Daniel Auteuil und Toni Servillo in "Le Confessioni"
Schweiz

Religion und Wirtschaft am Zurich Film Festival

Zürich, 26.9.16 (kath.ch) Mit «Le Confessioni» zeigt das Zurich Film Festival (ZFF) einen Film, der die Dimensionen von Wirtschaft, Politik und Religion zusammenbringt. Die Hauptrolle spielt dabei ein Mönch, der an ein hochrangiges Treffen von Wirtschaftsministern eingeladen wird. Zudem führt das Festival auch Filme im Programm, die von der Katholischen Kirche im Kanton Zürich unterstützt wurden. Darunter befindet sich «Le Voyageur», eine spekulative Science-Fiction-Geschichte des Nachwuchsregisseurs Timo von Gunten.

Charles Martig

Der Verweis auf den Hitchcock-Film «I confess» (1952) ist nicht nur im Titel des neuen Films von Regisseur Roberto Andò gegeben. Es handelt sich bei «Le Confessioni» auch um eine Art von Kriminalfilm, der sich rund um einen geheimnisvollen Mönch und dessen Beichtgeheimnis rankt. In einem Luxushotel an der Ostsee findet ein Wirtschaftsgipfel der G8-Staaten statt. Der Direktor des Internationalen Währungsfonds lädt dazu auch einen italienischen Mönch ein, um bei ihm zu beichten. Am nächsten Tag ist der IWF-Direktor tot. Und der Mönch ist an das Beichtgeheimnis gebunden, das er auch in dieser schwierigen Lage wahrt. Trotz Druckversuchen hält er sich bedeckt und schützt damit das Geheimnis.

Subtile Reflexion über Werte

Wie bereits bei Hitchcock gibt es in «Le Confessioni» den Grundkonflikt, der sich aus dem Beichtgespräch ergibt. In diesem Fall ist es ein mächtiger Wirtschaftsmann, der die Beichte benutzt, um aus einem Dilemma zu entkommen. Der Regisseur spielt damit geschickt auf einer doppelten Ebene: es gibt einen Nimbus des Geheimen und Unverständlichen rund um die Elite der Wirtschaftsminister. Diese Überhöhung bringt er mit Bildern des luxuriösen Treffens in Heiligendam zum Ausdruck. Demgegenüber stellt er den einfachen, unspektakulären Auftritt des Mönchs, der sich menschlich gibt und die Nöte der Wirtschaftsminister zu verstehen versucht.

Der Mönch ist eine Art Medium, das die Verbindung zwischen der abgehobenen Sphäre der Elite und dem normalen Leben herstellt. «Le Confessioni» ist deshalb mehr als nur ein Kriminalfilm mit Suspense, Mord und Auflösung eines Falls. Es handelt sich um eine subtile Reflexion über Werte und Lebensweisen.

Nachwuchs mit Unterstützung der Kirche

Timo von Gunten hat dieses Jahr bereits Furore gemacht mit seinem Kurzfilm «La Femme et le TGV», der am Filmfestival von Locarno gezeigt wurde. Hier spielte Jane Birkin die Hauptrolle, was eine beträchtliche Medienaufmerksamkeit für den Kurzfilm auslöste. Nun will es die göttliche Vorsehung, dass bereits wenige Wochen später sein erster Langspielfilm «Le Voyageur» am ZFF gezeigt wird. Es handelt sich um eine spekulative Science-Fiction, die sich mit existentiellen Fragen auseinandersetzt.

Ausgelöst durch das Phänomen der Voyager-Weltraumrakete, die wieder zur Erde zurückkehrt, glaubt Virginia nach 25 Jahren Trennung ihren Vater wiederzufinden. Mit dem toten Körper eines Fremden begibt sich Virginia auf eine Reise durch Bulgarien und haucht ihrem vermissten Vater neues Leben ein. Er führt sie an den Ort ihrer grössten Schwäche. «Le Voyageur» ist ein Road-Movie in die Psyche einer jungen Frau, um über den Tod ihres Vaters hinwegzukommen. Besonders interessant ist in diesem Film die offene Arbeitsweise der Improvisation. Die Katholische Kirche im Kanton Zürich hat diesen Mut mittels ihrer Filmförderung unterstützt und damit einen jungen Filmschaffenden auf seinem beruflichen Weg entscheidend motiviert. (cm)

Hinweis: «Le Confessioni» wird am 26.9. und 29.9.16 als Schweizer Premiere im ZFF Programm gezeigt. Der Film läuft ab 1.12.16 regulär in den Schweizer Kinos. «Le Voyageur» ist im Programm des ZFF am 26.9.16 und 1.10.16 in der Weltpremiere zu sehen.

 

Daniel Auteuil und Toni Servillo in «Le Confessioni» | © 2016 Xenix Filmdistribution
26. September 2016 | 18:38
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