Vinzenz Wohlwend, neuer Abt des Klosters Wettingen-Mehrerau
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Liechtensteiner Ordensmann wird Abt von Wettingen-Mehrerau

Wettingen AG/Vatikan, 23.11.18 (kath.ch) Papst Franziskus hat am Freitag die Wahl von Vinzenz Wohlwend zum neuen Abt des Zisterzienserstifts Wettingen-Mehrerau bestätigt. Der Vatikan veröffentlichte zu Mittag das entsprechende Dekret. Die Abtweihe wird im Januar 2019 stattfinden, hiess es am Freitag von Seiten des Stifts.

In einer ersten Reaktion nach der Bestätigung durch den Papst bedankte sich Abt Vinzenz «bei meiner Klostergemeinschaft für das entgegengebrachte grosse Vertrauen». Im Wissen um die Grösse und Bedeutung der neuen Aufgabe habe er die Wahl angenommen und werde sein Amt «in Demut gegenüber Gott und den mir Anvertrauten wahrnehmen». Der neue Abt zitierte den heiligen Bernhard von Clairvaux: «Die Liebe nimmt die Furcht hinweg.» Daran wolle er sich «im Hinblick auf all das was an Neuem auf mich zukommt halten».

Bisher Administrator des Klosters

Wohlwend betonte weiters, dass er sich «für die grosse Unterstützung und das Wohlwollen das mir in meiner Funktion als Administrator des Klosters – von unseren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der Abtei, aber auch von kirchlichen und öffentlichen Stellen – in den letzten Monaten entgegengebracht wurde, sehr herzlich bedanke.»

Konvent wählte Wohlwend im September

Abt Wohlwend folgt auf Anselm Van der Linde. Papst Franziskus hatte den Rücktritt von Abt Anselm Van der Linde am 1. August angenommen. Zugleich bestätigte er die vom Klosterkapitel des Stifts durchgeführte Wahl des bisherigen Priors Vinzenz Wohlwend zum Administrator mit der Aufgabe, das Kloster bis zum Amtsantritt des neuen Abts führen wird.

Am 19. September wählte schliesslich der Klosterkonvent Wohlwend zum neuen Abt. Erst nach der Bestätigung durch den Papst konnte nun der Name des neuen Abts bekannt gegeben werden. Denn das Zisterzienserstift hat den Status einer Territorialabtei und ist direkt dem Papst unterstellt. Deshalb muss dieser auch die Abtwahl bestätigen.

An der freien und geheimen Abtwahl waren jene 26 der 27 Mitglieder der zur Abtei gehörenden Klöster Mehrerau und Birnau zugelassen, die bereits ein ewiges Gelübde abgelegt haben. Zum Abt gewählt kann werden, wer die Priesterweihe empfangen und mindestens schon zehn Jahre die ewigen Gelübde abgelegt hat, wobei eine zwei-Drittel-Mehrheit im Wahlgang erforderlich war.

Ausbildung übers Dreiländereck

Vinzenz (Rudolf) Wohlwend wurde am 15. Oktober 1969 in Grabs im Kanton St. Gallen geboren. Er besuchte in Schaan in Liechtenstein die Volksschule und anschliessend das Gymnasium der Zisterzienser in Mehrerau, wo er 1989 maturierte. 1989/90 studierte er in Salzburg Theologie, 1990 begann er das Noviziat in der Zisterzienserabtei Mehrerau, wo er ein Jahr später die zeitliche Profess ablegte. Sein Theologiestudium setzte Wohlwend von 1991 bis 1995 in Einsiedeln (Schweiz) fort. 1994 legte er die feierliche Profess ab. Den letzten Abschnitt des Theologiestudiums und das Pastoralpraktikum absolvierte er bis 1997 in Benediktbeuern (Deutschland).

Am 19. September 1998 wurde Vinzenz Wohlwend zum Priester geweiht. Von 1997 bis 2009 wirkte er als Erzieher am Collegium Bernardi in Mehrerau, seit 1999 war er auch Religionslehrer. 2009 wurde er Prior und Novizenmeister. Seit 1. Juli 2018 ist er Vorsitzender der Regionalkonferenz der Superioren in Vorarlberg. Nach dem Rücktritt von Abt Anselm van der Linde ernannte Papst Franziskus Vinzenz Wohlwend per 1. August zum Administrator von Mehrerau.

Als Abt in Österreichischer Bischofskonferenz

Wegen des Status der Mehrerau als Territorialabtei ist der Abt auch Mitglied der Österreichischen Bischofskonferenz. Vinzenz Wohlwend wird also Mitglied der Österreichischen Bischofskonferenz sein. Zudem ist er verantwortlich für die Mehrerauer Zisterzienser Kongregation, zu der insgesamt 21 ZisterzienserInnen-Klöster in Österreich, Deutschland, Schweiz, Italien, USA, Tschechien und Slowenien gehören.

In der Bischofskonferenz wird Abt Wohlwend künftig der Katechetischen Kommission angehören. Gemeinsam mit Kardinal Christoph Schönborn wird er im Episkopat für die Ordensgemeinschaften zuständig sein. (kap)

Vinzenz Wohlwend, neuer Abt des Klosters Wettingen-Mehrerau | © KNA
24. November 2018 | 06:19
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Abtei mit bewegter Geschichte

Der Name der Territorialabtei Wettingen-Mehrerau ist Ausdruck einer bewegten Geschichte mit verschiedenen Bezügen zum Bodenseeraum: Am Beginn stand 1227 die Gründung eines Zisterzienerklosters in Wettingen im Schweizer Kanton Aargau. Das Ordensleben im damalige Kloster mit Namen «Maris Stella» (»Meeresstern») begann mit einem Abt sowie zwölf Zisterziensermönchen aus dem Kloster Salem am Bodensee.

Eine Zäsur brachte der 28. Jänner 1841. Durch das Erstarken liberaler Kräfte im Kanton Aargau kam es zu einer Welle von Klosteraufhebungen, der auch Wettingen zum Opfer fiel. Die vertriebenen Mönche entschlossen sich nach kurzen Aufenthalten in Buonas und Werthenstein dazu, nach Vorarlberg auszuwandern, wo sie am 8. Juni 1854 die Reste der 1806 aufgehobenen Benediktinerabtei Mehrerau durch Kauf erwerben konnten.

Von da an begann ein neuerlicher Aufschwung der Abtei. Gleich im ersten Jahr wurde eine Lateinschule eröffnet, aus der später das Collegium Bernardi mit Gymnasium, Handelsschule und Internat für Jungen heranwuchs. Da die Barockkirche der Benediktiner 1808 abgebrochen worden war, errichteten die Zisterzienser ein neuromanisches Gotteshaus.

Weil der Konvent immer größer wurde, konnten in der Folge von der Mehrerau aus ehemalige Zisterzienserabteien wieder erworben und besiedelt werden: 1888 Marienstatt im Westerwald (Deutschland), 1898 Sittich in Krain (Slowenien), 1939 Hauterive in Freiburg (Schweiz). 1919 erwarb das Kloster die auf der deutschen Seite des Bodensees gelegene Wallfahrtskirche Birnau sowie das benachbarte Schloss Maurach und errichtete dort ein Priorat. 1920 übernahm das Kloster Mehrerau die Führung der landwirtschaftlichen Fachschule für Vorarlberg. 1923 wurde das Sanatorium Mehrerau als Belegspital errichtet. Ausserdem betrieb das Kloster eine Tischlerei für Möbel- und Innenausbau. Ein der Versorgung des Klosters dienender land- und forstwirtschaftlicher Betrieb ist heute verpachtet. (kap)