Tatjana Disteli
Schweiz

Tatjana Disteli: Weg zurück zu Wurzeln verläuft synodal

Die Kirche kann durch ehrliche Umkehr heilen. Diese Ansicht vertritt die Theologin Tatjana Disteli. Und: Die Kirche kann das Evangelium nur dann glaubwürdig vertreten, wenn sie zuerst intern glaubwürdig wird.

Jacqueline Straub

«Erst der Verlust moralischer Autorität lässt die Einsicht reifen, dass radikale Umkehr nötig ist», schreibt Tatjana Disteli in der Sonderausgabe der Herder Korrespondenz (Gottes starke Töchter). «Heilung ist nur durch ehrliche Umkehr zu erwarten: Zurück zu den Wurzeln, zu Jesu Vermächtnis, dem unbedingten Liebesgebot.» Der Weg dorthin verlaufe synodal. Tatjana Disteli betont, dass dieser jetzt begangen werden muss.

Revolutionärer Jesus

Dass Jesus mit «gänzlich abhängigen und machtlosen Frauen» und randständigen Witwen und Waisen in Kontakt trat, war «revolutionär», so Tatjana Disteli. «Es war konsequent, dass Frauen bis ins vierte Jahrhundert hinein kirchliche Ämter innehatten.»

Frauen trauern um den gekreuzigten Jesus: Ausschnitt aus einem Fresko in der Kirche Santo Stefano in Miglieglia TI
Frauen trauern um den gekreuzigten Jesus: Ausschnitt aus einem Fresko in der Kirche Santo Stefano in Miglieglia TI

Doch die Inkulturation des Christentums in die Gegenwart sei nicht nur stehen geblieben, sondern wurde auch zurückgedreht. «Mit dem Resultat einer Verzerrung der christlichen Botschaft und Überhöhung einer vermeintlichen Tradition.»

Zuerst interne Glaubwürdigkeit erlangen

Statt Freude, innerer Freiheit, Verantwortungsübernahme und Gestaltungskraft in der Kirche zu erleben, spürten viele Angst, Abhängigkeit, Unterdrückung und Diskriminierung. «Die Kirche kann das Evangelium nur dann glaubwürdig vertreten, wenn sie zuerst intern glaubwürdig wird», so Tatjana Disteli, die als Schweizer Delegierte an der Synodalen Europäischen Kontinentalversammlung in Prag teilgenommen hat.

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Synodalität sei ein Weg zur kirchlichen Umkehr, schreibt die Theologin. ” Wenn wir Dezentralisierung und Subsidiarität als Reichtum der Vielfalt in Einheit verstehen lernen, steht die Türe zu adäquater Inkulturation offen.» Es folgten dadurch Gleichberechtigung, Partizipation und Mitverantwortung, radikale Inklusion und Ermächtigung der Laien. «Selbst kirchenferne Menschen werden dies schätzen.»


Tatjana Disteli | © zVg
20. April 2024 | 17:30
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