Kyrill I., Patriarch von Moskau und ganz Russland.
International

Ukraine will Patriarchen Kyrill I zur Rechenschaft ziehen

Die Ukraine wirft dem russisch-orthodoxen Patriarchen Verbrechen gegen die Ukraine vor. Geheimdienst und Generalstaatsanwaltschaft haben den Angaben zufolge zahlreiche Beweise für ein Strafverfahren gesammelt. Die Behörden legen Kyrill I. unter anderem die Entfesselung und Führung eines Angriffskriegs zur Last. Darauf stehen bis zu 15 Jahre Haft.

Kiew will offenbar den russisch-orthodoxen Patriarchen Kyrill I. wegen Verbrechen gegen die Ukraine zur Rechenschaft ziehen. Laut dem Ukrainischen Geheimdienst SBU wurde das Moskauer Kirchenoberhaupt offiziell darüber informiert, dass es mehrerer Straftaten beschuldigt werde. Unter anderem werfe man Kyrill I. vor, der obersten militärischen und politischen Führung Russlands anzugehören und als einer der Ersten den Feldzug gegen die Ukraine öffentlich unterstützt zu haben.

Entfesselung und Führung eines Angriffskriegs

Geheimdienst und Generalstaatsanwaltschaft haben den Angaben zufolge zahlreiche Beweise für ein Strafverfahren gesammelt. So habe die Kirche den Chef der russischen Nationalgarde, Wiktor Solotow, im März 2022 «für den Krieg gegen die Ukraine» gesegnet. Kyrill I. hatte Solotow damals in der Kathedrale der russischen Streitkräfte eine Marien-Ikone geschenkt. Truppen der Nationalgarde sind an der Invasion in der Ukraine beteiligt. Der Patriarch nutze die russisch-orthodoxe Kirche und auch ukrainisch-orthodoxe Geistliche, um seine Propaganda gegen Kiew zu verbreiten, so der SBU.

Nach ukrainischen Recht muss die Justiz eine Person schriftlich benachrichtigen, dass sie unter Tatverdacht steht, sofern ausreichend Beweise vorliegen. Die Behörden legen Kyrill I. demnach unter anderem die Straftatbestände Entfesselung und Führung eines Angriffskriegs zur Last. Darauf stehen bis zu 15 Jahre Haft. Zudem habe der Patriarch die Unverletzlichkeit der ukrainischen Landesgrenzen angegriffen und den russischen Überfall auf die Ukraine geleugnet. Kiew könnte unter bestimmten Bedingungen auch in Abwesenheit des Patriarchen einen Strafprozess gegen ihn durchführen.

Kyrill I. wird international kritisiert, weil er als wichtiger Verbündeter von Kreml-Chef Wladimir Putin den russischen Angriffskrieg unterstützt. Grossbritannien, Tschechien, Litauen, Estland, Kanada und die Ukraine haben gegen ihn Sanktionen verhängt. EU-weite Strafmassnahmen gegen das Kirchenoberhaupt scheiterten am Veto Ungarns. (kna)


Kyrill I., Patriarch von Moskau und ganz Russland. | © KNA
5. November 2023 | 09:25
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