Wer ist Kardinal Sarah wirklich? Diese Ausgabe von "Paris Match" gibt zu reden.
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Streit wegen Kardinal Sarah auf dem Cover: Ressortleiter verlässt «Paris Match»

Die französische Illustrierte «Paris Match» hievt normalerweise Promis auf die Titelseite. Im Juli setzte ein konservativer Verleger durch, dass Kardinal Sarah aufs Cover kommt. Nun hat ein Ressortleiter «Paris Match» entnervt verlassen.

Raphael Rauch

Wenn es um Widerstand gegen Papst Franziskus geht, fällt oft der Name des afrikanischen Kurienkardinals Robert Sarah. Der Mann ist 77 Jahre alt, stammt aus Guinea und war bis 2021 Präfekt der Kongregation für den Gottesdienst und die Sakramentenordnung. 

Pro Pflichtzölibat

Zuletzt gab Kardinal Sarah mit Corona-Verschwörungstheorien und einem Festhalten am Pflichtzölibat von sich reden. Aber auch sonst poltert der Kardinal gerne los und stichelt gegen Papst Franziskus.

Im Juli schaffte er es sogar auf die Titelseite der französischen Illustrierten «Paris Match», was viele überraschte. Schliesslich interessiert sich das People-Magazin sonst nicht so sehr für katholische Rechtsaussen-Figuren.

Bruno Jeudy verlässt aus Protest «Paris Match»

Wie inzwischen bekannt wurde, ist das Titelbild auf verlagsinternen Druck zurückzuführen. Aus Protest verlässt nun der Ressortleiter für Politik und Wirtschaft, Bruno Jeudy, das Blatt. «In gegenseitigem Einvernehmen wurde beschlossen, unsere Zusammenarbeit zu beenden», heisst es in einem Schreiben, das «Nouvelobs» vorliegt.

Wie französische Medien berichteten, hatte sich die Redaktion dagegen ausgesprochen, Kardinal Sarah aufs Titelblatt zu hieven – unter anderem mit der Begründung, dass der Kardinal in Frankreich keine bekannte Persönlichkeit sei.

Konservativer Katholik Vincent Bolloré

Die Verlagsleitung setzte sich jedoch über die Meinung der Redaktion hinweg und boxte den Kardinal durch. Die Gesellschaft der Journalisten (SDJ) protestierte gegen die Weisung und sprach von einer «Einmischung» der Lagardère-Gruppe. 

Gemeint ist vor allem Vincent Bolloré (70) – er gilt als Drahtzieher der Kardinal-Sarah-Ausgabe. Vincent Bolloré leitet den Vivendi-Konzern, zu dem die Lagardère-Gruppe gehört, in der «Paris Match» erscheint. Kritiker werfen dem Katholiken Vincent Bolloré vor, seine konservativen Überzeugungen publizistisch zu fördern.

CEO mit Sendungsbewusstsein

Beobachter sehen die «Paris Match»-Ausgabe als weiteren Beleg für Vincent Bollorés katholisches Sendungsbewusstsein. Seit 2021 strahlen seine Fernsehsender religiöse Sendungen und Messen im Livestream aus.


Wer ist Kardinal Sarah wirklich? Diese Ausgabe von «Paris Match» gibt zu reden. | © kath.ch
20. August 2022 | 18:05
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