US-Erzbistum soll 550 Missbrauchsopfer entschädigen

Milwaukee, 2.2.12 (Kipa) Mehr als 550 Personen haben wegen sexuellen Missbrauchs Entschädigungsforderungen gegen das insolvente katholische Erzbistum Milwaukee eingereicht. Es handle sich um die höchste Zahl von Forderungen unter den bislang acht zahlungsunfähigen US-Bistümern, berichtet die Regionalzeitung «Journal Sentinel» (Donnerstag).

Milwaukee hatte nach Zahlungen von mehr als 30 Millionen Dollar (27,5 Millionen Franken) an Missbrauchsopfer im vergangenen Jahr Gläubigerschutz beantragt. Am Mittwochnachmittag lief die Frist ab, bis zu der sich Anspruchsberechtigte melden konnten.

Die Forderungen gegen das Erzbistum summieren sich laut der Zeitung auf 103,4 Millionen Dollar (94 Millionen Franken). Hinzu kämen Ansprüche von Firmen, Steuerbehörden und kirchlichen Einrichtungen wie Pensionsfonds für Priester und Angestellte mit insgesamt 70,4 Millionen Dollar (64 Millionen Franken). Laut der Zeitung behält sich die Kirchenleitung vor, einzelne Forderungen anzufechten. So sollten Entschädigungen dann abgelehnt werden, wenn die übergriffigen Mitarbeiter keine Angestellte des Erzbistums gewesen seien.

«Spitze des Eisberges»

Opferanwälte bewerteten dies als einen Versuch der Erzdiözese, sich einem Grossteil der Entschädigungsansprüche zu entziehen. Einer der Rechtsvertreter auf Opferseite, James Stang, nannte die eingereichten Forderungen «die Spitze des Eisbergs».

Bistumssprecher Jerry Topczewski sagte laut der Zeitung, Erzbischof Jerome Listecki werde solchen Forderungen widersprechen, die nicht durch das Insolvenzrecht gedeckt seien. Zugleich habe die Kirche gerichtlich beantragt, einen Therapiefonds über 300.000 Dollar (275.000 Franken) für solche Opfer einrichten zu dürfen, deren Fälle bei den Entschädigungen nicht berücksichtigt würden.

(kipa/kna/job)

2. Februar 2012 | 15:14
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