Josef Stübi im Gespräch
Kommentar

Sibylle Hardegger: Warum Josef Stübi ein guter Weihbischof wird

Die Radio- und Fernsehbeauftragte Sibylle Hardegger (55) ist eine Weggefährtin des neuen Weihbischofs Josef Stübi (61). Sie ist überzeugt: «Er wird ein guter Weihbischof. Er ist genau das, was Papst Franziskus will: Ein Hirte, der bei den Menschen ist.» Ein Kommentar.

Sibylle Hardegger*

Ich gratuliere Bischof Felix Gmür und den Diözesanen des Bistums Basel zur Ernennung von Josef Stübi. Mit ihm wird künftig ein Weihbischof Teil der Bistumsleitung, der durch und durch Seelsorger ist. Ein Mann von unten, ein Mann der kirchlichen Basis.

Josef Stübi, neuer Weihbischof des Bistums Basel.
Josef Stübi, neuer Weihbischof des Bistums Basel.

Er weiss, wie die Pfarreien ticken. Er kennt ihre Sorgen und Freuden, weil er sie mit ihnen über viele Jahre geteilt hat als Pfarrer, Dekan und Pastoralraumleiter. Er ist genau das, was Papst Franziskus will: ein Hirte, der bei den Menschen ist.

Er hat auch die Nicht-Geweihten im Blick

Josef Stübi ist einer, der hinhört, bevor er spricht. Jemand, der zuhören kann mit Empathie und Wohlwollen; der seiner Meinung Gehör verschafft, aber auch mal fünf gerade sein lässt. Das zeichnet ihn aus und es macht ihn in ganz unterschiedlichen Teams für Männer und Frauen, Geweihte und Nicht-Geweihte, Hauptamtliche und Freiwillige zu einem geschätzten Kollegen und Mitarbeiter. 

Sibylle Hardegger beim "Friedensmission"-Gottesdienst in Bern.
Sibylle Hardegger beim "Friedensmission"-Gottesdienst in Bern.

Josef Stübi wird ein Weihbischof mit und für das Volk Gottes sein, nahbar und unprätentiös. Seine Bereitschaft, sich in diözesanen Gremien zu engagieren, geht weit zurück. Viele Jahre präsidierte er die Liturgische Kommission des Bistums, hatte Einsitz in den Priesterrat und in die Dekanenkonferenz. Die Strukturreform des Bistums mit der Einteilung in drei Bistumsregionen, die Bildung von Pastoralräumen und die Abschaffung der Dekanate sind nur einige der grossen Themen, bei welchen Josef Stübi mitdiskutiert hat: kritisch, nicht alles abnickend – und immer die Sorge für die Menschen, für die Mitarbeitenden, für die Seelsorge im Herzen. 

Wir haben auch schwierige personelle Aufgaben gut gelöst

Als Regionalverantwortliche der Bistumsregion St. Urs hatte ich mit Josef Stübi als Dekan des Dekanates Baden-Wettingen intensiv zusammengearbeitet. Seine Freude an diözesanen Entwicklungsthemen war immer spürbar. Als reife und integrierende Persönlichkeit war er massgeblich beteiligt, dass wir zusammen viele Fragen – auch schwierige personelle Aufgaben – gut lösen konnte. 

Wird neuer Weihbischof von Basel: Domherr Josef Stübi.
Wird neuer Weihbischof von Basel: Domherr Josef Stübi.

Ich war jünger als er, aber in hierarchisch höherer Position. Immer ist er mir auf Augenhöhe und wertschätzend begegnet. Es ist wohl der pastoralen Erfahrung zu danken und der Diplomatie, mit der sich Josef Stübi auf dem Parkett zwischen Kirche und Staat zu bewegen weiss, welche Bischof Felix bewogen haben, Stübi 2013 zum nicht-residierenden Domherrn des Standes Aargau zu ernennen. Stübi gehört seither dem 18-köpfigen Domkapitel des Bistums Basel an.

Josef Stübi, Weihbischof, an der Pressekonferenz
Josef Stübi, Weihbischof, an der Pressekonferenz

Reisen nach Indien, Taiwan und Guatemala

Aber man würde Stübi nicht genüge tun, wollte man ihn mit seinen Interessen und seinem Engagement nur auf das Bistum Basel reduzieren. Sein Herz schlägt ebenso für die Weltkirche. Josef Stübi hat den Blick über den Tellerrand beibehalten. Sein persönliches Engagement für andere Ortskirchen führte ihn nach Indien, Taiwan und Guatemala.

Josef Stübi bei einer Erstkommunion in Guatemala.
Josef Stübi bei einer Erstkommunion in Guatemala.

Gesellig und grosszügig, interessiert und weltoffen habe ich ihn auf der einen oder anderen Reise kennengelernt. Immer bereit, Neues kennenzulernen, Zusammenhänge zu verstehen und sie einzuordnen. Immer auch bereit, Lernerfahrungen aus anderen Kontexten mitzunehmen und die eigene privilegierte Situation in Frage zu stellen, welche der Austausch mit dem Süden unweigerlich mit sich bringt. 

Er soll die Anliegen der Frauen in Taten umsetzen

Zuletzt sah man Josef Stübi in engagierter Diskussion an der synodalen Versammlung «Wir sind Ohr» in Basel, welche die Ergebnisse der Befragung des Kirchenvolkes diskutierte und Handlungsanliegen formulierte. Die Befragung der Gläubigen brachte zum Ausdruck, dass die Gläubigen sich kaum von der Bistumsleitung verstanden fühlen. Da ist der Wunsch nach einer Kirche als einem «Kompetenzzentrum für Dialog und Partizipation» und die Forderung, «dass Zuhören zu Handlungen und Konsequenzen führen muss», wie es im Bericht heisst. 

Josef Stübi debattiert bei der synodalen Versammlung in Basel.
Josef Stübi debattiert bei der synodalen Versammlung in Basel.

Dieser Wunsch, den Josef Stübi mitformulierte, gibt die Stossrichtung in die Zukunft für die Leitung des Bistums Basel vor. In diesem Prozess wird Weihbischof Josef als bewährter Kommunikator und mit seiner Erfahrung als pastoraler Hirte wichtig sein. Persönlich zähle ich auf seinen Einsatz und das Erheben seiner Stimme, wenn es gilt, die zahlreichen Anliegen der Frauen in Taten umzusetzen. Ich wünsche Weihbischof Josef für sein neues Amt viel Kraft, den Blick des Herzens und die Geistkraft Gottes. 

* Die Theologin Sibylle Hardegger (55) ist Radio- und Fernsehbeauftragte des Katholischen Medienzentrums, das auch kath.ch betreibt. Unter Bischof Kurt Koch war sie zunächst Pastoralverantwortliche des Bistums, dann Regionalverantwortliche der Bistumsregion St. Urs.


Josef Stübi im Gespräch | © Roger Wehrli
20. Dezember 2022 | 12:01
Lesezeit: ca. 3 Min.
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