Italiens Premierministerin Giorgia Meloni zu Besuch bei Papst Franziskus
Vatikan

Papst: Kapitalismus ist Schuld an niedriger Geburtenrate

Papst Franziskus sieht im unregulierten Kapitalismus den Hauptgrund für die niedrige Geburtenrate. Er warnte davor, die niedrige Geburtenrate mit Migration auszugleichen. Damit spielt er der neofaschistischen Regierungschefin Giorgia Meloni in die Hände.

Bei einer Veranstaltung zur Geburtenrate in Italien beklagte der Papst am Freitag: Viele junge Menschen lebten in einer prekären wirtschaftlichen Lage. Dies sei ein Grund für die niedrige Geburtenrate. Er kritisierte dabei vor allem die «astronomisch hohe Mieten» und «zu geringen Löhne». Der Papst sieht diese als Folgen der ungeregelten freien Marktwirtschaft.

Geburtenrate zentral für Zukunft Europas

Papst Franziskus sagte, die Geburtenrate sei für die Zukunft Italiens und Europas zentral. «Ob Kinder geboren werden, ist der wichtigste Indikator für die Hoffnung eines Volkes», erklärte der Papst.

Italien hat eine niedrige Geburtenrate.
Italien hat eine niedrige Geburtenrate.

«Wenn wenige Kinder geboren werden, gibt es wenig Hoffnung. Und das hat nicht nur Auswirkungen auf die Wirtschaft und die Gesellschaft, sondern bedroht das Vertrauen in die Zukunft», so der Papst.

Geburtenrate nicht durch Migration ausgleichen

Der Papst kritisierte, dass unter den derzeitigen wirtschaftlichen Bedingungen in Italien das Kinderkriegen für junge Paare eine «gigantische Herausforderung» erscheine und nicht mehr ein allgemeiner Wert, den alle anerkennen und unterstützen.  

Flüchtlingsboot auf dem Mittelmeer
Flüchtlingsboot auf dem Mittelmeer

Zugleich wandte sich der Papst dagegen, die Aufnahme von Migranten und die Geburtenrate als Gegensatz zu sehen. «Eine glückliche Gemeinschaft entwickelt den natürlichen Wunsch, sich zu vermehren und Menschen aufzunehmen und zu integrieren», so Franziskus.

Meloni erfreut über Papstäusserung

Auch Italiens Regierungschefin Giorgia Meloni sprach auf der Veranstaltung. Ihre neofaschistische Partei «fratelli d’italia» befürwortet eine äusserst restriktive Einwanderungspolitik. Entsprechend dürfte sie sich über die Papstäusserung gefreut haben.

Meloni wandte sich am Ende ihrer Rede direkt an den neben ihr sitzenden Papst und sagte: «Heiligkeit, wir lieben unsere Familien, wir lieben unser Vaterland, wir glauben an unsere Zukunft, und wir werden unseren Teil dazu beitragen, den Winter des Geburtenrückgangs zu besiegen.» (kna/am)


Italiens Premierministerin Giorgia Meloni zu Besuch bei Papst Franziskus | © KNA
12. Mai 2023 | 13:30
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