes, und er geht weiter. Da gibt es nun die Gefahr, dass etwas sehr, sehr Ideologisches hineinkommt. Und wenn die Ideologie sich in kirchliche Prozesse einmischt, dann geht der Heilige Geist nach Hause, weil die Ideologie den Heiligen Geist besiegt. Jedenfalls, wenn ich mit ihnen rede, dann sind sie gutwillig, sie sind nicht böswillig. Aber wie seltsam! Sie haben eine Methode, die so sehr die Bemühung um Effizienz über alles stellt.»

Eher elitengesteuerter Weg

Und am Ende meinte er: «Aber man muss Geduld haben, im Gespräch bleiben und dieses Volk auf seinem wirklichen synodalen Weg begleiten und diesem eher elitengesteuerten Weg helfen, damit er nicht irgendwie böse endet, sondern damit auch er sich in die Kirche eingliedert. Man muss immer versuchen, zu vereinen.»

Die Kritik des Papstes an der Entwicklung des Synodalen Wegs war in dem Interview unüberhörbar. Doch war sie deutlich differenzierter und dialogbereiter, als es die Schlagzeile «weder hilfreich noch seriös» suggerierte. (cic)

26.1.2023, 17.50 Uhr: Im ersten Satz hatten wir Benedikt und Franziskus verwechselt. Wir bitten um Entschuldigung.


Papst Franziskus | © Screenshot
26. Januar 2023 | 13:43
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