Sonia Bischoff: Initiantin der Solidaritätskundgebung für Flüchtlinge am 5. September 2015 in Zürich
Schweiz

Solidaritätskundgebung für Flüchtlinge zog rund tausend Personen an

Zürich, 5.9.15 (kath.ch) Um die Tausend Menschen folgten dem Facebook-Aufruf der Videokünstlerin Sonia Bischoff zu einer Solidaritätskundgebung auf dem Helvetiaplatz in Zürich, aus der sich eine unbewilligte Demonstration entwickelte.

Regula Pfeifer

Erst standen die Leute auf dem Helvetiaplatz unschlüssig herum. Die Zeit wäre gekommen, doch niemand zeigte sich, niemand übernahm den Lead. Dann meldete sich endlich Sonia Bischoff zu Wort. Die Videokünstlerin aus dem Atelier Basislager in Zürich-Altstetten hatte via Facebook zur Solidaritätskundgebung aufgerufen. In einer improvisiert wirkenden Rede forderte sie das Bleiberecht für alle, kritisierte das System des Asylwesens in der Schweiz und verkündete: «Wir sind hier, um zu protestieren gegen ein System, das tötet.» Sarkastisch forderte sie die Anwesenden auf, doch weiter feinen Fisch aus dem Mittelmeer zu essen, wo doch so viele Leichen schwimmen würden. Nach einer Pause, da erneut nichts passierte, forderte Sonia alle auf, doch selber aktiv zu werden, sich in Gruppen auszutauschen, Musik zu machen oder einander zu umarmen. Sie sei leider irgendwie verantwortlich hier, meinte sie bedauernd.

«Du» steht für Flüchtling

Tatsächlich hatten sich einzelne Teilnehmende etwas einfallen lassen. Ein Mann trug ein Welcome-Herz vor sich her, eine Gruppe Frauen bildeten mit einzelnen Buchstaben das Wort «Solidarität». Lela Friedmann streckte ein kleines Plakat mit «ich + du» darauf in die Höhe. Mit «du» meine sie die Flüchtlinge, und im «Ich» stecke auch das Kürzel der Schweiz, erklärte sie. Flüchtlinge seien einfach Menschen und sie wolle sich für die Gemeinschaft der Menschen einsetzen. Friedmann war selber staatenlos, bis sie mit 20 Jahren das Schweizer Bürgerrecht erhielt. Anna Wyss und ein Kollege hielten je eine Schranktür, durch die ein Vater mit Kind ging. «Open the doors», stand darauf. Das sei eine politische Aktion, erklärte Wyss. Sie stehe da für jenen Teil der Schweizer Bevölkerung, «der nicht fürs Türe-Schliessen ist», so Wyss.

Auch die für die 1.Mai-Krawalle berüchtigte linksextreme Organisation Revolutionärer Aufbau war mit einem Banner präsent. «Mehr als nette Worte – antirassistische Praxis Aufbauen», stand darauf. Und die «Bewegung für den Sozialismus» war mit Auto und Lautsprecher gekommen. In der Ecke, in der einige Personen «Internationale Solidarität» zu skandieren begannen, wurde die Stimmung aggressiver. Aus der Kundgebung löste sich ein Umzug, der durch den Zürcher Stadtkreis Vier zog. Facebook-Initiantin Bischoff rief die Anwesenden zum Bleiben auf und zum friedlichen Zusammensein. (rp)

Sonia Bischoff: Initiantin der Solidaritätskundgebung für Flüchtlinge am 5. September 2015 in Zürich | © 2015 Regula Pfeifer
5. September 2015 | 16:59
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