Von links Nuntius Martin Krebs, Abt Urban Federer, Bischof Jean-Marie Lovey und Bischof Felix Gmür.
Schweiz

Schweizer Bischöfe beten in Näfels für den Frieden in der Ukraine

Katholische Prominenz in Näfels GL: Die Schweizer Bischöfe feiern mit Papst-Botschafter Martin Krebs und den Kantonalkirchen in der Pfarrkirche Näfels GL ein Friedensgebet für die Ukraine.

Raphael Rauch

Das Datum, das Papst Franziskus für das Friedensgebet gewählt hat, ist kein Zufall: Der 25. März ist neun Monate vor Weihnachten. Laut katholischer Tradition hat Maria am 25. März vom Erzengel Gabriel erfahren, dass sie schwanger ist. Das Hochfest heisst regional unterschiedlich «Mariä Verkündigung» oder «Verkündigung des Herrn».

Vorgabe des Papstes

Für Freitagabend hat Papst Franziskus im Petersdom ein Gebet für «die ganze Menschheit, insbesondere Russland und die Ukraine» angekündigt. Dabei ist ein besonderer Weiheakt vorgesehen: Er wird Russland und die Ukraine «dem Unbefleckten Herzen Mariens weihen», wie der Vatikan vorab mitteilte.

RKZ-Präsidentin Renata Asal-Steger, Bischof Jean-Marie Lovey und Abt Urban Federer lassen ihre Kerze anzünden.
RKZ-Präsidentin Renata Asal-Steger, Bischof Jean-Marie Lovey und Abt Urban Federer lassen ihre Kerze anzünden.

Die katholische Kirche ist eine Weltkirche: Was im Vatikan passiert, soll auch auf der ganzen Welt passieren. Der Papst hat seine Bischöfe entsprechend gebeten, sich dem Weiheakt anzuschliessen. Das taten auch die Schweizer Bischöfe in Näfels GL. An dem Gottesdienst in der Pfarrkirche nahm auch der Botschafter des Papstes in der Schweiz, Erzbischof Martin Krebs teil.

Mariä Verkündigung in der Pfarrkirche St. Hilarius in Näfels.
Mariä Verkündigung in der Pfarrkirche St. Hilarius in Näfels.

Die biblische Szene «Mariä Verkündigung» findet sich auch in Näfels: Das Fresko ist leicht versteckt über der Sakristei-Empore.

Dogma von 1854: Maria kam ohne Erbsünde zur Welt

Der «Akt der Weihe an das Unbefleckte Herz Mariens» geht auf eine Tradition zurück, die auch für Katholiken relativ unbekannt ist. Das «Unbefleckte Herz Mariens» erinnert an ein Dogma von 1854, wonach Maria ohne Erbsünde auf die Welt kam.

RKZ-Vizepräsidentin Franziska Driessen-Reding in der Pfarrkirche Näfels GL.
RKZ-Vizepräsidentin Franziska Driessen-Reding in der Pfarrkirche Näfels GL.

Seit den Marienerscheinungen im portugiesischen Fatima ab 1917 nahm die Verehrung des unbefleckten Herzens Marias zu. Seitdem werden immer wieder Länder dem Herzen Marias geweiht.

«Heute beginnt Weihnachten. Der Beginn der Menschwerdung Gottes.»

Bischof Felix Gmür
Gebet für den Frieden: die Bischöfe Felix Gmür, Joseph Maria Bonnemain und Markus Büchel (von links)
Gebet für den Frieden: die Bischöfe Felix Gmür, Joseph Maria Bonnemain und Markus Büchel (von links)

Wie kann man das Anliegen in moderne Sprache übersetzen? «Heute beginnt Weihnachten. Der Beginn der Menschwerdung Gottes», sagt der Präsident der Schweizer Bischofskonferenz, Felix Gmür. An Weihnachten feiern Christen, dass Gott Mensch wird, «um die Menschen zu retten. Und wir haben Rettung nötig. Deswegen sind wir hier.»

RKZ-Präsidentin Renata Asal-Steger beim Kyrie in der Pfarrkirche Näfels GL.
RKZ-Präsidentin Renata Asal-Steger beim Kyrie in der Pfarrkirche Näfels GL.

Die Präsidentin der Römisch-Katholischen Zentralkonferenz, Renata Asal-Steger, spricht ein Gebet: «Uns fehlen die Worte, wenn wir die Schrecken des Krieges sehen, wenn wir erkennen, wie ohnmächtig wir sind, wenn wir von Trauer und Wut überrumpelt sind. Dann bist du es, der uns die richtigen Worte gibt.»

Bischof Jean-Marie Lovey und RKZ-Präsidentin Renata Asal-Steger stellen eine brennende Kerze hin.
Bischof Jean-Marie Lovey und RKZ-Präsidentin Renata Asal-Steger stellen eine brennende Kerze hin.

Licht als Zeugnis der Hoffnung

Die Gläubigen kommen nach vorne, entzünden ein Licht «als Zeugnis unserer Hoffnung, besonders an die Kriegsopfer zu denken und für die Hinterbliebenen zu beten».

Bischof Felix Gmür ruft dazu auf, «auch jene nicht zu vergessen, die unseres Gedenkens besonders nötig haben. Wir grüssen Maria, die Muttergottes.»

Kerzen für den Frieden - mit den Schweizer Bischöfen in der Pfarrkirche Näfels GL
Kerzen für den Frieden - mit den Schweizer Bischöfen in der Pfarrkirche Näfels GL

Beten allein reicht nicht, das ist auch Bischof Felix Gmür klar. Am Freitagvormittag hatte er an einer Medienkonferenz in Bern die Menschen zu Solidarität aufgerufen – über den Ukraine-Konflikt hinaus: «Neben der Ukraine gibt es auch andere Krisengebiete, von wo uns täglich Flüchtlinge erreichen oder in den letzten Jahren erreicht haben: Eritrea, Syrien, Afghanistan, Türkei und Sri Lanka. Alle Flüchtlinge müssen gleichbehandelt werden. Es darf nicht sein, dass Menschen aufgrund ihrer Herkunft bevorzugt oder benachteiligt werden!»

An dem Gebet in Näfels nahm auch der Glarner Katholik Fridolin Hauser teil. Er ist überzeugt: «Dieser Tag wird in die Geschichte von Näfels eingehen. Noch nie waren so viele Bischöfe in Näfels.»

Fridolin Hauser aus dem Kanton Glarus
Fridolin Hauser aus dem Kanton Glarus

Die Ortswahl indes ist purer Zufall: Die Schweizer Bischöfe wären am Freitag so oder so in Näfels gewesen. Denn der Dachverband der katholischen Kantonalkirchen, die Römisch-Katholische Zentralkonferenz der Schweiz, feierte ihr 50-jähriges Bestehen in Näfels – mit Star-Architekt Jacques Herzog und dem Astronauten Claude Nicollier.

Geplant war ein Festakt «zwischen Himmel und Erde». Der Krieg Russlands gegen die Ukraine hat die Sehnsucht nach mehr Himmel auf Erden deutlich gemacht.

Von links Nuntius Martin Krebs, Abt Urban Federer, Bischof Jean-Marie Lovey und Bischof Felix Gmür. | © Christian Merz
25. März 2022 | 17:19
Lesezeit: ca. 3 Min.
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