Personalmangel frühzeitig entgegenwirken

Deutschschweizer Bistümer starten Kampagne «Chance Kirchenberufe»

Olten, 23.10.13 (Kipa) «Chance Kirchenberufe» heisst eine neue Kampagne der Deutschschweizer Bistümer, die vier Jahre dauern soll. Sie reagieren auf den knapper werdenden Nachwuchs in der Seelsorge und in den Ausbildungsstätten für Theologie. Gegenüber der Presseagentur Kipa sagte der Bischof von Basel, Felix Gmür, es bestehe kein Notstand, die Bischöfe würden aber zehn Jahre im voraus denken.

Früher stand jeder Pfarrei im Bistum Basel ein Priester oder ein Laienseelsorger vor. Heute müssen rund 20 Prozent der Pfarreien ohne eine solche Leitung auskommen. Der Zürcher Synodalrat Karl Conte wies an der Startveranstaltung am Mittwoch in Olten auf die Situation im Kanton Zürich hin. 2011 zählte das Generalvikariat 138 aktive Priester. Im Jahr 2025 werden es noch 70 sein, sagte Conte. Der Zufluss deutscher Berufsleute ist nicht mehr gewährleistet. Auch dort studieren immer weniger junge Menschen Theologie. In der Schweiz ging die Zahl der Theologiestudierenden in den vergangenen zwanzig Jahren um ein Drittel zurück, hiess es in Olten.

Die Deutschschweizer Bistümer reagieren darum auf den drohenden Personalmangel und haben unter der Leitung von Ruedi Heim, Bischofsvikar im Bistum Basel, eine Arbeitsgruppe eingesetzt, die sich des Problems annimmt.

Direkte Kontakte am hilfsreichsten

Im Oktober 2013 startet die Werbe-Kampagne «Chance Kirchenberufe». Bischof Gmür hob in Olten hervor, die besten Werbeträger für die Kirche seien überzeugend auftretende Seelsorgerinnen und Seelsorger. Gmür rief diese auf, auf Menschen, welche sich für einen kirchlichen Beruf interessieren könnten, zuzugehen. Interessierte sollten sich zudem ohne Scheu an Gesprächspartner in der Kirche wenden.

Das kirchliche Berufsfeld biete zahlreichen Berufsgruppen die Chance, sich weiterzuentwickeln. In «99 Prozent» der Tätigkeiten hätten die Angestellten grosse Freiheiten, sowohl Frauen wie Männer. Im engeren sakralen Bereich sei die Arbeit den «Priestern» vorbehalten. Karl Conte wies darauf hin, dass er in seiner kirchlichen Arbeit von Frauen immer wieder auf das Priestertum angesprochen werde, und meinte, vielleicht ändere die Kirche doch einmal ihre Haltung gegenüber einem Priestertum für Frauen.

Der Priesteramtskandidat und Chemiker Philipp Ottiger bemerkte in Olten, dass die katholische Kirche «nicht im Blickfeld der Jugend steht». Da gebe es für die nun angelaufene Kampagne viel zu tun. Thomas Leist, der als Leiter der Fachstelle Information Kirchliche Berufe (IKB) der Kampagne «Chance Kirchenberufe» vorsteht, betonte, die Kampagne sei nicht spezifisch für die Schulen gedacht, sondern richte sich zu aller erst an junge und jüngere Menschen, die sich für einen Berufseinstieg in die Kirche interessieren könnten.

Persönliche Erlebnisse

Die Motivation dazu kann ganz verschieden sein. Karl Conte erklärte, wenn sich jemand für einen Beruf in der Kirche interessiere, geschehe dies weniger des Lohnes wegen, die Motivation liege vielmehr anderswo. Vier jüngere Personen, die sich kürzlich für eine Laufbahn in der Kirche entschieden haben, gaben in Olten Antwort auf diese «Motivation».

Die Zürcher Anwältin Theresa Herzog fühlte sich nach dem Tod ihres Mannes durch ihr kirchliches Umfeld «sehr gut getragen». Sie entschied sich, Pastoralassistentin zu werden. Adrian Bolzern liess sich zum Landschaftsgärtner ausbilden. Der Beruf erfüllte ihn nicht ganz. Aufgrund der Erfahrungen mit seinem Vater, der in kirchlichen Diensten stand, und dem Gemeinschaftserlebnis in der Organisation Jungwacht/Blauring entschied er, Priester zu werden.

Patrizia Vonwil-Immersi hatte schon immer einen Fuss in der Kirche. Neben ihrer Tätigkeit als Drogistin arbeitete sie ehrenamtlich in einer Pfarrei. Sie entschied sich ganz in einen kirchlichen Beruf einzusteigen und arbeitet nun als Religionspädagogin in verschiedenen Bereichen ihrer Pfarrei. Philipp Ottiger, Doktor der Chemie, traf in der Kirche auf sehr engagierte Leute. Weil er näher bei den Leuten sein wollte, entschied er sich, Priester zu werden.

Zielsetzungen der Kampagne

Die Deutschschweizer Bistümer wollen mit der Kampagne nun Leute im Alter bis 35 Jahre sowie Wiedereinsteiger in Beruf sowie ehrenamtlich Arbeitende für eine kirchliche Laufbahn gewinnen. Die Kampagne wird zurzeit finanziell von zehn der zwanzig Deutschschweizer Bistumskantone mitgetragen. Sie läuft vier Jahre und soll gesamthaft rund 900.000 Franken kosten. Das sei verhältnismässig wenig für ein derartiges Projekt, bemerkte Karl Conte in Olten. Die Kampagne setzt vor allem auf den persönlichen Kontakt mit Interessierten. Vorgesehen sind unter anderem aber auch Werbeplakate im öffentlichen Raum.

Hinweis: www.chance-kirchenberufe.ch

Hinweis für Redaktionen: Zu diesem Beitrag sind kostenpflichtige Bilder erhältlich. Bestellungen sind zu richten an: kipa@kipa-apic.ch. Honorare für Nutzungsrecht: Erstes Bild CHF 80.–, ab dem zweiten Bild zum gleichen Anlass CHF 60.–.

Hinweis: Zu diesem Thema hat die Kipa bereits das Interview «Die Kirche hat ein Image-Problem» mit der Werbeagentur-Chefin Gaby Wyser veröffentlicht. Es folgt ein Interview mit Bischof Gmür über das Profil von kirchlichen Berufen. Sämtliche Beiträge können über die Kipa bezogen werden.

(kipa/gs/ami)

23. Oktober 2013 | 15:46
Lesezeit: ca. 3 Min.
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