Haben laut Pollack aus der Vergangenheit gelernt: die deutschen Bischöfe beim Ad-limina-Besuch.
Vatikan

Rüffel-Brief aus Rom, Nein zum Synodalen Rat – Bätzing will weitermachen

Showdown zwischen Rhein und Tiber: Aus Rom kommt ein neues Stoppsignal zum Synodalen Weg – und zwar angeregt von fünf deutschen Bischöfen, darunter Kardinal Rainer Maria Woelki und Bischof Rudolf Voderholzer. Laut Rom ist ein «Synodaler Rat» nicht möglich. Bischof Georg Bätzing will dennoch nicht klein beigeben.

Gottfried Bohl

Da war wohl richtig Feuer drin am Montag bei der Versammlung des Ständigen Rates der Deutschen Bischofskonferenz in Würzburg. Normalerweise dringt so gut wie nichts nach aussen, wenn sich die 27 Ortsbischöfe – ohne ihre Weihbischöfe – etwa alle zwei Monate turnusmässig treffen. Doch dann liess eine Erklärung des Vorsitzenden aufhorchen – ausdrücklich als persönliches Statement formuliert zur «Kommunikation mit dem Heiligen Stuhl», also mit dem Vatikan.

Bätzing hält am «Synodalen Ausschuss» fest

Bischof Georg Bätzing informiert darin zum einen, dass es ein neues Stoppsignal aus Rom gibt, nämlich ein klares Nein zum geplanten «Synodalen Rat». In diesem sollen – oder sollte man «sollten» sagen? – Bischöfe, Priester, Laiinnen und Laien künftig gemeinsam über kirchliche Grundsatzfragen und über den Einsatz finanzieller Mittel beraten und entscheiden.

Zum anderen aber betont der Vorsitzende der Bischofskonferenz fast schon trotzig, man wolle weiter daran arbeiten, zunächst in einem vorbereitenden «Synodalen Ausschuss», der «durch das römische Schreiben nicht infrage gestellt» sei. Und auch der «Synodale Rat», der durch den Ausschuss vorbereitet werden solle, werde sich «innerhalb des geltenden Kirchenrechts bewegen».

Woelki und Voderholzer zählen zu den Kritikern des Synodalen Wegs

Er sei dankbar, so Bätzing weiter, dass «ein grosser Teil des Ständigen Rates erneut den Willen bekräftigt hat, den Beschluss der Synodalversammlung zum Synodalen Ausschuss umzusetzen und die Beratungen aufzunehmen».

Wie gross der Teil war, ist nicht bekannt, doch gehören zur Minderheit sicher jene fünf bischöflichen Mitbrüder, die das neue Schreiben aus Rom mit initiiert hatten durch einen Brief an den Vatikan vom 21. Dezember. Einen Brief, der – wie aus Teilnehmerkreisen zu hören war – bis heute weder der Bischofskonferenz noch den anderen Bischöfen bekannt sei. Ob der Hinweis auf das Stichwort «Kommunikation» in Bätzings Erklärung auch darauf abzielt?

Hebelt neues Gremium die Bischofskonferenz aus?

Wie nun dem Schreiben aus Rom zu entnehmen ist, hatten sich kurz vor Weihnachten die Erzbischöfe und Bischöfe von Köln (Woelki), Eichstätt (Hanke), Augsburg (Meier), Passau (Oster) und Regensburg (Voderholzer) an Rom gewandt und gefragt, ob sie an einem «Synodalen Ausschuss» teilnehmen müssen und ob sie teilnehmen dürfen.

Die Antwort aus Rom fiel eindeutig aus: Natürlich seien die Bischöfe nicht zur Teilnahme verpflichtet. Doch darüber hinaus wird das Schreiben viel grundsätzlicher: «Weder der Synodale Weg noch ein von ihm eingesetztes Organ noch eine nationale Bischofskonferenz» seien befugt, ein solches Gremium einzurichten, heisst es in dem auf den 16. Januar datierten Schreiben. Der Rat würde, so die Warnung aus Rom, «eine neue Leitungsstruktur der Kirche in Deutschland bilden, die (…) sich über die Autorität der Bischofskonferenz zu stellen und diese faktisch zu ersetzen scheint».

Papst Franziskus steht hinter dem Rüffel-Brief aus Rom

Unterzeichnet ist der Brief von Kardinalstaatssekretär Pietro Parolin und den Kurienkardinälen Luis Ladaria und Marc Ouellet. Sie betonen dabei, dass Papst Franziskus das Schreiben «in forma specifica approbiert und dessen Übermittlung angeordnet» habe, dass er also inhaltlich dahinterstehe.

Diese Linie stimmt mit dem überein, was Parolin, Ladaria und Ouellet bereits beim turnusmässigen Ad-limina-Besuch aller deutschen Bischöfe im November diesen ins Stammbuch geschrieben hatten. Vor allem ging und geht es darum, zu verhindern, ein auch mit Laien besetztes Gremium «über die Autorität des einzelnen Bischofs in seiner Diözese zu stellen».

Der Synodale Weg – eine Art «Beteiligungssimulation»?

Im Grunde bestätigt das neue Schreiben aber auch Warnungen von Kirchenrechtlern wie zum Beispiel Norbert Lüdecke oder Thomas Schüller. Diese sprachen etwa von «Beteiligungssimulation» und «Täuschungsmanöver» und prophezeiten, dass der Vatikan sich ohnehin nicht an Beschlüsse des Synodalen Wegs halten werde.

Bischof Bätzing dagegen will nicht klein beigeben und fühlt sich darin bestärkt – von der Mehrheit der Bischöfe, aber auch von der Synodalversammlung und von den meisten Katholikinnen und Katholiken in Deutschland.

Folgt bald ein Gespräch mit Rom?

Die Warnung aus Rom vor der Gefahr einer Schwächung des bischöflichen Amtes sieht er nicht – im Gegenteil: «Ich erlebe synodale Beratung geradezu als eine Stärkung dieses Amtes.» Er wolle daher in Zukunft «noch viel intensiver» über derlei Formen und Möglichkeiten nachdenken und darüber das Gespräch mit den Verantwortlichen im Vatikan suchen.

Apropos Gespräch und Kommunikation: Hier merkt der Limburger Bischof an, «dass wir über Inhalte und Zielsetzung synodaler Beratung auf allen Ebenen in der Kirche unseres Landes mit Rom noch überhaupt nicht haben sprechen können». Und er ergänzt, man werde «die im Brief ausgesprochene Einladung zum Gespräch mit Rom zeitnah aufgreifen – und zwar auch als Präsidium des Synodalen Weges», also zusammen mit Laienvertreterinnen und Laienvertretern. (kna)


Haben laut Pollack aus der Vergangenheit gelernt: die deutschen Bischöfe beim Ad-limina-Besuch. | © Matthias Kopp
24. Januar 2023 | 00:02
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