Palliativstation in einem Krankenhaus.
Schweiz

Trägerschaft für muslimische Notfall- und Spitalseelsorge gegründet

Zürich, 23.2.18 (kath.ch) Die Justizdirektion des Kantons Zürich hat zusammen mit der Vereinigung der Islamischen Organisationen Zürich (Vioz) eine Trägerschaft gegründet, die muslimische Seelsorge sicherstellen wird. Die reformierte und die katholische Kirche unterstützen die Trägerschaft.

Im Kanton Zürich leben rund 100’000 Einwohnerinnen und Einwohner muslimischen Glaubens. Für sie war ein Zugang zu Notfall- und Spitalseelsorge bis anhin nicht geregelt. Diese Lücke werde nun dank einer neu gegründeten Trägerschaft geschlossen, schreibt die Direktion der Justiz und des Innern des Kantons Zürich am 22. Februar in einer Mitteilung.

Zusammenarbeit mit Kirchen und Universität

Die Justizdirektion hat die Trägerschaft zusammen mit der Vioz und mit der Unterstützung der reformierten und katholischen Kirche gegründet. Die Trägerschaft habe für 2017 bis 2019 einen Leistungsauftrag erhalten. Laut Mitteilung ist es deren Aufgabe, ein Angebot muslimischer Seelsorge bereitstellen.

Das Projekt wurde notwendig, weil der Bedarf an muslimischen Seelsorgern auf ehrenamtlicher Basis bei einer Gemeinschaft von rund 100’000 Personen nicht mehr zu leisten sei, sagt Muris Begovic, Imam in Schlieren und Sekretär der Vioz. Er ist laut einem Bericht der «Neuen Zürcher Zeitung» (23. Februar) seit zehn Jahren im Kanton Zürich als Notfall- und Spitalseelsorger tätig.

«In Spitälern gab es früher Listen mit den Namen von Imamen. Im Notfall hat man auf diese zurückgegriffen. Es gab aber keine Qualitätssicherung, alles war sehr individuell ausgestaltet», sagt Begovic gegenüber der NZZ.  Er habe viel Verantwortung übernehmen und immer erreichbar sein müssen, was sich mit seiner Tätigkeit als Imam nicht immer vereinbaren liess. Laut Begovic sind es jährlich zwischen fünfzig und sechzig Hilfegesuche. Nun sollen rund zehn Notfallseelsoger ausgebildet werden.

Mehrstufige Eignungstests

Im Leistungsauftrag der Zürcher Justizdirektion ist auch ein Weiterbildungsauftrag enthalten. Diesen habe die Trägerschaft an das Schweizerische Zentrum für Islam und Gesellschaft der Universität Freiburg (SZIG) vergeben. Die Eignung der muslimischen Seelsorgerinnen und Seelsorger werde vor dem Einsatz in einem mehrstufigen Verfahren geprüft, heisst es in der Mitteilung weiter.

Laut Begovic könne damit verhindert werden, dass Personen mit extremistischem Gedankengut ausgebildet würden. «Die entscheidende Frage ist aber, ob jemand seine eigenen Überzeugungen bei der Arbeit ablegen kann oder nicht.»

Gespräche und Personensicherheitsprüfung

Das SZIG prüfe die fachlichen und persönlichen Fähigkeiten der angehenden Seelsorger mittels eines Bewerbungsschreibens und -gesprächs, sagte die Zürcher Justizdirektorin Jacqueline Fehr gegenüber dem «Tages-Anzeiger» (23. Februar). Ausserdem werde eine Personensicherheitsprüfung durchgeführt. Diese beinhalte einen Informationsbericht der Polizei mit Auskünften aus verschiedenen Datenbanken.

Ein erster Versuch, im Kanton Zürich eine muslimische Seelsorge aufzubauen, musste laut TA 2015 abgebrochen werden, weil sich unter den 30 Absolventen des ersten Lehrgangs ein Mitglied des umstrittenen Islamischen Zentralrats der Schweiz (IZRS) befunden habe.

Erfahrung mit Seelsorge

Die beiden Landeskirchen unterstützen das Projekt als Mitglieder einer Begleitkommission. Diese Unterstützung sei wichtig, wegen ihrer grossen Erfahrung mit Seelsorge, schreibt die Justizdirektion.

Während den ersten zwei Jahren übernimmt der Kanton mit 325’000 Franken einen Grossteil der Kosten. Der Rest finanziert die Vioz mit einem Betrag in der Höhe von 60’000 Franken. Zusätzlich hat die katholische Kirche einen Beitrag von 25’000 Franken zugesichert. Die Finanzierung für 2019 werde im Moment noch geklärt. Ziel sei die Übernahme des Projekts durch die muslimische Gemeinschaft Ende 2019. (ref.ch/sys/aktualisiert 28.2.)

 

Palliativstation in einem Krankenhaus. | © KNA
23. Februar 2018 | 11:41
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