Paul Zemp, verstorbener Priester des Bistums Basel
Schweiz

Seelsorger, Gemeindeberater und Fortbildungschef: Paul Zemp ist verstorben

Vor zehn Tagen, am 9. März, hat das Bistum Basel eine «Säule« ihrer Leitung verloren, den beliebten Priester und profilierten Theologen Paul Zemp. Er hat die obligatorische Fortbildung seit der Synode 72 aufgebaut und war bis zur Jahrhundertwende allen kirchlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter bestens bekannt. Nach einer langen und schwierigen Zeit der Krankheit ist er 85-jährig in Bolligen Bern verstorben.

Stephan Leimgruber

Geboren am 25. August 1938 im Entlebuch, ist Paul in einer kinderreichen Familie und einer grossen Verwandtschaft aufgewachsen. Nach der Matura studierte er Theologie in Luzern und München, wo er bei Professor Michael Schmaus über den Kirchenvater Gregor von Nyssa in systematischer Theologie promovierte.

Theologie in verständlicher Sprache

Von dort nahm er das Anliegen mit, Theologie in einer verständlichen Sprache für alle zu formulieren und den Glauben authentisch zu vermitteln. Zusammen mit vielen Schweizern wohnte er im Herzoglichen Georgianum, dem internationalen Priesterseminar in München und studierte an der Ludwig-Maximilians-Universität katholische Theologie mit Ausblicken in die evangelisch-reformierte Theologie und in das kulturelle Leben der bayerischen Hauptstadt.

München.
München.

Die Priesterweihe empfing er in Solothurn am Fest St. Peter und Paul 1967 aus der Hand von Bischof Anton Hänggi. Dieser hat ihn auch bald (1968) zu seinem Sekretär bestellt, und mit ihm hat er auf den Firmreisen das ganze weitläufige Bistum Basel inklusive «jura pastorale» kennengelernt.

Seelsorger an der Basis

Paul Zemp hat sich in erster Linie als Seelsorger an der kirchlichen Basis verstanden. Das geht aus seiner fast durchgängigen pastoralen Tätigkeit in verschiedenen Pfarreien und pastoralen Räumen hervor.

Zunächst wirkte er als Vikar in Allerheiligen Basel (1969-1971), später als Pfarrer in Teilzeit in Oberdorf SO (1978-1992), dann als mitarbeitender Seelsorger im Verband des mittleren Leberbergs (1992-1996), als Seelsorger in St. Marien Solothurn (1996-2003), anschliessend in den Pfarreien Flumenthal und Luterbach und endlich in Günsberg (bis 2005).

Paul Zemp
Paul Zemp

Das vielfältige Leben in einer Pfarrei oder Seelsorgeeinheit bot ihm Heimat. Hier feierte er gerne Eucharistie, hier liess er sich in vielfältige Gespräche mit Leuten aller Farben verwickeln.

Aufbau der diözesanen Fortbildung

Im Nachgang der Synode 72 erstellte Paul Zemp in Kooperation mit der Bistumsleitung ein umfassendes Konzept für eine zeitgemässe und nachhaltige Weiterbildung des Klerus, der Seelsorgerinnen und Gemeindeleiter sowie der Sekretärinnen.

Aus Vergleichen mit Deutschland und den evangelisch-reformierten Schwesterkirchen ist ihm bewusst geworden, welch grosse Bedeutung ein «Aggiornamento in Pastoralfragen» für eine aktuelle Seelsorge hat. Die diözesanen Dekanatskurse – zweimal drei Tage pro Jahr – wurden eingeführt.

Die Theologen Karl Rahner und Joseph Ratzinger (rechts) 1972
Die Theologen Karl Rahner und Joseph Ratzinger (rechts) 1972

Die dekanatseigenen Kurse gab es mit freier Themenwahl, darüber hinaus die Wochenkurse für Seelsorgende nach 15 und 25 Dienstjahren, den Vierwochenkurs, eine Ausbildung für Sekretärinnen im kirchlichen Dienst sowie einen Kurs für Senioren zur Vorbereitung auf den Ruhestand.

Vorreiterolle für Bistum Basel

Es gab berufsspezifische Fortbildungen für die Dekane ebenso wie für die Spezialseelsorger, die gymnasialen Religionslehrerinnen und -lehrer, Kurse für die Neupfarrer und Gemeindeleiter.

Paul Zemp hat unzählige dieser Kurse in den aufkommenden Bildungshäusern selbst moderiert und mit Referierenden und Teilnehmenden Gespräche auf Augenhöhe geführt. Im Vergleich zu den Fortbildungen in anderen Schweizer Diözesen hat das Bistum Basel in diesem Bereich eine Vorreiterrolle gespielt.

Der Theologe Paul Zemp

Verschiedentlich hat Paul Zemp zur Feder gegriffen und bis heute interessante Beiträge in die Diskussion der Diözese Basel und der Schweiz eingespeist. 1977 hat er in der Reihe «Sakramente», herausgegeben von Professor Jakob Baumgartner, ein kleines Bändchen über das Priesterbild und die Priesterweihe verfasst. Hierbei zeigte er eine Akzentverschiebung vom opfernden Priester in der heiligen Messe zum Leiter und Moderator der verschiedenen Charismen in der Gemeinde auf.

Paul Zemp im Garten
Paul Zemp im Garten

Der Priester als Diener der Einheit stand bei ihm im Vordergrund. Etwas später gab er als Frucht verschiedener Fortbildungen einen Band «Glaube als Lernprozess»  heraus, wobei Referate von Fortbildnern im Zentrum standen.

Die 15 Kriterien

Im Jahre 2010 edierte er als Leiter der zwölfköpfigen Projektgruppe «Tagsatzung» 15 Kriterien für eine gegenwärtig verständliche religiöse und liturgische Sprache heraus. Hier trat er dafür ein, dass sich Liturgen im Kanon dezidiert und radikal von den Begriffen «Opfer» und «Sühne» verabschiedeten.

Anton Hänggi indessen verstand es, in seinen neuen Synodengebeten diese zentralen Begriff  durch «Hingabe» und andere Wendungen neu zu formulieren. Hier müsste noch weiter ausgeführt werden, was er den Theologiestudierenden als Subregens im Priesterseminar St. Beat von 1971-1978 mitgegeben hat. Nicht zuletzt hat er den Katholischen Frauenbund während mehrerer Jahren beraten.

Leidenschaftlicher Bergsteiger und Skitourenfahrer

Noch viel mehr hatte Paul Zemp der Diözese mitzugeben. Seine Präsenz in der Fortbildung war nur das allen am Auffallendste und für den kirchlichen Dienst Ergiebigste. Darüber hinaus hat er eine Spezialausbildung für Gemeindeberatung absolviert und konnte die damals bereits entstehenden Seelsorgeverbände zielsicher beraten.

Walliser Szenerie
Walliser Szenerie

Nicht zu vergessen ist für Eingeweihte, dass Paul Zemp ein leidenschaftlicher Bergsteiger und Skitourenfahrer war. Zusammen mit Kollegen und Kolleginnen hat er eine Reihe Viertausender im Wallis bestiegen und ausgekostet. Auch spielte er Violine und begründete kleine Streichorchester mit Freunden vor Ort. Schade, dass seine letzten Jahre stark belastet waren durch seine schwere Parkinsonkrankheit.

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Die Urnenbeisetzung im Gemeinschaftsgrab findet am Freitag, 22. März um 13.30 Uhr auf dem Friedhof St. Katharinen in Solothurn mit anschliessender Abschiedsfeier im Ökumenischen Kirchenzentrum Langendorf um 14.45 Uhr statt.


Paul Zemp, verstorbener Priester des Bistums Basel | © zVg
19. März 2024 | 16:58
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