Rosmarie Koller, Präsidentin SKF, Schweizerischer Katholischer Frauenbund
Schweiz

Presseschau zum Fall Huonder: Vatikan muss aktiv werden, fordert der Frauenbund

Zürich, 4.9.15 (kath.ch) Breit berichten die Schweizer Medien über die Stellungnahme der Schweizer Bischofskonfernz (SBK) zur Affäre Vitus Huonder. Auf Tele Züri fordert die Präsidentin des Schweizerischen Katholischen Frauenbundes SKF, Rosmarie Koller-Schmid, dass der Vatikan in der Sache aktiv wird.

Mit seinen «schwulenfeindlichen Äusserungen» habe Bischof Huonder der Bischofskonferenz grossen Ärger beschert, erklärt der Sender und lässt den Präsidenten der SBK, Markus Büchel, zu Wort kommen: «Es ist ein Fehler, aus einem biblischen Zitat aus dem Alten Testament in unsere Realität zu springen.» Die SKF-Präsidentin bedauerte gegenüber dem Sender, dass die Bistumsleitung in Chur nicht in der Lage sei, «ihr Bistum zum Wohl der Menschen, der Gläubigen, zu führen. Jetzt liegt es am Vatikan, aktiv zu werden, um den Frieden im Bistum Chur wieder herzustellen. «Mit Vitus Huonder als Bischof werde das aber «schwierig werden», so Koller.

Bei der Bischofskonferenz sehe man keinen Handlungsbedarf, sagt der Berichterstatter des Senders. Lediglich die Kommunikation solle verbessert werden.

Gefährliche «Reizworte»

Gemäss der «Aargauer Zeitung» üben sich die Schweizer Bischöfe in Schadensbegrenzung. In ihrer ersten gemeinsamen Reaktion betonten sie, dass «die Kirche allen Menschen gleichermassen offen steht». Die Zeitung zitiert den SBK-Präsidenten mit den Worten: «Wir haben gespürt, wie viele Menschen durch die Aussagen verletzt wurden.» Die Situation sei nach der «Welle der Entrüstung», die über Huonder hereingeschwappt sei, schwierig. Die Bischofskonferenz betone nun, dass die Kirche alle Menschen «unabhängig von ihrer sexuellen Orientierung» vorbehaltlos annehme. Um diese Formulierung habe die Konferenz gerungen, so Büchel.

Die Bischöfe seien nicht befugt, Huonder zu rügen, schreibt die Aargauer Zeitung. Büchel habe die Kirchenmänner grundsätzlich angemahnt, sich im theologischen Diskurs auch zu überlegen, wie Aussagen bei Aussenstehenden ankommen könnten – gerade bei Reizworten wie «Todesstrafe», so die Zeitung.

Mediale «Goldwaage»

Das Regionaljournal Bern-Freiburg von Radio SRF beschreibt den designierten SBK-Präsidenten Charles Morerod als «beliebt, offen und kommunikationsfreudig». Mit der «gleichen Offenheit gehe er auf die Themen zu, die die katholische Kirche der Schweiz aktuell beschäftigen». Zur «verunglückten Kommunikation» seines Churer Kollegen Huonder sagt er, «man müsse sich halt vorher überlegen, wie das Gesagte ankommt und verstanden wird.»

Im Interview mit den «Freiburger Nachrichten» erklärte Bischof Morerod: «Bischof Huonder hat öffentlich und uns gegenüber eingeräumt, dass er in seiner Kommunikation Fehler gemacht hat. Und wir waren einverstanden mit seiner Einschätzung. Wir wissen ja, dass unsere Worte heute auf die Goldwaage gelegt werden, dass einzelne Themen für die Öffentlichkeit und für die Medien interessant sind, und dass jemand eine einstündige Rede halten kann, aber gesprochen wird danach lediglich über einen winzig kleinen Ausschnitt. Auf der anderen Seite: Aussagen können ungewollt andere Menschen verletzen. Das müssen wir immer bedenken.»

Büchel zur Sexualität: Der Einzelne entscheidet

Die «Neue Zürcher Zeitung» schreibt unter dem Titel «Bischöfe lesen Huonder die Leviten», dass dieser seinen Kollegen «ungemütliche Sommerferien» bescherte. Das habe jedenfalls SBK-Präsident Markus Büchel während der Pressekonferenz am Donnerstag in Bern durchblicken lassen. Die Bischöfe hätten sich «nach hartem Ringen» auf eine gemeinsame Stellungnahme geeinigt. Die Kirche stehen allen Menschen gleichermassen offen, heisst es darin. Und: «Die Kirche nimmt alle Menschen in ihrer unantastbaren Würde vor Gott, unabhängig von ihrer sexuellen Orientierung, vorbehaltlos an.»

Laut offiziellem katholischem Katechismus sei das Ausleben homosexueller Beziehungen allerdings «in keinem Fall zu billigen». Auf den Widerspruch angesprochen, sagte Büchel gegenüber der Zeitung: «Wenn wir den Menschen als Ganzes annehmen, gehört auch seine Sexualität dazu.» Es sei letztlich der Entscheid jedes Einzelnen, wie er die Sexualität auslebe. Der Freiburger Bischof Charles Morerod ergänzte gegenüber der NZZ, es sei sehr anspruchsvoll, nach den Vorgaben des Evangeliums zu leben. «Den meisten Menschen gelingt dies nicht perfekt.»

Huonder selber stellte sich den Medien nicht, beklagt die NZZ. Laut Communiqué der SBK hatte er gegenüber den Kollegen sein Bedauern über die «Missverständnisse» ausgedrückt, zu denen er in seinem Vortrag in Fulda mit «ungenügenden Ausführungen» Anlass gegeben habe. Büchel kritisierte, Huonders Zitieren von Passagen aus dem Alten Testament über die Todesstrafe für Homosexuelle sei unglücklich, zumal er den Text nicht für die heutige Zeit interpretiert habe.

Drei Strafverfahren

Der Tages-Anzeiger weist seine Leser auf die rechtlichen Konsequenzen hin, welche der Bischof von Chur erfährt: «Wegen seiner Äusserungen gegen Homosexuelle laufen gegen Bischof Vitus Huonder aktuell drei Strafanzeigen bei der Churer Staatsanwaltschaft. In diesen wird Huonder beschuldigt, öffentlich zu Verbrechen oder zu Gewalttätigkeit aufgerufen zu haben. Zwei Anzeigen stammen von Privatpersonen, die aus dem Kanton Zürich beziehungsweise aus dem Kanton St. Gallen kommen. Die dritte reichte der Schwulenverband Pink Cross ein.» Die Anzeigen würden nun geprüft, über allfällige rechtliche Konsequenzen werde in rund zwei Wochen entschieden. Allenfalls werde Huonder zu einer Stellungnahme eingeladen. Die Zeitung hält zudem fest, dass es von Seiten der Bischofskonferenz «keine Rückendeckung» für den Bischof gebe. (gs)

Schweizer Bischöfe: Kein Verhaltenskodex für Bischof Huonder

Communiqué der Schweizer Bischofskonferenz

 

Rosmarie Koller, Präsidentin SKF, Schweizerischer Katholischer Frauenbund | © 2015 zVg
4. September 2015 | 16:40
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