Das Rettungsschiff «Sea Watch 4»
International

Rettungsschiff «Sea-Watch 4» ist startklar

Von der Schweizer Bischofskonferenz bis zu einem Kondomhersteller: Die Solidarität mit Flüchtlingen und dem Rettungsschiff «Sea-Watch 4» ist gross. Das Schiff soll in den nächsten Tagen auslaufen.

Das neue Rettungsschiff «Sea-Watch 4» startet in den kommenden Tagen seinen ersten Einsatz zur Seenotrettung auf dem Mittelmeer. Die Besatzung sei in der Phase der letzten Vorbereitung und zuversichtlich, in kürzester Zeit ausfahren zu können, erklärten die Organisationen Sea-Watch, Ärzte ohne Grenzen sowie das Bündnis United4Rescue am Donnerstag in Berlin.

Verzögerungen wegen Corona

Ursprünglich hätte das Schiff bereits im April zu seinem ersten Rettungseinsatz ausfahren sollen. Wegen der Corona-Pandemie verzögerte sich jedoch die Planung. Träger des Rettungseinsatzes ist das im Dezember vergangenen Jahres gegründete Bündnis United4Rescue. Die Organisation Sea-Watch betreibt das Schiff und Ärzte ohne Grenzen ist für die medizinische Versorgung auf dem Boot zuständig.

Vielfältige Unterstützung

Hinter United4Rescue stehen insgesamt 550 zivilgesellschaftliche Organisationen – darunter auch kirchliche Gruppierungen. Die Schweizer Bischofskonferenz unterstützt das Projekt mit 10’000 Franken. Auch ein Kondomhersteller und die Hamburger Band Revolverheld gehören zu den Unterstützern.

«Die Regierungen machen nichts.»

Pastorin Sandra Bils

«Unsere Bündnispartner könnten unterschiedlicher nicht sein», erklärte United4Rescue-Gründungsmitglied und Pastorin der evangelisch-lutherischen Landeskirche in Hannover, Sandra Bils. Bils kritisierte, dass ein so breites zivilgesellschaftliches Engagement überhaupt nötig sei, um die Seenotrettung auf dem Mittelmeer zu gewährleisten. «Eigentlich ist es ein Unding, dass sich diese Partner dafür einsetzen müssen, weil Regierungen nichts machen», so Bils. 

Kritik an EU-Flüchtlingspolitik

Auch die Organisationen Sea-Watch und Ärzte ohne Grenzen bemängelten die Politik an den EU-Aussengrenzen. Der Director of Operations bei Ärzte ohne Grenzen, Oliver Behn, sprach von einem «Versagen der Europäischen Union». Die europäischen Staaten würden ihrer Verantwortung nicht mal im Ansatz gerecht.

«Es braucht NGO-Rettungsschiffe damit die Menschenrechte gewahrt werden», erklärte auch die Leiterin für politische Öffentlichkeitsarbeit bei Sea-Watch, Marie Naass. Über 2000 Menschen in Seenot sind Naass zufolge in den vergangenen Wochen durch Aufklärungsflugzeuge erfasst worden. Viele von ihnen seien von der libyschen Küstenwache zurück nach Libyen gebracht worden. (kna)


Das Rettungsschiff «Sea Watch 4» | © Philipp Guggenmoos
6. August 2020 | 15:49
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