Universität Luzern
Schweiz

Neues Zentrum: Uni Luzern will Dialog mit dem Islam verstärken

Luzern, 6.7.16 (kath.ch) Die Universität Luzern gründet ein neues Zentrum für den Vergleich der drei Religionen Christentum, Islam und Judentum. Damit will die Theologische Fakultät der Uni den interreligiösen Dialog verstärken. Gesucht wird nun ein Assistenzprofessor für islamische Theologie. Das Zentrum für Komparative Theologie soll im Herbst 2017 seinen Betrieb aufnehmen. Die Gewaltakte islamistischer Gruppen hätten die konkrete Umsetzung verzögert, sagte Martin Mark , Dekan der Theologischen Fakultät, gegenüber kath.ch.

Barbara Ludwig

An der Universität Luzern haben der ökumenische und der interreligiöse Dialog Tradition. Es gibt dort sowohl das Ökumenische Institut als auch das Institut für Jüdisch-Christliche Forschung. Aus Sicht der Theologischen Fakultät muss die katholische Theologie die religiöse Vielfalt, die heute die Schweiz kennzeichnet, auf wissenschaftlichem Niveau verstärkt reflektieren, teilte die Theologische Fakultät am Mittwoch, 6. Juli, mit.

Eine Ausweitung und Intensivierung des interreligiösen Dialogs sei aus der Tradition der Fakultät «folgerichtig». «Es drängt sich auf, insbesondere den Dialog mit der dritten abrahamitischen Religion, dem Islam, voranzutreiben, zu der sich fünf Prozent der Einwohnerinnen und Einwohner des Landes bekennen», heisst es in der Mitteilung.

Assistenzprofessor oder -professorin gesucht

Im Rahmen des künftigen Zentrums für Komparative Theologie wird eine auf fünf Jahre befristete Assistenzprofessur für islamische Theologie geschaffen. Diese wird vollständig durch Drittmittel finanziert, und zwar durch den Stifterverband für die Deutsche Wissenschaft.

Der künftige Assistenzprofessor muss über eine akademische Ausbildung in islamischer Theologie verfügen und im interreligiösen Dialog mit den anderen abrahamitischen Religionen engagiert sein, sagte Martin Mark, Dekan der theologischen Fakultät, gegenüber kath.ch. «Wahrscheinlich wird er dem muslimischen Glauben angehören.» Dies sei aber keine Voraussetzung. Auf jeden Fall muss der Kandidat in der Lage sein, auf dem Gebiet islamischer Religion und Kultur zu forschen. Dabei ist die Kenntnis der arabischen Sprache unabdingbar. Der Posten kann auch von einer Frau besetzt werden. «Für weibliche Bewerberinnen besteht prinzipielle Chancengleichheit», so Mark.

Terroranschläge in Europa verzögerten Umsetzung

Überlegungen zu einer Erweiterung der bereits bestehenden Schwerpunkte, jüdisch-christliche Forschung und Ökumene, entstanden an der theologischen Fakultät vor geraumer Zeit, sagte Mark gegenüber kath.ch. «Die Terroranschläge in Frankreich und Belgien 2015 und 2016 verzögerten aber die konkrete Umsetzung.» Im Herbst nimmt die zuständige Kommission ihre Arbeit auf. Das neue Zentrum soll laut dem Dekan voraussichtlich im Herbst 2017 operativ werden.

Bislang sind muslimische Organisationen in die Schaffung des Zentrums nicht involviert, sagte Mark. Es sei jedoch Aufgabe des künftigen Professors, entsprechende Kontakte aufzubauen.

Komparative Theologie fasst Fuss in der Schweiz

Bei der komparativen Theologie handle es sich um einen in der Schweiz noch nicht praktizierten Ansatz. Die komparative Theologie betrachte andere Religionen sowohl aus einer Innensicht als auch mit dem Blick des Anderen, schreibt die Fakultät in ihrer Mitteilung. «Sie arbeitet zu zentralen Themen sowohl Gemeinsamkeiten als auch Unterschiede der beteiligten Religionen heraus.»

Dadurch bilde sie die Grundlage für einen «Dialog auf Augenhöhe». Die komparative Theologie in Luzern wird sich auf die Religionen Judentum, Christentum und Islam konzentrieren. Sie stelle eine «Facette des interreligiösen Dialogs» dar und trage zum gesellschaftlichen Frieden bei, indem sie die Vielfalt religiöser Sichtweisen reflektiert, schreibt die Fakultät weiter.

Die künftige Professur wird nach Angaben von Mark auch Religion und Kultur des Islam erforschen und in die Grundkenntnisse dieser Weltreligion einführen. Behandelt werden dabei unter anderem die historische Entwicklung, die unterschiedlichen Richtungen und theologischen Schulen sowie der Koran, dessen Auslegung und Bezüge zur Bibel. (bal)

 

Universität Luzern | © Georges Scherrer
6. Juli 2016 | 17:24
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