Papst Franziskus
Vatikan

Papst will keine «Museums-Theologen» oder «Moralisten ohne Güte»

Rom, 9.3.15 (kath.ch) Papst Franziskus hat katholische Theologen dazu aufgerufen, sich verstärkt mit dem sozialen und kulturellen Wandel zu beschäftigen. «Wir müssen uns von einer Theologie hüten, die sich im akademischen Disput erschöpft oder die Menschheit als eine gläserne Burg betrachtet», sagte er am Montag, 9. März, vor Theologie-Studenten und Professoren im Vatikan. Gute Theologen müssten ebenso wie gute Seelsorger «nach Volk und Strasse riechen».

Franziskus forderte zugleich, die Barmherzigkeit in den Mittelpunkt jeder theologischen Disziplin zu stellen. Sie sei nicht nur eine «seelsorgerische Haltung», sondern «der Kern des Evangeliums Jesu selbst», so der Papst vor Vertretern der theologischen Fakultät der Katholischen Universität von Buenos Aires. Theologen müssten mit ihrem Nachdenken «Öl und Wein auf die Wunden der Verletzten» giessen. Theologie sei Ausdruck einer Kirche, die sich als «Feldlazarett» verstehe und der Welt Heil und Heilung bringen wolle.

Sich nicht nur mit innerkirchlichen Konflikten befassen

Weiter sagte der Papst, Theologie dürfe sich nicht nur mit innerkirchlichen Konflikten befassen. Sie gründe auf Offenbarung und Tradition, «aber sie begleitet auch die sozialen und kulturellen Entwicklungen, insbesondere schwierige Übergänge», so der Papst. Es gelte, sich auch den Konflikten in der Welt zu stellen. «Unser Ort des Nachdenkens ist die Grenze», so das Oberhaupt der römisch-katholischen Kirche.

Theologie fürs Leben

Franziskus ermahnte die katholischen Fakultäten dazu, keine «Museums-Theologen» auszubilden, die Daten und Informationen über die Offenbarung anhäuften ohne zu wissen, was sie damit tun sollten. Ebenso wenig dürften Theologen auf dem «Balkon der Weltgeschichte» stehen. Theologie müsse es vielmehr verstehen, die «heilige christliche Wahrheit» in einer menschlichen Weise zu vermitteln, so Franziskus. Andernfalls bleibe er ein «Intellektueller ohne Talent, ein Moralist ohne Güte oder ein Bürokrat des Heiligen». Theologie lerne man, um zu leben. Sie gehöre untrennbar mit einer Heiligkeit im Leben zusammen. Anlass der Audienz war das 100-jährige Bestehen der theologischen Fakultät in Buenos Aires. (cic)

Papst Franziskus | © Oliver Sittel
9. März 2015 | 18:48
Lesezeit: ca. 1 Min.
Teilen Sie diesen Artikel!