Symbolbid: Missbrauchsopfer
Schweiz

Pädophiler Priester «massakrierte» etwa vierzig Unschuldige

Freiburg i.Ü., 15.2.17 (kath.ch) Die katholische Kirche in der Schweiz ist sich des verheerenden Charakters der Pädophilie seit Jahren bewusst, sagte der Präsident der Schweizer Bischofskonferenz (SBK), Charles Morerod, am Mittwoch gegenüber der Zeitung «Blick». Die Kapuziner wollen den Fall «Allaz» laut Provinzial Agostino Del Pietro von einer unabhängigen Kommission aufarbeiten lassen.

Morerod bezeichnete das Vergewaltigungsopfer Daniel Pittet, der seine Geschichte in einem Buch veröffentlicht hat, als «tief gläubig». Er kenne ihn schon lange. Die im Buch in den Vordergrund gerückten Fakten liessen das Ausmass der zerstörerischen Auswirkungen Pädophiler ermessen, die ein ganzes Leben dauern können.

Den Erlebnisbericht Pittets nennt Morerod läuternd, verblüffend und mutig. Denn Reden sei für Opfer immer schwer. Er bete, damit Daniel Pittet, seine Frau und ihre Kinder nicht unter der Publikation des Buchs leiden. Reden befreie, könne aber auch Wunden aufreissen.

Bischöfe sind sich des Problems bewusst

Seit seiner Amtsübernahme im Jahr 2011 hätten ihn rund dreissig Opfer aufgesucht, sagte der Bischof weiter. Drei Fälle verdächtiger Priester wurden den Justizbehörden gemeldet. Die Grenze zwischen pädophilem Tatbestand und zweideutiger Haltung sei nicht eindeutig. Wenn «nach unserem Eindruck ernsthafte Gründe für Zweifel» vorliegen, nehme das Bistum Kontakt mit den Justizbehörden auf.

Es gebe keinen zwingenden Zusammenhang zwischen Pädophilie und Zölibat, sagte der Bischof weiter. Acht von zehn Missbrauchsfällen sollen innerhalb von Familien geschehen.

Etwa vierzig Opfer

Der heute 76-jährige Täter, der Kapuziner-Pater Joël Allaz, lebt in einem Kapuziner-Kloster in der Deutschschweiz. Gegenüber der Zeitung «Blick» sagte er am Dienstag, er habe «etwa vierzig Unschuldige massakriert».

Am Mittwoch weist die Zeitung darauf hin, dass der frühere Provinzial der Schweizer Kapuziner, Ephrem Bucher, der seinen Mitbruder gedeckt haben soll, heute im Fachgremium «Sexuelle Übergriffe im kirchlichen Umfeld» der Schweizer Bischofskonferenz sitzt.

Agostino Del Pietro, aktueller Provinzial der Schweizer Kapuziner, will den Fall Joël Allaz nun von einer unabhängigen juristischen Kommission nochmals aufarbeiten lassen. Und weiter sagte er gegenüber kath.ch: «Vielleicht kann man Ephrem Bucher während dieser Aufarbeitung von seiner Tätigkeit beim Fachgremium sexuelle Übergriffe suspendieren.» Der Orden habe dies allerdings mit Bucher noch nicht besprochen. Für das Gremium zuständig sei letztlich die Bischofskonferenz.

Am Donnerstag veröffentlicht kath.ch ein Interview mit Agostino Del Pietro. (gs)

Symbolbid: Missbrauchsopfer | © pixabay.com Anemone 123 CC0
15. Februar 2017 | 15:48
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