Tariq Ramadan, Islamwissenschaftler
International

Schweizer Islamforscher Ramadan droht Vergewaltigungsprozess in Frankreich

Die Pariser Staatsanwaltschaft hat den umstrittenen Islamwissenschaftler Tariq Ramadan wegen des Vorwurfs der Vergewaltigung von vier Frauen angeklagt. Ramadan stammt aus der Schweiz und ist Enkel von Hassan al-Banna, einem Mitbegründer der Muslimbrüder.

In einem Fall handle es sich bei der Klägerin um eine schutzbedürftige Person, teilte die Staatsanwaltschaft am Dienstag mit. Der aus der Schweiz stammende 59-Jährige befand sich bereits zehn Monate in Untersuchungshaft. Ramadan hatte die Vorwürfe stets zurückgewiesen, Kontakte zu den Frauen aber später eingeräumt.

Der Autor mehrerer Bücher lehrte Islamwissenschaft an der Universität Oxford. Im November 2017 hatte er sich wegen der Vorwürfe von der traditionsreichen britischen Hochschule beurlauben lassen. Zu den Taten soll es zwischen 2009 und 2016 gekommen sein.

Lehrtätigkeit in der Schweiz

Zwischen 1984 und 2004 unterrichtete Ramadan an mehreren Genfer Schulen. Von 2002 bis 2004 hielt er an der Universität Freiburg (Schweiz) im Auftrag des Lehrstuhls für Religionswissenschaft einen Kurs zum Thema «Einführung in den Islam». Ramadan hat an der Universität Genf doktoriert.

Bereits zu Geldstrafe verurteilt

Ramadan war bereits zu einer Geldstrafe verurteilt worden, weil er die Identität von einer der Klägerinnen enthüllt hatte. Ob es nun zu einem Prozess gegen ihn kommt, müssen die beiden mit dem Fall betrauten Untersuchungsrichter entscheiden.

Ramadan ist ein Enkel von Hassan al-Banna, einem Mitbegründer der Muslimbrüder. Der Islamwissenschaftler kämpft für einen Euro-Islam und tritt für eine europäisch-muslimische Identität ein. Er ist seit langem umstritten und wird ebenso als ein Vordenker des Islamismus kritisiert. (sda/dpa/bal)


Tariq Ramadan, Islamwissenschaftler | © Keystone
13. Juli 2022 | 09:33
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