Gläubige mit einem Bild von Oscar Romero
Vatikan

Papst spricht Paul VI. und Oscar Romero heilig

Rom, 14.10.18 (kath.ch) Papst Franziskus hat in Rom seinen Vorgänger Paul VI. (1963-1978) und den ermordeten salvadorianischen Erzbischof Oscar Romero (1917-1980) heiliggesprochen. Bei der Feier auf dem Petersplatz am Sonntag nahm er fünf weitere Selige in das Verzeichnis der katholischen Heiligen auf.

Unter Paul VI. endete 1965 das Zweite Vatikanische Konzil, bei dem die Kirche ihre Haltung zur modernen Welt reformierte. Erzbischof Romero, ein wichtiger Vertreter der Befreiungstheologie, wurde 1980 nach seinem Eintreten gegen die salvadorianische Militärjunta erschossen.

«Prophet einer hinausgehenden Kirche»

Franziskus würdigte Paul VI. als «Prophet einer hinausgehenden Kirche, die Weitblick hat und sich um die Armen kümmert». Seine bleibende Mahnung an die Kirche sei das Zweite Vatikanische Konzil (1962-1965), dessen «weiser Steuermann» Paul VI. gewesen sei. Sein Wirken als Papst sei aber auch von «Mühen und von Unverständnis» begleitet gewesen, sagte Franziskus.

Besonderen Nachhall fand der als Giovanni Battista Montini bei Brescia geborene Paul VI. vor allem durch seine Enzyklika «Humanae vitae» (1968) zur Sexualethik. Wegweisend war aber auch sein Lehrschreiben «Populorum progressio» (1967) zu globaler Entwicklung und wirtschaftsethischen Fragen.

Verzicht auf eigene Sicherheit

An Romero hob Papst Franziskus dessen Nähe zu den Armen und zum Volk hervor. Romero habe «auf weltliche Absicherungen, ja auf seine eigene Sicherheit» verzichtet, «um evangeliumsgemäss sein Leben hinzugeben».

Bei der gleichen Feier wurden die Gründerin der «Dernbacher Schwestern», Maria Katharina Kasper (1820-1898) aus Deutschland, die italienischen Priester Francesco Spinelli (1853-1913) und Vincenzo Romano (1751-1831), die aus Spanien stammende Ordensgründerin Nazaria Ignazia March Mesa (1889-1943) sowie den in jugendlichem Alter verstorbenen Süditaliener Nunzio Sulprizio (1817-1836) heiliggesprochen.

Spanische Königin Sofia an der Feier

Zu der Heiligsprechung reisten zahlreiche hohe Delegationen nach Rom, unter ihnen die Staatschefs von El Salvador, Panama und Chile. Zu Ehren der aus Spanien stammenden Ordensgründerin Nazaria Ignazia March Mesa (1889-1943) nahm die spanische Königin Sofia an der Zeremonie teil.

Die Schweizergarde hatte ausserdem ehemalige Gardisten an die Feier eingeladen, 50 waren dem Aufruf gefolgt. Papst Paul VI. war für die Schweizergarde von besonderer Bedeutung, weil er im Zuge einer Reform alle päpstlichen Militärkorps im Vatikan ausser der Schweizergarde aufgehoben hatte.

Benedikt XVI. nahm nicht teil

Der emeritierte Papst Benedikt XVI. blieb der Feier fern. Der 91-Jährige sei nicht mehr so agil wie noch vor einigen Monaten, sagte Kardinal Angelo Becciu, Präfekt der Heiligsprechungskongregation, im Vorfeld. Paul VI. hatte bei seinem letzten Konsistorium am 27. Juni 1977 Joseph Ratzinger, den späteren Benedikt XVI., in den Kardinalsstand erhoben.

Beim Gottesdienst trug Papst Franziskus einen Gürtel, den Romero im Augenblick seiner Ermordung am Altar getragen hatte. Ausserdem benutzte der Papst ein Messgewand seines Vorgängers Paul VI. und dessen Kelch. (cic)


 

Gläubige mit einem Bild von Oscar Romero | © Keystone/AP Photo/Andrew Medichini
14. Oktober 2018 | 12:27
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