Lea Kalisch
Schweiz

Underkath: Jüdische Rapperin eckt mit orthodoxem Outfit an

Underkath-Anchor Carmela Bonomi trifft die jüdische Rapperin, Schauspielerin und Entertainerin Lea Kalisch. Wie ihr Musikvideo klingt, hört man auf Youtube.

Lea Kalisch spricht perfekt Schweizerdeutsch. Und doch gehen ihr im Gespräch mit Underkath-Vloggerin, Moderatorin und Protagonistin Carmela Bonomi Wörter und Formulierungen in Englisch oftmals leichter über die Lippen. Es sei so rich, was im Judentum an Material vorhanden sei, das man recyceln könne in der Kunst. Und: Sie fühle sich so connected mit ihren ancestors, sagt sie beispielsweise zu Beginn des Interviews. Sie will sagen: verbunden mit ihren Vorfahren.

Sogar die «Ähms» klingen nach New York

Und wo andere Schweizerinnen und Schweizer mit einem germanischen «Ähm» in helvetischer Dialektfärbung überbrücken, klingt das bei ihr recht angloamerikanisch wie «Aaahrm».

Fair enough. Carmela stellt im Underkath-Videobeitrag Kalisch als «besonderen Gast» vor. Sie rappe, tanze, choreografiere und produziere. Sie sei Jüdin und ecke auch gern einmal an.

Wie, das zeigt eine kurze Einblendung: indem sie sich wie ein jüdisch orthodoxer Mann kleidet und vor der Klagemauer in Jerusalem und im Souk Pirouetten dreht.

Kalisch wer?

Easy. Es steht ja alles im Netz. Sie ist Singer, Actor und Entertainer. Geboren 1994, aus Zürich. Hat in New York an einer Musicalschule studiert und lebt seither offenbar dort, wenn sie nicht gerade underkath in Zürich fürs Interview zur Verfügung steht.

Traditionelles Lied wird Hip-hop-Song

Die eingeblendete Selbstinszenierung in Israel stammt aus einem Musikvideo. Kalisch hat ein traditionelles jüdisches Lied genommen, es mit Rap-Strophen versehen, und es klingt wirklich gut: Klezmer meets Sprechgesang, irgendwie weltversöhnend, dabei aber mit Lyrics, die far too explicit sind, als dass der Song für den Eurovision Song Contest in Frage käme. Zensur-Beep hin oder her.

Gott, der weisse ältere Mann

Carmela redet mit ihr aber zunächst einmal über ihre jüdischen Wurzeln und was diese ihr bedeuten. «Kultur und Glaube, gehört das zusammen oder ist es separat?», fragt Carmela etwas vage. Entsprechend unbestimmt ist Kalischs Antwort. «Ich glaube, es ist separat, aber für mich ist es zusammen», meint sie, ehe sie dann über andere statt über sich spricht. Mit dem Statement, dass sie sich Gott als Kind automatisch als weissen, älteren Mann vorstellte, schafft sie aber eine elegante Kurve zu ihrem Musikvideo. Bei dem handelt es sich auch um ein «Jewish Women Project», wie aus ihrer Website hervorgeht.

Ratschlag gegen faith struggle 

Was würde sie jenen raten, die im Alltag etwas struggeln (Mühe haben), ihren Glauben offen zu leben, beziehungsweise diesen in den Alltag zu integrieren? Denen man also eher nicht so ansieht, dass sie jüdisch sind, weil sie den orthodoxen Hut und die charakteristischen Locken eben nicht tragen wie sie im Musikvideo?

Kalisch hat dazu einen überraschenden Tipp eines puertoricanischen Tanzlehrers parat. «Wenn du Gott treffen willst, geh ins Theater.» Will heissen: If you want to meet god, go to the theatre. Denn Spiritualität lasse sich nicht nur in der Religion finden.

Like, mit dem Glauben lässt sich das Leben verschönern. Schliesslich laufe es immer aufs Gleiche hinaus: auf etwas «Übernatürliches» – oder besser, «über uns». «Something is beyond me, above me». Rational-wissenschaftliches Denken mache einen «so abgeklärt». Doch das sei eine eingeschränkte Sicht. Der Glaube an «etwas chli Magisches» mache einfach das Leben schöner. (uab)


Lea Kalisch | © Screenshot / Youtube
17. Januar 2022 | 16:19
Lesezeit: ca. 2 Min.
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