Papst Franziskus.
Vatikan

Umgang mit Missbrauchsfällen: Papst Franziskus nimmt Johannes Paul II. in Schutz

Papst Franziskus hat sich in die Debatte über seinen Vorgänger eingeschaltet. Er findet, man müsse die Dinge im Kontext der damaligen Zeit beurteilen. Johannes Paul II. ist posthum mit Vorwürfen konfrontiert, die seinen Umgang mit übergriffigen Priestern betreffen.

Papst Franziskus hat Johannes Paul II. (1978-2005) gegen Vorwürfe wegen des Umgangs mit Missbrauchsfällen in Schutz genommen. Man müsse die Dinge nach den Massstäben der jeweiligen Zeit bewerten, sagte er in einem Interview der argentinischen Zeitung «La Nacion» (Onlineausgabe Freitag).

Johannes Paul II. 1984 in Genf.
Johannes Paul II. 1984 in Genf.

«Damals hat man alles vertuscht», so Franziskus. Während die katholische Kirche seit dem Missbrauchsskandal von Boston 2002 das Problem angegangen habe und sehr auf Aufklärung bedacht sei, finde etwa in Familien oder an Schulen immer noch Vertuschung statt.

Versetzung war «das Übliche»

Zu aktuellen Vorwürfen in Polen, Johannes Paul II. habe in seiner Zeit als Erzbischof von Krakau des Kindesmissbrauchs beschuldigte Priester nach Österreich entsandt, sagte Franziskus: «Ich kenne den Fall nicht, aber es war das Übliche.» Allerdings müsse jede Epoche «mit der Hermeneutik der jeweiligen Zeit gedeutet werden».

Franziskus nannte seinen direkten Amtsvorgänger Benedikt XVI. (2005-2013) mutig, weil er die offizielle Auseinandersetzung mit dem Missbrauch auf die Agenda genommen habe. Nach dem Boston-Skandal habe die Kirche «den Stier bei den Hörnern gepackt», sagte der Papst. (cic)


Papst Franziskus. | © YouTube
11. März 2023 | 12:37
Lesezeit: ca. 1 Min.
Teilen Sie diesen Artikel!