Vater mit Baby
International

Menschenrechtler fordern Verbot der Beschneidung aus religiösen Gründen

Köln, 5.5.16 (kath.ch) Vier Jahre nach dem Kölner Beschneidungsurteil fordern 38 Organisationen aus zehn Ländern einen besseren Schutz von Kindern gegen Körperverletzung und Beschneidung. Das Recht aller Kinder weltweit auf körperliche und sexuelle Selbstbestimmung müsse durchgesetzt werden, erklärten die Kinder-, Menschen- und Frauenrechtsorganisationen sowie Ärzteverbände am Mittwoch, 4. Mai, in Köln.

Anlass ist das am 7. Mai 2012 ergangene und weltweit viel diskutierte Beschneidungsurteil des Kölner Landgerichts, das erstmals eine medizinisch nicht notwendige Vorhautentfernung eines Jungen als strafbare Körperverletzung bewertete. Das von der früheren Rechtsprechung abweichende Urteil führte zu einer Verunsicherung unter Juden und Muslimen in Deutschland, für die die Beschneidung von Jungen ein zentrales religiöses Ritual ist.

Gesetz zurücknehmen

Im Dezember 2012 verabschiedete der Bundestag daraufhin ein Gesetz, nach dem jüdische und muslimische Eltern ihre Jungen nach religiöser Tradition weiter beschneiden lassen können, sofern das Ritual nach den Regeln ärztlicher Kunst erfolgt. In den ersten sechs Monaten darf auch ein religiöser Beschneider den Eingriff vornehmen.

Dieses Gesetz soll nach Meinung der Organisationen zurückgenommen werden. Für den 7. Mai rufen die beteiligten Verbände zum vierten Mal zum «Weltweiten Tag der genitalen Selbstbestimmung» auf. Neben der zentralen Kundgebung in Köln sind Veranstaltungen in New York, San Francisco, Palm Springs, Sydney und London angekündigt. Aus Deutschland sind unter anderen der Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte, Terre des femmes und pro familia NRW beteiligt.

Die Verbände berufen sich auf die UNO-Kinderrechtskonvention, die den Vorrang des Kindeswohls und die Abschaffung schädlicher Bräuche fordere. «Kinder dürfen nicht mehr mit Übergriffen in ihre Intimsphäre, ihren Ängsten, Schmerzen, ihrem lebenslang veränderten sexuellen Erleben und manchmal sogar mit dem Leben dafür bezahlen müssen, dass sich Erwachsene einer schwierigen gesellschaftlichen Debatte entziehen», heisst es. (kna)

 

 

Vater mit Baby | © pexels cc0
5. Mai 2016 | 15:03
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