Synodale Versammlung im Grossen Saal des Klosters Einsiedeln am 30. Mai 2022.
Schweiz

Schweizer Synodenbericht greift heisse Eisen auf

Frauenpriestertum, Klerikalismus, Sexualmoral: Schweizer Katholikinnen und Katholiken diskutieren in Einsiedeln über heisse Eisen. Bischof Felix Gmür findet, der Schweizer Synodenbericht solle mit positiven Aspekten beginnen. Die Professorin Eva-Maria Faber hält dagegen – und mahnt zu Reformen.

Regula Pfeifer

Frauen können in der katholischen Kirche nicht geweiht werden. Also keine Diakonin, keine Priesterin und erst recht nicht Bischöfin oder Päpstin werden. Doch die Ungleichbehandlung von Frauen in der katholischen Kirche wollen viele nicht mehr hinnehmen, wie die nationale synodale Versammlung in Einsiedeln zeigt.

Erhitzte Gemüter

Das Treffen ist Teil des synodalen Prozesses, mit dem Papst Franziskus die Kirche reformieren will. In Einsiedeln werden Ergebnisse der diözesanen Umfragen diskutiert. Auch wenn sich die Ergebnisse je nach Bistum leicht unterscheiden: So wie bislang kann es nicht weitergehen, sagen die Gläubigen aller Bistümer.

Helena Jeppesen-Spuhler hat keine klerikalen Berühungsängste - und wird auf "X" angefeindet.
Helena Jeppesen-Spuhler hat keine klerikalen Berühungsängste - und wird auf "X" angefeindet.

Ausser der Frauenfrage erhitzt etwa der diskriminierende Umgang mit queeren Menschen die Gemüter. Oder die Ausgrenzung von Geschiedenen, die ein zweites Mal heiraten.

Geteilte Macht in der Kirche

Diese heissen Eisen werden im Entwurf des Schweizer Synodenberichts klar benannt. Auch der Klerikalismus wird angeprangert und die Mitsprache des «Volkes Gottes» bei der Bischofswahl eingefordert.  

Geht es nach dem Entwurf des Schweizer Synodenberichts, dann soll künftig die Macht in der Kirche geteilt werden und die Liturgie lebendiger werden.

Die Arbeitsgruppe mit RKZ-Generalsekretär Daniel Kosch (l.) und Abt Urban Federer
Die Arbeitsgruppe mit RKZ-Generalsekretär Daniel Kosch (l.) und Abt Urban Federer

Darüber haben am Montag rund 50 Menschen aus der katholischen Kirche diskutiert. Das Kloster Einsiedeln hatte in den grossen Saal des Klosters geladen. Ein Rundgang zu den verschiedenen Diskussionsgruppen hinterlässt den Eindruck: Die Forderungen im Synodenentwurf sind selbstverständlich. Niemand stellt die Aussagen grundsätzlich infrage.

Mönchskutte über der Stuhllehne
Mönchskutte über der Stuhllehne

Unter den Anwesenden sind alle Bischöfe, einige Mönche, Frauen und Männer aus Organisationen wie den Kantonalkirchen, dem Frauenrat und aus diözesanen Gremien. Sie diskutieren in gemischten Gruppen.

Mit dem Positiven beginnen

Sechs Diskussionsgruppen sind über den barocken Saal verteilt. Der Geräuschpegel ist hoch. In einer Gruppe sitzt Bischof Felix Gmür. Der aktuelle Synodenbericht hebe das Negative zu sehr hervor, kritisiert der Basler Bischof. «Man sollte doch mit dem Positiven beginnen». Etwa damit, dass die Frauen an einigen Orten in der Schweiz bereits Leitungsfunktionen innehätten.

Franziska Driessen-Reding, Bischof Felix Gmür, Eva-Maria Faber bei der nationalen Synode in Einsiedeln, 30. Mai 2022.
Franziska Driessen-Reding, Bischof Felix Gmür, Eva-Maria Faber bei der nationalen Synode in Einsiedeln, 30. Mai 2022.

Es gehe hier darum, Verbesserungsvorschläge anzubringen, entgegnet die Churer Dogmatik-Professorin Eva Maria Faber. Sie findet die Fokussierung auf Kritikpunkte deshalb richtig.

Vielfalt wertschätzend darstellen

Im Laufe des Tages bringen die Teilnehmenden weitere Änderungswunsche ein: Die Vielfalt solle wertschätzend dargestellt werden. Manche bemängeln, Kritik würde sowieso nichts bringen. Das fördere nur das Gefühl des Nicht-Gehörtwerdens.

Polsterstuhl im Grossen Saal des Klosters Einsiedeln
Polsterstuhl im Grossen Saal des Klosters Einsiedeln

Ein weiterer Kritikpunkt lautet: Klerikales Verhalten sei nicht nur bei Priestern ein Problem, sondern auch bei anderen Pastoralverantwortlichen. Und bei Laien in der Kirche, monieren zwei Gruppen. Sie wollen, dass der entsprechende Passus geändert wird.

Kritisiert wird zudem, dass die Frage der Gleichberechtigung zu sehr auf die Deutschschweiz gemünzt sei. Dabei betreffe sie die Kirche in der ganzen Schweiz. Gefordert wird eine Definition der Ausgrenzung von Gruppierungen. Und die Mitberücksichtigung von Menschen mit Beeinträchtigung.

Endfassung im Sommer fertig

Erstmals in der Schweiz finde eine solche Grundsatzdiskussion über alle Gremien hinweg statt, sagt Arnd Bünker, Leiter des Schweizerischen Pastoralsoziologischen Instituts (SPI) in St. Gallen. Er hat in der Vorbereitungsgruppe mitgewirkt, war also am Entwurf massgeblich beteiligt. Bünker ist auch geschäftsführender Sekretär der Pastoralkommission der Schweizer Bischofskonferenz.

Die nationale synodale Versammlung im Spiegel einer alten Uhr im grossen Saal des Klosters Einsiedeln.
Die nationale synodale Versammlung im Spiegel einer alten Uhr im grossen Saal des Klosters Einsiedeln.

Nach der synodalen Versammlung wird eine Redaktionsgruppe aus dem Entwurf den finalen Bericht redigieren. Die Endfassung stehe bis zum Sommer, kündigt Arnd Bünker gegenüber kath.ch an. Der Bericht geht dann nach Rom und landet dort zunächst bei den Gremien der europäischen Bischofskonferenz – und schliesslich bei der Weltsynode im Herbst 2023.


Synodale Versammlung im Grossen Saal des Klosters Einsiedeln am 30. Mai 2022. | © Christian Merz
30. Mai 2022 | 17:00
Lesezeit: ca. 3 Min.
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