Einsatzkräfte auf den Trümmern der Fabrik Rana Plaza
Schweiz

Auch Migros und Coop sollen Sicherheitsabkommen unterzeichnen

Zürich, 24.4.18 (kath.ch) Mode hat ihren Preis. Zum Beispiel das Leben jener 1138 Menschen, die vor fünf Jahren bei der Katastrophe von Rana Plaza getötet wurden. Nach dem Einsturz der Fabrik wurde in Bangladesch das «Abkommen zur Verbesserung der Sicherheit in den Fabriken» geschaffen. Verschiedene Schweizer Firmen haben dieses nicht unterzeichnet, beklagt die Organisation Public Eye. Migros, Coop und Manor setzen auf Eigenkontrollen.

Mit einem offenen Brief will Public Eye nun Druck aufbauen. Dieser geht an die Schweizer Firmen Chicorée, Coop, Mammut, Manor, Migros und Zebra. Public Eye fordert diese Firmen auf, dem Abkommen beizutreten.

Unterschriftensammlung für mehr Nachdruck

Nach der Katastrophe am 24. April 2013, dem Zusammensturz des «Rana Plaza»-Gebäude, konnte in Bangladesch ein Abkommen zur Verbesserung der Sicherheit in den Fabriken durchgesetzt werden. Die Zahl der Unfälle ist seither erheblich gesunken, schreibt Public Eye in ihrer Mitteilung von Dienstag.

Den Erfolg gelte es nun zu sichern. Das Abkommen muss Ende Mai verlängert werden. Verschiedene Schweizer Firmen, die in Bangladesch produzieren, weigern sich laut Mitteilung, dem Abkommen beizutreten. Public Eye ruft nun dazu auf, den offenen Brief an diese Firmen zu unterzeichnen. «Wir brauchen Ihre Unterstützung, damit wir genügend Menschen mobilisieren können», schreibt die Organisation.

Coop setzt auf Eigenkontrolle

Kath.ch hat bei den genannten Firmen nachgefragt. Coop und Migros haben bereits geantwortet. Coop Schweiz begrüsse die Initiative für das Abkommen. Das Unternehmen nehme die Situation zur Gebäudesicherheit in Bangladesch sehr ernst. «Wir sehen aber von einem Beitritt zum Accord ab», schreibt der Mediensprecher der Coop Ramón Gander in seiner Antwort.

Coop beziehe wenige Eigenmarken-Textilien von einer Handvoll sorgfältig ausgewählter Lieferanten aus Bangladesch. «Wir haben seit Beginn unserer Lieferbeziehungen unsere Verantwortung wahrgenommen.» So seien Coop-Mitarbeitende in regelmässigen Abständen persönlich vor Ort und würden die Produktionsstätten kennen.

Zur Einhaltung von sozialen Arbeitsbedingungen und Arbeitssicherheit würden die Lieferanten in Bangladesch anhand von BSCI-Audits regelmässig kontrolliert. Bereits vor Inkrafttreten des ersten Abkommen habe das Unternehmen «konsequent bei unseren Lieferanten Gebäudeaudits durchgeführt und im Falle von Mängeln die Korrekturmassnahmen eng begleitet». Coop setze die Nachhaltigkeits-Standards direkt mit seinen Lieferanten um.

Migros kontrolliert vor Ort

Die Migros realisiere weniger als zwei Prozent ihres Textilumsatzes in Bangladesch, heisst es in der Antwort des Grossverteilers. Für die Migros produzierten aktuell nur zwei Fabriken. Unmittelbar nach dem Einsturz 2013 habe das Unternehmen zusammen mit Fachexperten die Bausubstanz und Statik dieser Fabriken geprüft und die Schulungen im Bereich Feuersicherheit verstärkt, schreibt die Mediensprecherin Alexandra Kunz.

Migros-Spezialisten machten sich regelmässig ein eigenes Bild vor Ort, führten Kontrollen durch und unterstützten Fabriken bei allfälligen Korrekturmassnahmen. Das gewählte Vorgehen der Migros entspreche demjenigen anderer Marken und Detailhändler in Bangladesch, welche sich im Rahmen des «Accords», wie das «Abkommen zur Verbesserung der Sicherheit in den Fabriken» im Fachjargon genannt wird, zusammengeschlossen haben.

Manor bleibt dran

Manor arbeite in Bangladesch nur mit sehr wenigen Herstellern zusammen, welche am gesamten Einkaufsvolumen weniger als ein Prozent ausmachten, hiess es auf Anfrage.

Im Jahr 1999 habe Manor einen Verhaltenskodex für Lieferanten eingeführt, welcher die Qualitäts- und Ethik-Ansprüche klar regele. Manor habe das Thema der Gebäudesicherheit in die Lieferantenaudits aufgenommen. Diese Audits seien immer durch unabhängige zertifizierte Unternehmen durchgeführt worden.

Manor sei seit Januar 2018 Mitglied der Business Social Compliance Initiative (BSCI). «Alle unsere jetzigen Fabrikanten in Bangladesch haben ein BSCI-Audit. Das Thema der Gebäudesicherheit haben wir wiederaufgenommen und werden dies auch in Zukunft weiterführen, entweder mit BSCI oder durch eigene, unabhängige Audits», heisst es von Seiten von Manor. (gs)

Einsatzkräfte auf den Trümmern der Fabrik Rana Plaza | © keystone
24. April 2018 | 16:35
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