Archivbild: Natalie Rickli als SVP-Nationalrätin im Jahr 2016.
Schweiz

SVP-Politikerin Rickli kündigt Kirchenaustritt aus Protest an

Zürich, 4.9.16 (kath.ch) Die Zürcher SVP-Nationalrätin Natalie Rickli hat in einem offenen Brief an die Präsidenten der Schweizer Bischofskonferenz und der Römisch-katholischen Zentralkonferenz ihren Austritt aus der katholischen Körperschaft angekündigt. Die Kritik von Charles Martig an ihrer Medienpolitik habe sie erschüttert, erklärte Rickli darin. Martig ist als Direktor des Katholischen Medienzentrums der Herausgeber von kath.ch.

Regula Pfeifer

Dass die SVP-Politikerin wegen seiner Kritik ihren Kirchenaustritt ankündige, bedaure er, sagte Martig gegenüber kath.ch. Das habe er nicht beabsichtigt. Die Kritik an der Medienpolitik Ricklis hingegen zieht er nicht zurück. Natalie Rickli mache ständig Druck auf die SRG, so Martig.

Nicht sehr katholisch

Im auf kath.ch erschienen Blog «Natalie Rickli auf der Anti-Service-Public-Mission» hatte der Theologe und Journalist Martig die Zürcher Nationalrätin als «zerstörerische Kraft gegen die öffentlich-rechtlichen Medien» bezeichnet. Die Kirchen seien Teil des «Service public», da sie als ethische Impulszentren zum gesellschaftlichen Zusammenhalt beitrügen. Deshalb hätten Kirchenmitglieder ein grosses Interesse an der Weiterentwicklung und Stärkung des Service public. Er folgerte: «Da kann ich Frau Rickli nur zurufen: ‘Ce n’est pas très catholique, Madame!»

Dieser Ausspruch scheint der schlagfertigen Politikerin in den falschen Hals geraten zu sein. «Jetzt reicht es mir», schrieb sie in einem auf ihrer Homepage publizierten «Offenen Brief an die Römisch-Katholische Kirche». Sie werde aus der römisch-katholischen Körperschaft austreten. «Eine katholische Organisation, welche unter dem Titel einer kirchlichen Mission Andersdenkende ausgrenzt und verunglimpft, entspricht nicht meinem Verständnis des Christentums», begründete sie ihren Entscheid. Sie bleibe aber katholisch und glaube weiterhin an Gott, versicherte sie.

Politikerin mit doppeltem Hut

Martig kritisiert aber nicht nur die Medienpolitik der SVP-Nationalrätin. Besonders problematisch mache die Angelegenheit die Interessenkollision, in der die Politikerin stecke. «Rickli trägt einen doppelten Hut», erklärte Martig gegenüber kath.ch. Sie präsidiere die Kommission für Verkehr und Fernmeldewesen (KVF) und arbeite gleichzeitig in einem privaten Medienunternehmen. «Das führt zu politischem Taktieren und interessengeleitetem Handeln», so Martig.

Rickli arbeitet bei Goldbach Media, wie die Sendung «Talk täglich» des Fernsehsenders «Tele Züri» (31. August) erwähnte. Die Firma bezeichnet sich als «Vermarktungsorganisation der elektronischen Medien TV, Video und Digital out of Home». In der Sendung «Talk täglich» hiess es auch, Rickli sei zwar nicht für einen totalen Verzicht auf Billag-Gebühren, wie eine Initiative fordere, aber auf einen Teil der Gebühren.

Artikel im «Sonntagsblick»: Rickli tritt aus

Archivbild: Natalie Rickli als SVP-Nationalrätin im Jahr 2016. | © Keystone/Peter Schneider
4. September 2016 | 17:17
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