Rechte von Frau und Mann
Schweiz

Theologin mit Predigtverbot hat Nachsicht mit Priester

Dietikon ZH, 27.3.17 (kath.ch) Theologie studieren, hart dafür arbeiten, genau so viel wissen wie ein Priester und doch weniger Rechte haben. Das ist das Los von katholischen Pastoralassistentinnen. Eine davon ist Pia Maria Hisiger. Sie darf in ihrer Gemeinde nicht predigen. Laut Arnold Landtwing, Informationsbeauftragter des Generalvikariats Zürich-Glarus im Bistum Chur, ist das heute eher selten der Fall.

Francesca Trento

Pastoralassistentinnen und -assistenten haben den gleichen Weg hinter sich wie Priester. Der einzige Unterschied: Im Gegensatz zu den Priestern haben sie keine Weihe empfangen. Und diese ist laut Kirchenrecht nötig, um in der heiligen Messe die Homilie, die Predigt nach der Verkündung des Evangeliums, abzuhalten. Wer nicht geweiht ist, also ein Laientheologe oder eine Pastoralassistentin, darf nicht predigen.

Der zuständige Bischof kann jedoch entscheiden, ob er in diesem Bereich das Kirchenrecht weiter oder enger interpretiert, erklärte Landtwing gegenüber kath.ch, erklärte Landtwing gegenüber kath.ch. Der Churer Bischof Vitus Huonder entschied bei seinem Amtsantritt definitiv: Nein, Pastoralassistenten ist die Predigt untersagt. In der Praxis sieht dies jedoch auch im Bistum Chur laut Landtwing anders aus.

Priester hat das letzte Wort

Das Predigen sei geweihten Theologen vorbehalten und die Bistumsleitung vertrete diese Linie, wie Arnold Landtwing gegenüber kath.ch bestätigte. «Doch in der Praxis bekommen die gut ausgebildeten Pastoralassistenten und -assistentinnen selbstverständlich von den meisten zuständigen Priestern die Erlaubnis, zu predigen.» Diese hätten nämlich die letzte Verantwortung und damit «das letzte Wort».

Auch wenn ich predigen darf, ist das Grundproblem nicht gelöst.

Nicht so bei der Theologin Pia Maria Hirsiger, die in der Pfarrei Dietikon angestellt ist. Ihr wird das Predigen vom jetzigen Pfarradministrator Adrian Sutter nicht erlaubt. Sie zeigt aber Verständnis für den spätberufenen Priester, der «erst seit drei Jahren geweiht ist», wie sie ihn gegenüber kath.ch entschuldigt. «Er ist noch nicht so lange Priester – und das im Bistum Chur, wo unter Huonder die römischen Vorgaben eingehalten werden sollen», so Hirsiger. Laut der Theologin sind ältere Priester und solche, die schon lange im Amt sind, lockerer und erlauben das Predigen auch sogenannten Laientheologen. «Ich schätze Herr Sutter als Person und Priester aber sehr.»

Kein komplettes Verbot

«Ich schätze Frau Hirsiger sehr, wir haben einen herzlichen Umgang miteinander und feiern wöchentlich mehrere Gottesdienste zusammen», sagt auch Sutter gegenüber kath.ch. Für ihn ist das Verbot des Predigens von Hirsiger keine Anti-Frau-Entscheidung. Das Geschlecht seiner Mitarbeitenden werde bei der Aufgabenverteilung in der Pfarrei nicht berücksichtigt. Zum Beispiel bereite der Pastoralassistent die Krankensalbungsgottesdienste selbstständig vor – und dürfe predigen. «Frau Hirsiger hingegen ist für die Versöhnungsfeiern zuständig und darf ebenso predigen», so Sutter. Das Sakrament werde jedoch «natürlich vom Priester gespendet».

«Nicht das Predigen ist das Problem»

Doch eigentlich geht es Hirsiger nicht nur um das Verbot des Predigens, das sie in Dietikon bekommen hat. «Es geht grundsätzlich um die Stellung der Frau in der katholischen Kirche», so Hirsiger. Dass die Predigt untersagt sei, sei die Folge eines überholten Bildes von Mann und Frau und damit verbunden auch mit der Stellung der Frau in der katholischen Kirche. «Auch wenn mir die Predigt erlaubt wird, ist das Grundproblem lange nicht gelöst», so Hirsiger weiter.

«Das Bild von Mann und Frau in der Kirche, die Rolle des Priesters gegenüber dem Volk Gottes, muss von der Wurzel her aufgearbeitet und neu begründet werden», so Hirsiger. Dazu gehöre das Gottesbild, das Menschenbild, die Bedeutung der Inkarnation Gottes und des Menschen als Werdender. «Dafür setze ich mich ein – und führe natürlich auch kleine Diskussionskämpfe mit Adrian Sutter», fügte sie schmunzelnd hinzu – was auch Sutter bestätigte.

Ich glaube an Wunder.

Sie glaube jedoch fest daran, dass es irgendwann zu einer Lösung kommt, wo die Gleichwertigkeit von Mann und Frau ihre «richtige» Form findet. «Ich glaube an Wunder.»

Rechte von Frau und Mann | © pixabay.com
27. März 2017 | 11:22
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