Untersuchung gegen Bischöfe: Joseph Bonnemain hat in Rom Bericht abgegeben
Der Churer Bischof Joseph Bonnemain hat die kanonische Voruntersuchung gegen mehrere Mitglieder der Schweizer Bischofskonferenz abgeschlossen. Es geht um Vorwürfe der Vertuschung von sexuellem Missbrauch und in einem Fall um mutmassliche sexuelle Belästigung. Am Dienstag hat Bonnemain das Ergebnis der Voruntersuchung im Vatikan präsentiert.
Barbara Ludwig
Die kanonische Voruntersuchung im Zusammenhang mit Vorwürfen gegenüber Mitgliedern der Schweizer Bischofskonferenz (SBK) sowie weiteren Geistlichen ist abgeschlossen. Das teilte das Bistum Chur am Freitag mit. 1800 Seiten, rund drei Bundesordner, umfasst die Dokumentation.
Empfehlungen zuhanden der Verantwortlichen im Vatikan
Der Churer Bischof Joseph Bonnemain, der im Juni vergangenen Jahres vom Vatikan mit der Voruntersuchung beauftragt wurde, habe gemeinsam mit dem Neuenburger Kantonsrichter Pierre Cornu und der Strafrechtsprofessorin Brigitte Tag am 25. Januar einen Schlussbericht verabschiedet, heisst es in der Mitteilung.
Das 24-seitige Dokument beinhaltet demnach eine Reihe von Schlussfolgerungen und Empfehlungen zuhanden der Verantwortlichem im Vatikan. Zu deren Inhalt äussert sich die Mitteilung nicht näher. Joseph Bonnemain habe das Ergebnis der Voruntersuchung am Dienstag persönlich im Vatikan präsentiert und den Bericht dort abgegeben.
Rom studiert Akten und entscheidet dann
Nun würden die Akten im Vatikan studiert, was laut dem Bistum «einige Zeit» in Anspruch nehmen könnte. «Die Zuständigen der Römischen Kurie werden in der Folge ihre Schlussfolgerungen ziehen, Entscheidungen treffen und diese in entsprechender Form kommunizieren.»
Ein Brief des Berner Pfarrers Nicolas Betticher, ehemaliger Generalvikar im Bistum Lausanne, Genf und Freiburg, vom 25. Mai letzten Jahres hatte die Untersuchung ins Rollen gebracht. Die Öffentlichkeit erfuhr davon durch einen Artikel, der am 10. September im «Sonntagsblick» erschien.
Rom will «Klarheit über das Geschehene»
Untersucht werden sollten Vertuschungsvorwürfe gegenüber vier Mitgliedern der SBK, einem weiteren Mitglied der Bischofskonferenz wird mutmassliche sexuelle Belästigung vorgeworfen. Die Verantwortlichen im Vatikan wollten durch die Voruntersuchung «Klarheit über das Geschehene» erhalten, schreibt das Bistum Chur.
Betticher hatte in seinem Brief weitere Schweizer Bischöfe beschuldigt, die nicht der SBK angehören. Noch im September teilte der Abt von Saint-Maurice, Jean Scarcella, dass er sein Amt ruhen lassen wolle. Er ist einer der fünf SBK-Mitglieder, gegen die ermittelt wurde.
Involvierte Personen waren «kooperativ»
Die kanonische Voruntersuchung konnte laut Mitteilung bis Ende 2023 durchgeführt werden. Die professionelle Zusammenarbeit mit Brigitte Tag und Pierre Cornu werte die Voruntersuchung auf, so das Bistum Chur. Die Zusammenarbeit mit den beiden externen Experten geschah auf Druck der Römisch-Katholischen Zentralkonferenz der Schweiz (RKZ), dem Dachverband der Kantonalkirchen.
Das Bistum Chur versichert, alle involvierten Personen seien «kooperativ» und bereit gewesen, Antwort zu den Sachverhalten zu geben sowie relevante Dokumente zur Verfügung zu stellen. Im Verlauf des Januar habe der Bischof gemeinsam mit den Juristen den Schlussbericht fertigstellen können.
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